Venus im Pelz
Und dann – welche Seligkeit, – wenn du einmal gnädig bist, wenn der Sklave die Lippen küssen darf, an der für ihn Tod und Leben hängt!« Ich kniete nieder und lehnte meint heiße Stirne an ihre Knie.
»Du fieberst, Severin«, sprach Wanda erregt, »und du liebst mich wirklich so unendlich?« Sie schloß mich an ihre Brust und bedeckte mich mit Küssen.
»Willst du also?« begann sie zögernd.
»Ich schwöre dir hier, bei Gott und meiner Ehre, ich bin dein Sklave, wo und wann du willst, sobald du es befiehlst«, rief ich, meiner kaum mehr mächtig.
»Und wenn ich dich beim Worte nehme?« rief Wanda.
»Tu' es.«
»Es hat einen Reiz für mich«, sprach sie hierauf, »der kaum seinesgleichen hat, einen Mann, der mich anbetet und den ich von ganzer Seele liebe, mir so ganz hingegeben, von meinem Willen, meiner Laune abhängig zu wissen, diesen Mann als Sklaven zu besitzen, während ich –«
Sie sah mich seltsam an.
»Wenn ich recht frivol werde, so bist du schuld –« fuhr sie fort – »ich glaube beinahe, du fürchtest dich jetzt schon vor mir, aber ich habe deinen Schwur.«
»Und ich werde ihn halten.«
»Dafür laß mich sorgen«, entgegnete sie. »Jetzt finde ich Genuß darin, jetzt soll es bei Gott nicht lange mehr beim Phantasieren bleiben. Du wirst mein Sklave, und ich – ich werde versuchen, ›Venus im Pelz‹ zu sein.«
Ich dachte diese Frau endlich zu kennen, zu verstehen, und ich sehe nun, daß ich wieder von vorne anfangen kann. Mit welchem Widerwillen nahm sie noch vor kurzem meine Phantasien auf und mit welchem Ernste betreibt sie jetzt die Ausführung derselben.
Sie hat einen Vertrag entworfen, durch den ich mich bei Ehrenwort und Eid verbinde, ihr Sklave zu sein, solange sie es will.
Den Arm um meinen Nacken geschlungen, liest sie mir das unerhörte, unglaubliche Dokument vor, nach jedem Satze macht ein Kuß den Schlußpunkt.
»Aber der Vertrag enthält nur Pflichten für mich«, sprach ich, sie neckend.
»Natürlich«, entgegnete sie mit großem Ernste, »du hörst auf, mein Geliebter zu sein, ich bin also aller Pflichten, aller Rücksichten gegen dich entbunden. Meine Gunst hast du dann als eine Gnade anzusehen, Recht hast du keines mehr und darfst daher auch keines geltend machen. Meine Macht über dich darf keine Grenzen haben. Bedenke, Mann, du bist ja dann nicht viel besser als ein Hund, ein lebloses Ding; du bist meine Sache, mein Spielzeug, das ich zerbrechen kann, sobald es mir eine Stunde Zeitvertreib verspricht. Du bist nichts und ich bin alles. Verstehst du?«
Sie lachte und küßte mich wieder und doch überlief mich eine Art Schauer.
»Erlaubst du mir nicht einige Bedingungen –« begann ich.
»Bedingungen?« sie runzelte die Stirne. »Ah! du hast bereits Furcht, oder bereust gar, doch das kommt alles zu spät, ich habe deinen Eid, dein Ehrenwort. Aber laß hören.«
»Zuerst möchte ich in unserem Vertrag aufgenommen wissen, daß du dich nie ganz von mir trennst, und dann, daß du mich nie der Roheit eines deiner Anbeter preisgibst –«
»Aber Severin«, rief Wanda mit bewegter Stimme, Tränen in den Augen, »du kannst glauben, daß ich dich, einen Mann, der mich so liebt, der sich so ganz in meine Hand gibt –« sie stockte.
»Nein! nein!« sprach ich, ihre Hände mit Küssen bedeckend, »ich fürchte nichts von dir, was mich entehren könnte, vergib mir den häßlichen Augenblick.«
Wanda lächelte selig, legte ihre Wange an die meine und schien nachzusinnen.
»Etwas hast du vergessene, flüsterte sie jetzt schelmisch, »das Wichtigste.«
»Eine Bedingung?«
»Ja, daß ich immer im Pelz erscheinen muß«, rief Wanda, »aber dies verspreche ich dir so, ich werde ihn schon deshalb tragen, weil er mir das Gefühl einer Despotin gibt, und ich will sehr grausam gegen dich sein, verstehst du?«
»Soll ich den Vertrag unterzeichnen?« fragte ich.
»Noch nicht«, sprach Wanda, »ich werde vorher deine Bedingungen hinzufügen, und überhaupt wirst du ihn erst an Ort und Stelle unterzeichnen.«
»In Konstantinopel?«
»Nein. Ich habe es mir überlegt. Welchen Wert hat es für mich, dort einen Sklaven zu haben, wo jeder Sklaven hat; ich will hier in unserer gebildeten, nüchternen, philisterhaften Welt, ich allein will einen Sklaven haben, und zwar einen Sklaven, den nicht das Gesetz, nicht mein Recht oder rohe Gewalt, sondern ganz allein die Macht meiner Schönheit und meines Wesens willenlos in meine Hand gibt. Das finde ich pikant. Jedenfalls
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