Venus und ihr Krieger
die Götter wissen, was er an dir findet.« Verächtlich wischte sie über den Tisch und das ganze Obst, das in einer silbernen Schale darauf stand, kullerte durch das Zimmer. »Heb es auf!«, herrschte sie Pila an und verließ das Gemach.
Am Nachmittag besuchte Romelia ihre Nachbarin Athenais. Pila musste sie begleiten. Romelia benutzte eine Abkürzung durch den Park, die auch Athenais nahm. So brauchte sie keine öffentlichen Wege zu gehen und Diodoros ließ seine Gattin gewähren. Überhaupt schien er sich jetzt kaum noch um Athenais zu kümmern. Romelia war das recht, denn sie verbrachte neuerdings viel Zeit mit ihrer neuen Freundin. Und Athenais war überglücklich über die Abwechslung. Sie blühte richtig auf, ihre Augen glänzten und ihre anfängliche Scheu war wie vom Wind verweht.
Pila hockte im Atrium und wartete, bis Romelia sie rief. Doch Romelia hatte sich mit Athenais in die Frauengemächer zurückgezogen und nicht einmal Acme durfte zugegen sein. Sie hatte mit Athenais etwas Wichtiges zu besprechen.
Die Haussklaven eilten vorbei, niemand kümmerte sich um Pila.
Dann war es still. Sie erhob sich und schlenderte etwas umher. Diese Villa war anders als die des Valerius, nicht so prachtvoll ausgestattet. Trotzdem schien Diodoros ein reicher Mann zu sein. Pila hatte den wertvollen Schmuck von Athenais gesehen, den nicht einmal Romelia vorzuweisen hatte.
Aus einer angelehnten Tür hörte Pila eine Stimme. Es war die Stimme von Diodoros. Vorsichtig näherte sie sich der Tür und blinzelte durch den Spalt. Was sie sah, ließ ihr den Atem stocken. Diodoros saß auf einem Schemel, vor ihm stand Nikandros mit gesenktem Kopf. Der Knabe war völlig nackt. Diodoros hatte seinen Chiton zurückgeschlagen und Pila konnte seinen erregten Phallus sehen, während er den Knaben zwischen seinen Beinen betastete. Diodoros murmelte unentwegt etwas dabei, während der Knabe heftig atmete und sein Gesicht rot anlief.
Pila zuckte zurück und warf sich gegen die Wand. Bei allen Göttern, die in Roms Gefilden herumschwirrten, was tat dieser Mann? Pila hörte, wie Diodoros’ Stimme lauter wurde und dann quiekte Nikandros wie ein kleines Schwein. Entsetzt lief Pila zurück ins Atrium und hockte sich auf ihre Bank. Ihr tat der Junge Leid, der so von diesem schrecklichen Mann missbraucht wurde. Aber sie konnte ihm nicht helfen. Sie war ja selbst nur eine Sklavin.
Eine geraume Weile hörte sie nichts mehr. Vorsichtig spähte sie wieder durch den Spalt der Tür. Diodoros schien das Zimmer über das Peristyl verlassen zu haben. Nur der Knabe hockte, jetzt mit einer leichten Tunika bekleidet, auf dem Hocker und starrte vor sich hin.
Pila näherte sich ihm lautlos. Sie sah den mageren, gebeugten Rücken, seinen schmalen Nacken, das wirre Haar. Sanft legte sie ihre Hand auf seine Schulter. Nikandros fuhr erschrocken herum.
»Keine Angst«, beruhigte ihn Pila. »Ich tue dir nichts. Was hat dir dieser Mann angetan? Hat er dich missbraucht? Hast du Schmerzen? Kann ich dir helfen?«
Nikandros blickte sie zuerst irritiert, dann unwillig an. Er zog die dunklen Augenbrauen zusammen.
»Was willst du von mir, Sklavenweib?«, fauchte er sie an. »Was geht es dich an, was Diodoros mit mir macht? Er ist mein Erastes und ich bin sehr stolz darauf. Nicht jeder darf Eromenos eines derart gebildeten und reichen Mannes sein. Und nun verschwinde!«
Pila starrte ihn verwirrt und ungläubig an. »Aber … aber … ich wollte dir doch nur helfen«, stammelte sie.
Der Knabe verzog die kindlichen Lippen zu einem verächtlichen Lächeln. »Wobei?«, fragte er herablassend. »Was wissen denn Weiber von solchen Dingen? Und eine Sklavin noch dazu!«
»Ja, bist du denn kein Sklave?«
»Ich?« Jetzt lachte Nikandros lauthals. »Ich bin der Sohn des Aleksander Theodoros, der seine Handelsflotte auf allen Meeren der Welt fahren hat. Und nun verzieh dich, ehe ich es deiner Herrin melde!«
Pila kam nicht mehr dazu, sich aus dieser prekären Situation zurückzuziehen, denn Acme stand plötzlich hinter ihr.
»Was ist hier los?«, fragte sie streng.
»Jag sie hinaus«, murmelte Nikandros. »Sie hat mich mit meinem Erzieher belauscht!«
»Ei, das wird aber deine Herrin erfreuen, wenn ich ihr das erzähle«, lächelte Acme süßlich. »Vor allem, wie du das Gastrecht in unserem Hause missbrauchst.« Sie machte kehrt und verschwand, um das Vorkommnis ihrer Herrin und Romelia zu melden.
Pila sank auf der Bank im Atrium zusammen. Am liebsten wollte sie
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