Venus und ihr Krieger
die bis dahin stumm an der Wand gestanden hatten, näherte sich und besprengte die Gaben mit reinigendem Wasser, bevor sie dem Opferfeuer übergeben wurden. Eigenartige Musik erklang und die beiden Frauen sowie Acme begannen in seltsamen Verrenkungen zu tanzen. Pila blieb schweigend stehen.
Ein merkwürdiger Zauber ging von der Göttin mit dem erhobenen Rock aus und Pila befürchtete, dass auch sie von der Magie des Rituals gefangen genommen würde.
Die Priesterin reichte Athenais ein Gefäß, aus dem sie trank. Kurz danach tanzte sie allein nach dieser berauschenden Musik, die sich stetig steigerte. Und Athenais schien in Trance zu fallen und wiegte sich nach den seltsamen Melodien.
Romelia hatte sich zurückgezogen, auch Acme hockte sich neben Pila und schaute nur noch zu. Pila stieß Acme an.
»Was ist das für eine seltsame Göttin, die den Rock hebt, und was tut deine Herrin da?«
Acme funkelte sie böse an. »Du bist eine Heidin aus dem Norden, wozu hat Romelia dich überhaupt mitgenommen? Du verstehst nichts von unserem Glauben«, zischte sie. »Isis ist die Gemahlin von Osiris und die Beschützerin der Mütter und Ehefrauen. Sie eröffnet die Geheimnisse des Lebens und des Jenseits. Meine Herrin erbittet Fruchtbarkeit von ihr.«
»Aha.« Pila schwieg und schaute erstaunt zu, wie Athenais in Ekstase geriet und dann erschöpft auf den Stufen des Altars zusammenbrach. Die Priesterinnen trugen sie einfach beiseite und warteten, bis sie von allein erwachte. Acme richtete ihre verrutschte Kleidung zurecht, dann begaben sich alle auf den Heimweg.
»Ob eine einmalige Anbetung reicht, wage ich zu bezweifeln«, hörte Pila Romelias Stimme vor sich in der Dunkelheit. Athenais war noch schwach und Acme musste sie stützen.
»Ich hoffe, dass es nützt, denn ich hatte das intensive Erlebnis, dass Osiris mich befruchtet hat.«
»Warten wir es ab. Ich hätte allerdings einen ganz anderen Vorschlag, einen etwas realistischeren … Wenn du dich wieder erholt hast.«
Am Morgen schliefen Romelia und Athenais lange, um nach ihrem nächtlichen Ausflug wieder zu Kräften zu kommen. Geweckt wurden sie durch den Lärm eines ankommenden Boten aus Rom. Nichts Gutes ahnend, eilte Valerius ihm entgegen. Der Bote überreichte dem Senator eine Papierrolle.
Valerius ließ Romelia wecken. »Ich muss zurück nach Rom. Die Curia wurde einberufen, es gibt Unruhen in der Stadt.«
Romelia erschrak. »Unruhen? Ist unser Besitz in Gefahr?«
Valerius beruhigte sie. »Nein, keine Bange, Liebes. Unsere Villa wird geschützt, außerdem ist es noch nicht zu Gewalttätigkeiten gekommen. Meine Anwesenheit in Rom ist aber unbedingt erforderlich, um die nötigen Maßnahmen dagegen zu ergreifen. Für dich ist es sicherer, du bleibst hier.«
»Wie wirst du reisen?«, wollte Romelia wissen.
»Ich reite, dann bin ich in drei Tagen in Rom. Zur Begleitung nehme ich nur zwei Sklaven der Eskorte mit.«
Romelia nickte und seufzte. »Schade, es war nur ein kurzer Landurlaub.«
»Nur für mich. Du hast doch deine Unterhaltung mit Athenais. Und verärgert mir den armen Diodoros nicht zu sehr.« Er lächelte spitzbübisch.
Romelia schaute bedrückt. Doch als sich Valerius von ihr verabschiedet hatte, lächelte auch sie. Dann ließ sie nach dem Sklaven Celius rufen. Sie hatte einen speziellen Auftrag für ihn.
Pila stand im Atrium und verabschiedete ihren Herrn. »Du bleibst bei Romelia«, sagte er zu ihr, während er auf den Vorplatz hinauseilte, wo bereits die gesattelten Pferde warteten. Pila senkte den Kopf. Valerius blieb stehen und lächelte.
»Sehe ich etwa Trauer im Blick meiner blonden Venus? Es freut mich, dass du mir endlich ein wenig dein Herz öffnest. Kopf hoch, Pila, ich will zum Abschied in deine blauen Augen schauen. Und wenn ich zurückkehre, hoffe ich, dass der Meister seine Arbeit an der Venus aus Marmor beendet hat. Geh täglich hin, wie ich es dir befohlen habe!« Er schwang sich auf sein Pferd und blickte sich um. Doch von Romelia war nichts zu sehen.
»Vorwärts!«, rief er und die Reiter preschten zum Tor hinaus.
Kaum hatte Valerius seinen Landsitz verlassen, war Romelia wie umgewandelt. Mit schriller Stimme herrschte sie die Sklaven an und besonders Pila hatte einiges auszuhalten. Hatte sich Romelia während der Anwesenheit ihres Gatten zurückgehalten und Pila nicht weiter beachtet, ließ sie jetzt ihre Wut an ihr aus.
»Nun, du kleine Hure, jetzt wird wieder nach meiner Musik getanzt. Dein Beschützer ist weit weg. Nur
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