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Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Titel: Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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genug, um sich nicht im dunklen Wald zu verirren, und die Hexe hatte er hinter sich gelassen.
    Viel später hatten sie und ihre Tochter, die vielleicht das Kind seines Vaters war, das Haus geerbt.
    Hätte er gerne ein Haus am Niederrhein?
    Vera deckte die tiefen Teller auf und ließ Jef in seinen Gedanken versunken sein.
    Anni hatte Ärger mit dem Eierstich, der nicht aus dem kleinen Stieltopf wollte. Sie bemerkte Jefs Schweigen nicht.
    Erst später, als die Suppe gegessen war und Jef Anni hatte hochleben lassen und alles nach einem glücklichen Abend aussah, stieg die Traurigkeit in Vera auf.
    Sie sah Jef an, der mit geröteten Wangen dasaß, vom Fieber, vom Wein, und sie wusste auf einmal, dass er immer nur ein Gast sein und nicht hier hingehören würde.
    Jef war keiner, der blieb.
    »Er hatte eine schwarze Stirnlocke und spielte Strangers in the Night«, sagte Nick, der Tage der Enttäuschungen hinter sich hatte. Keine Vera, die neben einem Steinway stand und sang. Keine Leo, die von sich hören ließ.
    »Das ist Jens«, sagte Vera, »er vertritt Jef gelegentlich.«
    »So wie er aussah, hätte ich gedacht, er hieße Laszlo.«
    »Du hast Vorurteile.«
    »Ja«, sagte Nick, »und wo warst du eigentlich?«
    »Ich singe nicht mit Laszlo, und Jef lag krank zu Hause.«
    »Und du hast ihn versorgt.« Er ärgerte sich selbst darüber, dass er so vorwurfsvoll klang.
    »Vorübergehend. Dann habe ich ihn in Annis Hände gegeben, und sie hat ihn an einem Tag auf die Beine gebracht. Er ist vorhin schon wieder zu sich nach Hause gefahren.«
    »Er war bei dir und Anni?«
    »Ich dachte, dein Feld der Eifersucht sei Leo und ihr imaginärer Liebhaber.«
    »Sie hat also einen.«
    »Ich sagte imaginär«, sagte Vera. Das war kaum eine Lüge, wenn sie an den Nachmittag im Vierjahreszeiten dachte.
    Sie hatte seitdem nichts von Leo gehört, nur einmal auf ihre Mailbox gesprochen. Musste man sich Sorgen machen, wenn eine Frau wie Leo einen Tag lang nichts von sich hören ließ? Vermutlich saß sie in einer Suite auf einem Veloursofa und lauschte den Versatzstücken, die ein Star von sich gab und die später dann Interview genannt wurden.
    »Ich habe gar nichts zu trinken da«, sagte Nick.
    »Ein neues Leben angefangen?«
    »Nur nicht eingekauft.«
    »Noch ein Sorgenkind«, sagte Vera. »Könnte es sein, dass du keine Kohle hast?«
    »Ich habe Außenstände. Nur leider dauert es immer länger, bis die Herrschaften Honorare überweisen.«
    Vera griff nach ihrer Kellybag.
    »Nein«, sagte Nick.
    »Bei Geld fängt die Freundschaft an.«
    »Diese Einstellung ehrt dich«, sagte Nick, »trotzdem nein.«
    »Denk aber bitte daran, dass ich keine Lust habe, die Tür aufbrechen zu lassen, um dich verhungert dahinter vorzufinden und dann die Leiche am Hals zu haben.«
    »Vielleicht taucht bis dahin Leo wieder auf.«
    Vera seufzte. Sie hätte ihm gern erzählt, was sie von Leo wusste.
    »Weißt du wirklich nichts?«
    Vera guckte die Haferflockendose auf dem Küchenschrank an. In dem künstlichen Efeu, das die Dose umkränzte, hingen Staubfäden. Sie schüttelte den Kopf.
    «Gibt es was Neues von den toten Frauen?«, fragte sie.
    »Wenn, dann weiß ich es nicht.«
    »Der Täter scheint so eine Art Quartalsmörder zu sein. Zwei Tote im September. Zwei im April.«
    »Du vergisst unsere unbekannte Novembertote«, sagte Nick. Er kramte im Küchenschrank und fand den Fernet Branca. Nur noch eine Neige, die da in der Flasche war.
    »Darf ich das mit dir teilen?«, fragte Nick.
    »Du bist ein echter Freund.«
    Nick gab die letzten Tropfen in zwei Schnapsgläser. »Könntest du dir vorstellen, dass es eine Frau ist?«, fragte er.
    »Die erst tötet und dann auch noch tätowiert? Nein.«
    »Sie galten alle vier nicht gerade als vertrauensselig, Männern gegenüber. Nicht mal die Sängerin.«
    »Musst du auch nicht sein, wenn vor dir einer aus dem Busch springt und zu würgen anfängt.«
    »Sie wurden alle nicht am Fundort getötet.« Das war eine der spärlichen Informationen, die ihm Pit hatte zukommen lassen, als sie gestern telefonierten.
    »Irgendein Busch«, sagte Vera, »ich glaube nicht, dass sie in einer Beziehung zu ihrem Mörder standen.« Sie sah Nick an. »Gelten Sängerinnen sonst als vertrauensselig?«, fragte sie.
    »Vielleicht gehen sie lockerer mit Männern um.«
    Vera guckte auf ihre Uhr. Halb acht. Sie wollte auf jeden Fall noch einen geöffneten Lebensmittelladen finden, um ein paar Tüten für Nick zu füllen und liefern zu

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