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Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Titel: Venusblut - Schreiner, J: Venusblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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Mutter sie mit einem festen Hanfseil, das ihr schmerzhaft in die Haut der Handgelenke schnitt, gefesselt und kampfunfähig gemacht
.
    Deirdre strich ihr beruhigend über die Haare und beugte sich zu ihr. Beim ersten Blick in das Gesicht ihrer Mutter, begriff Maeve, dass diese endgültig den Bezug zur realen Welt verloren hatte und zu Lilith geworden war. Hatte Lilith zuvor oft in Rätseln gesprochen, von wahnsinnig machender Schönheit, Flüchen und Prophezeiungen, war sie nun jenseits von allem. Unwiderruflich verrückt
.
    »Mutter, bitte, ich bin es!«
    Ein Kichern war die Antwort. Dann sah sie den Dolch, der extra bereitgelegt worden zu sein schien. Die Angst, die sie erfüllte, war allumfassend. Doch es war nicht die vor ihrem eigenen Tod oder vor möglichen Schmerzen, es war die Angst um ihre Geschwister. Schon konnte sie Schritte hören, die sich näherten. Schwere Schritte
.
    Sie öffnete den Mund, um ihren älteren Bruder Magnus zu warnen, doch kein Laut wollte über ihre plötzlich trockenen Lippen kommen. Wie gelähmt musste sie mit ansehen, wie Magnus ebenfalls überwältigt und gefesselt wurde, bevor ihre Mutter sich wieder ihr zuwandte. Den Dolch in der Hand
.
    Sie konnte die Tränen der Hilflosigkeit spüren, die über ihre Wange liefen, und ihren Zorn darüber, dass es so enden würde. Verraten von der Person, die sie am meisten liebte, die Person, die sie doch vor allem Übel beschützen müsste
.
    »Mutter!«, war das einzige Flehen, welches sie zustande brachte. Dann traf der Dolch, stach mit Leichtigkeit in ihr Fleisch und durchtrennte Haut, Sehnen und Muskeln. Doch erst als Lilith ihn aus Maeves Körper herauszog verwandelte sich der Druck. Die Schmerzen waren überwältigend. Ebenso der Gedanke, tatsächlich sterben zu müssen. Nicht eine Sekunde zweifelte Maeve daran, dass der Stich tödlich war. Selbst wenn sie vor der Wahnsinnigen gerettet werden würden, würde sie verbluten. Verzweiflung schlug über ihr zusammen. Sie würde Morna nicht schützen können. Nicht ihren geliebten Bruder
.
    Eine Familie ausgelöscht von der eigenen Mutter!
    Sie versuchte trotz ihrer Fesseln mit den Händen an die Wunde zu gelangen, um das Blut zu stoppen, doch ihre Mutter schob ihre Hände unbarmherzig wieder zurück. Sie ignorierte die Schmerzen der Tochter und drückte trotz des gequälten Schreies noch zusätzlich auf die Wunde, um mehr Blut hervorzupressen, das sie in einem steinernen Schälchen auffing
.
    Maeve Geist ergriff ein leichter Schwindel und drängte sie in die sanfte Schwärze einer Ohnmacht. Sie kämpfte dagegen an und schob sich in eine halbsitzende Position
.
    Ihre Mutter Deirdre, geliebtes Wesen der Kindheit, als Prophetin Lilith Schreckgespenst der letzten Minuten, trug das Schälchen zu einem Buch, griff nach einer Feder und …
    Maeve kippte nach hinten und es gelang ihr lediglich, den Kopf so zu drehen,dass sie weiter zusehen konnte. Ihre Mutter nutzte die Feder, um in das Buch zu schreiben. Zu schnell. Maeve blinzelte, doch der Eindruck war keine Einbildung. Ihre Mutter bewegte ihre Hände mit übermenschlicher Geschwindigkeit, füllte Seite um Seite, bis ihr schließlich das Blut ausging oder die Ideen
.
    Dieses Mal wandte sie sich Magnus zu und trotz ihrer Situation erschrak Maeve über den Anblick ihrer einst so schönen Mutter. Nicht nur, dass sich ein grauenhafter Zug über Liliths weichen Mund gelegt hatte, ihre längst ausgefallenen Eckzähne waren wieder da – Reißzähne im Mund einer Bestie. Es dauerte einige Sekunden, bis Maeve den entsetzen Laut als ihren eigenen erkannte
.
    Magnus dagegen rührte sich nicht. Ihr viel älterer Bruder hatte sich nicht einmal bewegt und gab auch jetzt keinen Laut von sich. Nur sein Gesicht spiegelte seinen Schrecken
.
    »Du, mein Sohn!« Lilith strich Magnus über die ergrauten Haare. »Du wirst mein Wissen hüten und mein Buch in der Welt verbreiten.«
    »Was du willst, Mutter!« Maeve bewunderte ihren Bruder dafür, wie ruhig und gelassen seine Stimme klang. Einschmeichelnd und begütigend. Beinahe hätte sie dem Tonfall nachgegeben und ihre Augen geschlossen, um sich der langsam in ihrem Inneren auftuenden Schwärze anzuvertrauen. Mühsam zwang sie sich ihre Augen aufzuhalten
.
    »Lass mir nur meine Familie! Meine Kinder!«
    Lilith lachte. Ein ganz und gar gehässiger Laut. »Oh, ich lasse sie dir mein Lieber, ich lasse sie dir!« Mit diesen Worten beugte sie sich über ihren gefesselten Sohn und zwang ihn vollständig zu Boden. »Aber ich

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