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Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Titel: Venusbrüstchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Detering , Silke Porath
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weit weg von mir und auch deshalb habe ich mir eine eher schnoddrige Sprache zugelegt und hüte mich, in bestimmten Situationen im Arztjargon zu reden.
    Und liebste Josefa – Du riechst wohl meine Grübeleien? Natürlich fühle ich kein okkultes Gedöns bei meinen Kunden, noch habe ich das vor einer Sitzung. Aber – Schwingungen senden sie aus. Ihr auch. Außerdem – wenn Du die Körpersprache deines Gegenübers beobachtest, weißt Du schon eine Menge. Und Josefa, Du meinst, dank Deiner norddeutschen Mentalität – Wahrsagen sei Kokolores?
    Ich bin ja längst am Überlegen. Ich will mein Häuschen vermieten oder verkaufen. Ja, ich stehe eigentlich in den Startlöchern, um endlich ein drittes Leben anfangen zu können.
    Ja, wer weiß schon, ob ich Euch nicht irgendwann mit einem Roman überrasche? Nein. Ich erzähle nichts. Wisst Ihr, was mir auch Spaß machen würde: So eine herrlich altmodische Buchhandlung zu führen, altmodisch in dem Sinne wie früher die Kolonialwarenläden – mit Holz, Schubladen, tiefen, bequemen Sesseln, dicken Teppichen in einer extra Leseecke, also, wie ein Lesecafé, mit Kaffeeduft und belgischen Pralinés und auch Bücher vorrätig haben, die abseits des Mainstreams geschrieben wurden, dazu im Sortiment natürlich Kriminalromane – vielleicht nur jene, die von Frauen geschrieben wurden.
    So etwas geht mir durch den Kopf! Am liebsten aber hätte ich ein Bücherdorf.
    Ja, träumen darf man noch. Ich weiß, dass ich nicht das Geld dazu habe.
    Und Sue schiebt ihren Hintern in stinkende Kofferräume. Mensch Sue, Josefa hat recht, beweg Dich! Mach was anderes. Willst Du bis zur Rente Fliegen von Scheiben abperlen lassen? Du hast anderes im Kopf. Hol es raus! Ach. Weißt Du was – lass uns verrückte Pläne machen.
    Ich will ein Bücherdorf.
    Nie kriegt Frau, das, was sie möchte.
    Liebe Französin, sag, wohin führt Dich Dein Weg?
    Sue, komm endlich raus aus dem Auto, lass Dich bloß nicht beeindrucken, nur, weil Du gerade in einem Audi S8 nach Krümeln suchst.
    Nachdenkliche Grüße von
    Gerda
    Von: [email protected]
    An: [email protected] , [email protected]
    Gesendet: Sonntag, 07. Oktober, 22:42 Uhr
    Betreff: off
    Mädels,
    ich hatte vergessen, Euch mitzuteilen, dass ich von Sonntag bis Samstag offline bin. Mehr sag ich nicht. Aber zur Erbauung am Abends dieses, was mir eben ein Freund aus dem Taubertal schickte, geschehen in Innsbruck 1833:

    Sue, so lasse weder Henrik noch den Gescheitelten ein teures Teil tragen …Und Josefa – Dich sehe ich an der Seine mit Buch in der Hand, neu eingekleidet, dahinschreiten.
    Schreitet, macht keinen Unsinn,
    Eure Gerda, die momentan so einiges im Sinn hat.

7.
    Von: [email protected]
    An: [email protected] , [email protected]
    Gesendet: Freitag, 12. Oktober, 13:48 Uhr
    Betreff: Hihi
    Ladys,
    eigentlich bin ich bleimüde und sollte meine Mittagspause für ein Schläfchen nutzen. Ich habe Augenringe wie Lkw-Reifen. Vollmond. Da spinnt die Katze und Frank von oben hat bis weit nach Mitternacht rumgepoltert. Klang wie eine Herde steppender Elefanten. Gegen eins war’s mir dann zu bunt und ich bin in Puschen, Bademantel und ziemlich verknittert vom sinnlosen Im-Bett-Rumwälzen hochgegangen. Was höre ich, als ich an der Wohnungstür stehe? Tango Argentino. Ich mag diese Musik. Aber nicht mitten in der Nacht!
    Es hat auch eine ganze Weile und ziemlich langes Bimmeln gebraucht, bis die Tür endlich aufging.
    »Sue? Sinnwirsssulaut?« Ladys, der Herr hatte vielleicht einen in der Krone, hielt sich am Türrahmen fest und grinste mich an. Ohne Krawatte um den Hals.
    »Was machst du?«, wollte ich wissen. Mit einem weiteren Schritt Abstand zwischen uns, denn Frank stank nach sehr viel Bier.
    »Ühbn. Müssnbüssnühbn.«
    »Was?«
    »Ssssridde. Tanssssn.«
    »Tanzen?« Statt einer Antwort gab’s ein Kopfnicken.
    » Du machst einen Tanzkurs?« Ist das zu fassen? Mein Bürohengst schwingt das Tanzbein?
    »Ja. Mach ich.«
    »Könntest du dann bitte nachts schlafen wie alle anderen auch und das Tanzen auf tagsüber verlegen?« Das habe ich sehr höflich gefragt. Trotzdem ist mir mein Gesicht entglitten, als hinter Frank eine barfüßige Lady in rotem Kleid auftauchte.
    »Kann ich nicht. LenahaddnurjedsssSssseit.«
    »Lena?«
    »Das bin ich, hihi. . « Hey, nichts gegen blonde Haare. Und auch nichts gegen einen großen Busen. Aber viel gegen dieses infantile Kichern!
    »Und wer, hihi, bist du?«
    »Die Nachbarin, haha.«
    »Hihi, kannst du

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