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Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Titel: Venusbrüstchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Detering , Silke Porath
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bleibt mir nur eins: Euch beide mal einzuladen. Ich backe, bediene und spiele die Wirtin. Wie wär’s?
    Du liebe Güte – ich muss los! Drückt mir die Daumen, dass nicht wieder solche Irren kommen heute Mittag!
    Eure Sue aus der Irrenanstalt
    Von: [email protected]
    An: [email protected] , [email protected]
    Gesendet: Samstag, 13. Oktober, 17:15 Uhr
    Betreff: Sue!
    Sue,
    der Krawattenmann hängt Dir plötzlich am Kragen oder etwas tiefer? Du gönnst der gut bepackten Blonden aber auch gar nix. Aber, dieser Frank tut etwas, ist doch irgendwie klasse, wenn er mitten in der Nacht Tango tanzt!
    Musst Dich nicht wundern, wenn Henrik nur Silben absonderte. Mitten in der Nacht! Ziemlich rücksichtslos, ihn anzurufen – nur weil Du auf seinen Hormonen ganz obenauf hopsen willst.
    Und an eigenartige Kunden musst Du Dich gewöhnen. Vielleicht war’s die Chefin eines Escort - und Begleitservices? Deinen Namen hast Du ihr aber nicht verraten? Ich meine, so, wie die Dame sich benahm – außerordentlich auffällig.
    Also – ich bin noch in Paris. Vielleicht lege ich mir ein Auto zu. So on the Roads …
    Aber. Noch denke ich weiter nach. Was ich machen werde, falls ich zurückkomme. Falls! Fast glaube ich eher nicht. Ich habe keine Lust mehr, wieder in den Alltag, den gewohnten, einzusteigen. Warum also sollte ich?
    Sue, Dein Gedanke der Bewirtung interessiert mich. Wie würdest Du denn ein Café aufziehen? Etwas hast Du ja schon geschrieben, aber nur vom Sitzen und nur mit einem Stück Kuchen auf vier Stunden Länge kannst Du nix werden. Nett und blauäugig gedacht, aber Umsatz bringt so etwas nun mal gar nicht. Und nur Kuchen ist langweilig. Denk mal weiter drüber nach. Kümmere Dich spaßeshalber um Unterlagen: ›Wie mache ich mich selbständig?‹ Schüttel jetzt nicht den Kopf. Du platzt eigentlich vor überschüssiger Energie. Merkt man doch an der vertrödelten Zeit mit Deinem Frank und dem Henrik. Hast Du Geld auf dem Sparbuch, Anlagen, irgendetwas in der Art?
    Übrigens, ich wohne jetzt in einem anderen Hotel. Warum? Seitdem ich vor drei Tagen Claude begegnet bin. Nein. Ich wohne nicht bei ihm. Aber er hat mir den 18. Pariser Stadtbezirk gezeigt. Den Montmartre. Bisher der schönste Stadtbezirk in ganz Paris. Gepflegte Bürgerhäuser, mit schönen Fassaden, den Pariser Balkonen, welche eigentlich ja keine sind. Hier ist es ziemlich hügelig, und ich altes Weib muss mit unangenehm rotem Kopf nach Luft schnappen bei den unzähligen ansteigenden Gassen und Treppen. Mein Hotel ist wesentlich günstiger als das bisherige. Und ich fühle mich zwischen all den Bistros, Restaurants und Geschäften sauwohl. Schon nach so kurzer Zeit, eigentlich nach zwei Stunden, wurde mir klar, ich liebe den Montmartre! Gestern Abend war ich mit Claude auf dem Hügel, und wir bewunderten die Kirche Sacré-Coer. Tummelten uns zwischen Musikern und Touristen, zwischen all den Händlern mit ihren Bildern, mit Schmuck, fanden einen idyllisch gelegenen Weinberg und fast unberührt scheinende Ecken.
    Wir saßen im Café Beaubourg , einem Künstlercafé. Und genügend zum Lesen findest Du dort auch. Es liegt direkt neben dem Centre Pompidou, Ecke Rue St.-Martin und Rue St.-Merri.
    Das Café ist Claudes zweites Wohnzimmer. Man kann hier stundenlang sitzen, Tageszeitungen lesen, Leute beobachten und sogar Freundschaften beginnen. Denn ja, hier lernte ich Claude kennen. Nein, Ihr zieht die Augenbrauen hoch – ich hatte keinerlei Scheu, hier hineinzugehen. Warum auch?
    Vergesst bloß die mausige Josefa von Spiekeroog. Kenne ich selbst nicht mehr. Ich wollte sehen und gesehen werden, ich wollte auch Berühmtheiten gucken. Nein, Ihr braucht nicht zu fragen, es ist nicht so ein albernes Schickimickilokal. Ich bestellte, ich wartete, guckte, zog meinen ›eleganten Igel‹ von Muriel Barbery hervor, las, bis mein kleines Essen kam – und dann stand der Mann vom Nebentisch auf. »Ich heiße Renee. Ich bin vierundfünfzig Jahre alt. Seit siebenundzwanzig Jahren bin ich Concierge in der Rue de Grenelle sieben, einem schönen herrschaftlichen Stadthaus mit Innenhof und Innengarten, aufgeteilt in acht exquisite Luxuswohnungen, alle bewohnt, alle gigantisch«, zitierte er.
    Darauf ich: »Ich bin Witwe, klein, hässlich, mollig, ich habe Hühneraugen und, gewissen Morgenstunden zufolge, in denen er mich selbst stört, einen Mundgeruch wie ein Mammut.«
    Da genügen ein paar Sätze aus einem Buch und schon …
    Mädels, ich fühle mich zwanzig Jahre

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