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Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Titel: Venusbrüstchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Detering , Silke Porath
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jünger. Da versteht Ihr doch, dass ich eigentlich nicht wieder in Deutschlands herben Norden zurück will? Ich muss nur sehen, wie ich alles regeln könnte. Kann. Auch Claude ist ein ›könnte‹. Es könnte sein, wir bleiben Tage oder auch Wochen zusammen, möglich wären auch Monate, wer weiß das schon? Aber bis dahin werde ich genießen, meine Bücher natürlich nicht vergessen und Euch – Euch ganz gewiss nicht …
    sagt Eure glückliche, laut jubelnde Josefa.
    Von: [email protected]
    An: [email protected] , [email protected]
    Gesendet: Montag, 15. Oktober, 23:58 Uhr
    Betreff: Paris, Cafés und die verrückte Sue samt Josefa
    Liebe Sue, liebe Josefa,
    ich sehe, Ihr habt Euch ohne mich gut unterhalten. Was Sue, Du hast Dich beim Autowaschen über die Guckerei einer Frau gewundert? ›Tusse‹ schreibst Du?
    Dann schreib ich jetzt dies:
    Ich hab schon ein mehr als heftiges Lachen unterdrücken müssen. Habe Deine Flüche gehört, dann Deine Schnappatmung – denn Du hast genau auf die zugeklebten Briefumschläge geguckt, wo drauf stand: ›Susanne‹ und ›J. H.‹. Wie beiläufig schlenderte ich um meinen Leihwagen, hab reingeguckt, gesehen, wie Deine Augen rechteckig wie die Briefumschläge wurden, Du den ›Susanne-Umschlag‹ nahmst – und nach qualvollem Zögern wieder zurücklegtest.
    Drin war sowieso nix. Sollte nur eine Fährte sein.
    Also – Du hast mich – die Tusse – nicht erkannt. Ich mich zuerst auch nicht. Denn ich war beim Friseur – nun, Du hast es gesehen, Garçonschnitt in mittelrotbraunblond. Neue Brille. Und feine Klamottenläden fand ich in Stuttgart. Auf meine handschuhweichen rostbraunen Stiefeletten hast Du verdammt neidisch gelinst, und als Du meine Beine in dunkelorange, blickdicht sahst, gähnte dein Mund ebenso offen wie beim Anblick meiner knackneuen Lederjacke – die meine Winzrundungen an den falschen Stellen so wunderbar kaschiert. Dahin haste geguckt, aber nicht so richtig in mein Gesicht.
    Ich hab mich amüsiert.
    Aber ich muss schon sagen, Du kannst wirklich gut mit Kunden umgehen. Wirkst frisch und witzig. So. Mehr Lob brauchst Du nicht, sonst springst Du nur in das nächste Chaos.
    Hör mal: Ich habe mir auf meiner Fahrt Buchhandlungen angeguckt, die verkauft oder neu vermietet werden sollen. Ich habe versucht, die Bilanzen zu lesen, die Standorte akribisch begutachtet, den Kundenlauf, die Aufmachung des Geschäfts, Schaufenster und dergleichen. Eventuell käme eine in Würzburg in Betracht. Eventuell. Das muss ich alles durch einen Anwalt und Steuerberater prüfen lassen. Wenn ich das so möchte. Eigentlich, ich mailte es ja schon – spinne ich nach wie vor von einem altmodischen Buchladen, mit Café und so. Der Laden in Würzburg, ja, er hat schon das gewisse Etwas, aber noch nicht ganz so, wie ich es mir denke. Ich meine, wenn ich wirklich mein drittes Leben beginnen will, sollte die Ausgangssituation schon recht optimal sein.
    Und – wie es der Zufall will – fragte mich letztens einer meiner Lieblingskunden, »wenn Sie mal daran denken, sich zu verändern, also, Ihr Haus vermieten oder gar verkaufen wollen – ich wäre daran interessiert.« Hatte der in meinen Gedanken gestöbert? War doch meine Aufgabe, ich in seinen …
    Aber der Mann kann zahlen. Das weiß ich.
    Auch das geht mir durch den Kopf.
    Und Du, Sue? Hast Du über Josefas Vorschläge nachgedacht oder nur von Eiermanns Küssen in Mondnächten geträumt?
    Josefa? Bist Du noch in Paris? Mit Claude? Meinst Du nicht auch – wenn Sue nicht aufpasst, sitzt sie mit 60 irgendwo rheumageplagt als Klofrau? Womöglich an einer Raststätte und kann sich gar nicht groß erheben, sondern nur mit dem gichtigen Zeigefinger regelmäßig aufs Tellerchen ticken. Damit da Cents draufkommen.
    Josefa, besuche bitte für mich Neuilly-sur-Seine. Heute wie vor Jahren ist Neuilly Wohnort des arrivierten französischen Bürgertums. Aber das weißt Du ja. In Neuilly hätte ich leben und zur Schule gehen können, vor vielen Jahren – und dann kam alles ganz anders.
    Aber – wie anders wäre mein Leben verlaufen, wie anders wäre ich geworden, wenn ich dort gelebt hätte? Diese haarscharf verpassten Chancen …
    Ich sehe, es ist längst Morgen geworden. Besser ist, ich gehe ins Bett.
    Josefa, auf Deinen Claude-Bericht, den weiteren, warte ich schon!
    Bis bald, Eure Gerda

8.
    Von: [email protected]
    An: [email protected] , [email protected]
    Gesendet: Dienstag, 16. Oktober, 02.00 Uhr
    Betreff: Frau O.

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