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Venus allein zu Haus

Venus allein zu Haus

Titel: Venus allein zu Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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Sohlen. Sauber! In der Küche steht keine einzige leere Flasche herum, und als selbst das oberste Regal im Wohnzimmer den Zeigefinger-Staub-Test mit Bravour besteht, lasse ich mich aufseufzend auf die Couch fallen. Hurra! Ich bin im Paradies gelandet. So schnell werden die mich nicht mehr los. Was bin ich froh, dass ich die beiden kennen gelernt habe. Wenn auch unter nicht ganz so wundervollen Umständen. Ihre Chancen stehen gut, meine zweit- und drittbesten Freunde zu werden. So sauber und ordentlich. Ja, pingelig. So pingelig wie ich. Und keine Gefahr, dass mir einer von beiden plötzlich an die Wäsche wollen könnte. Was brauche ich Bernd, wenn ich Michael und Nick haben kann? Nein, das möchte ich korrigieren. Keiner ist wie Bernd. Er wird immer mein bester Freund bleiben! Als ich gerade im Bad vor dem Spiegel meine Lippenkonturen nachziehe, höre ich einen Schlüssel im Schloss.
    »Hey, schon zurück«, rufe ich, doch da betritt eine blonde junge Frau die Wohnung.
    »Guten Tag.«
    »Äh, guten Tag.« Ein wenig hilflos stehen wir uns gegenüber.
    »Ich bin Tanja«, sagt sie und streckt mir die Hand hin, »ich putze hier, um mein Bafög ein wenig aufzubessern.«
    »Oh, ich verstehe.« Eine Welt scheint zusammenzubrechen.
    »Und wer sind Sie?«, fragt sie, während sie ihre Jeansjacke an den Garderobenständer hängt und die Ärmel ihrer Bluse hochkrempelt.

    »Ich bin Helen, ich wohne vorübergehend hier«, erkläre ich, »ja, und, ich muss dann jetzt auch mal.«
    »Alles klar, schönen Tag noch.« Damit verschwindet sie in der Küche und beginnt dort anscheinend unter der Spüle nach Putzmitteln und Lappen zu kramen. Ich vollende mein Make-up und gehe noch mal schnell zu ihr, bevor ich die Wohnung verlasse. Mit Scheuermilch rückt sie gerade den Kalkflecken auf der Arbeitsplatte zu Leibe.
    »Tanja«, sage ich und sie schaut kurz von ihrer Arbeit hoch, »Sie machen einen großartigen Job hier! Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede.«
     
    Ein paar Tage sind seit meinem Geburtstag ins Land gezogen und noch immer keine Nachricht von Bernd. Kein Anruf, keine SMS, gar nichts. Und langsam aber sicher beginne ich, ihn schmerzlich zu vermissen. Am Donnerstagabend halte ich es einfach nicht mehr aus und rufe ihn an.
    »Hallo?«
    »Hallo«, krächze ich und muss mich erst mal räuspern, »hi, ich bins?«
    »Wer ich?«
    »Das weißt du ganz genau!«
    »Ach, Lenchen. Ich hab dich gar nicht erkannt. Ist schon so lange her.«
    »Stimmt«, antworte ich, »ich hatte viel zu tun, weißt du. Ich wohne jetzt bei Nick und Michael.«
    »Endlich raus bei deinem Vater. Gratuliere!«
    »Danke«, sage ich und es entsteht eine kurze Pause. »Du hast dich ja gar nicht mehr gemeldet«, stelle ich dann fest.
    »Stimmt.« Was für ein blödes Gespräch. Bis jetzt. »Ich wollte dir ein bisschen Zeit geben. Um nachzudenken.«

    »Worüber denn?« Über sein großzügiges Angebot oder was? Schon merke ich Unwillen in mir hochsteigen. Bleib ganz ruhig, Helen. Das ist dein bester Freund auf der anderen Seite der Leitung.
    »Na ja, über unser Gespräch.«
    »Ach so, ja.«
    »Und, hast du?«
    »Was?«
    »Drüber nachgedacht?«
    »Ja, schon«, sage ich gedehnt. Was soll ich auch anderes sagen. Ehrlich gesagt habe ich mich sehr bemüht, eben nicht darüber nachzudenken. Denn dann kamen immer gleich so viele Fragen auf. Wie es weitergehen soll, ob unsere Freundschaft überhaupt weitergehen kann, wenn ich ihm sage, was ich ihm eigentlich sagen müsste. Nämlich, dass ich nichts von ihm will. Dass er mein bester Freund ist, aber nicht mehr. Das will ich ihm aber nicht sagen.
    »Und«, tönt seine Stimme aus dem Hörer. Anscheinend will er, dass ich es sage.
    »Ach, weißt du«, druckse ich herum, »Bernd, hör zu, es ist so …«
    »Warte, bevor du weiterredest, das ist vielleicht doch nicht so gut. Ich meine, am Telefon, findest du nicht?«
    »Doch.« Das finde ich absolut.
    »Wollen wir uns morgen Abend treffen? Einverstanden?« Morgen Abend? Von mir aus.
    »Okay«, willige ich ein.
    »Wunderbar.« Ich kann sein breites Lächeln förmlich durch den Hörer spüren. »Passt dir halb acht?«
    »Ja, halb acht ist gut.«
    »Dann bis morgen Abend. Ich hol dich ab. Ciao!«
    »Ciao«, sage ich auch, aber Bernd hat die Leitung schon
unterbrochen. Und dann kommt mir langsam, ganz langsam die Erkenntnis. So langsam, dass ich eine Verwandtschaft mit meiner Dumpfbacken-Schwester nicht mehr verleugnen kann: Das morgen mit Bernd wird keins unserer

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