Venusblut - Schreiner, J: Venusblut
ihrer womöglich ewig währenden Gefangenschaft erfahren hatte, auf ihren Kerkermeister reagieren?
Judith strich Joels Haare zur Seite und drehte sein Gesicht so, dass er sie ansehen musste.
»Weißt du, für einen großen, toughen Vampir, bist du wirklich erstaunlich feige!«
»Hei!«
»Ist doch wahr!«
Und dann küsste sie ihn. Einfach so und ohne Vorwarnung legten sich ihre Lippen auf seine. Verwirrt ließ er sie gewähren und wunderte sich darüber, dass das Biest, der dunkle Teil seiner selbst, ruhig blieb. Unter ihren weichen, suchenden Lippen öffnete er seinen Mund. Nie zuvor hatte er etwas Vergleichbares erlebt, nie zuvor hatte ihn ein Kuss dermaßen gefangen genommen und bis tief in den Ursprüngen seiner Existenz erschüttert. Ihr Vertrauen packte ihn, schmeichelte seiner Seele und seine Herzen, und änderte die Ambition der dunklen Lust, die in seinen Adern erwachte. Er wollte Judith mit einem wahrhaft unmenschlichen Verlangen. Wollte Dinge von ihr, die er vorher nicht einmal hätte benennen können. Und der Gedanke daran, sie nicht nur abermals zu lieben, sondern sie auch zu behalten – für immer zu behalten – blitzte in seinen Gedanken auf. Verführerisch, wie ihr Geschmack auf seiner Zunge, ihr Stöhnen in seinem Mund und doch unvernünftig und unmöglich wie ihr Verzeihen und ihre Liebe zu ihm.
Trotzdem ließ sich der Gedanke erst verdrängen, als sich Judith näher an ihn schmiegte und die Lust in seinen Adern fordernder wurde. Erst dann übernahm seine Libido. Langsam glitt sein Mund von ihrem, küsste sich seinen Weg nach unten, über ihren Hals und – er streifte ihre Bluse mit dem großzügigen Carmen-Ausschnitt über ihre Schultern – zu ihren Brüste. Genießerisch ließ er seine Zunge um die harten Nippel kreisen, neckend und kleine Schläge austeilend. Vorsichtig kratze er mit den spitzen Vampirzähnen an ihrer empfindlichen Haut, gerade fest genug, um keine Spuren zu hinterlassen.
Judith stöhnte und bog sich dem Vampir entgegen, doch Joel setzte seinen Weg nach unten fort. Er spreizte ihre Beine weiter, so dass der kurze Rock auf ihre Hüfte rutschte, und verlagerte sein Gewicht zwischen ihre Schenkel.
Joel hielt Judiths Blick gefangen, ließ sie seine besitzergreifende Gier ebenso sehen wie sein Verlangen nach ihrer Liebe, während er einen Finger zwischen ihre Schamlippen gleiten ließ. Die Feuchtigkeit war ein Beweis dafür, dass ihr Körper ihn willkommen hieß. Judith schauderte, eine körperliche Antwort auf seine Berührung und eine weitere, stumme Einladung. Ohne seinen Blick von ihrem zu lösen, beugte sich Joel vor und sog ihre Klitoris zwischen seine Lippen. Judith schrie auf, als er ihren intimsten Geschmack genoss. Doch Joel konnte bereits das animalische Verlangen in sich spüren. Er würde nicht sanft zu ihr sein können. Niemals. Etwas an ihr weckte das Biest in ihm. Joel konnte es bereits in sich spüren. Erwacht und auf der Lauer. Eine vampirische Macht, die aus ihm eine Bestie machte, den Herrscher der Schatten. Sie sorgte dafür, dass all seine Sinne geschärft wurden und ihm seine Umgebung beinahe schmerzhaft bewusst machten. Er konnte sogar den Genuss spüren, den er ihr schenkte, die Verbundenheitihrer Körper. Ein erregender Umstand, der sein Blut schneller fließen ließ. Er musste all seine Willenskraft aufbringen, um sie nicht wieder zu beißen und in ihre verlockende, schillernde Aura einzudringen.
Eine Aura, die realer war als alles andere. Alles, was Joel gekannt oder geliebt hatte, verblasste neben ihr, wurde nichtig und irrelevant.
Judith war überwältigt. Joels Berührungen waren so sanft, dass sie beinahe weinen musste. Hatte sie sich zuvor begehrt gefühlt – überwältigt und bei lebendigem Leibe verschlungen, so waren es nun Respekt und Liebe, die aus jeder seiner Bewegungen sprachen. Es war, als wäre sie das einzig Reale in seiner Welt, die nur aus Schatten bestand, aus diffusen Wesen, Informationen und Handlungen.
Joel richtete sich ein wenig auf und glitt langsam über ihren Körper, ohne sie zu berühren, langsam, methodisch; ein machtvolles Raubtier, welches sich über seine Beute hermachte. Seine Augen schienen in einem Dunkelheit verbreitenden Licht, das ihre Welt der seinen anglich. Graustufen in einer Realität ohne Bedeutung, nur sie beide wirklich. Sie schloss die Augen.
»Sieh mich an! Ich will deine Augen sehen, wenn ich in dich eindringe.«
Judith schluckte bei seinen Worten, kam der verführerischen Bitte aber nach
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