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Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Titel: Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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schüttelte heftig den Kopf. »Er darf nichts davon wissen«, sagte sie, »versprich mir das.«
    »Gehen wir davon aus, dass es ein vorübergehender Wahn ist«, sagte Vera, »dann dürfen wir es ihm verschweigen.«
    »Ich hoffe, dass es vorübergehend ist.«
    »Du hoffst es?«
    »Es ist so anstrengend«, sagte Leo und fing an zu weinen. Vera beugte sich vor und streichelte Leos Hand, die auf der Lehne lag. »Irgendwas scheint an deiner Amourette nicht zu stimmen. Heiterer macht sie dich jedenfalls nicht.«
    Leo zog die Nase hoch. »Nick tut mir Leid«, sagte sie.
    »Er scheint ja noch nicht aus dem Rennen zu sein. Oder?«
    »Nein. Ist er nicht.«
    »Und wenn Nick dich nun um deine Hand bäte und anfinge, ein paar Gedichte zu lesen?«
    »Ich brauche ein bisschen Zeit.«
    »Dass elf Jahre da nicht ausreichen, verstehe ich.«
    Leo griff nach einem Aalschnittchen. Diesmal knabberte sie behutsam daran herum.
    »Stell ihn mir vor. Ich will ihn kennen lernen.«
    Leo schien erschrocken. Eine kleine Lauchzwiebel fiel von dem Schnittchen und zierte Leos ärmellosen Rollkragenpulli auf Brusthöhe. »Siehst du«, sagte sie.
    »Lässt sich doch sicher arrangieren«, sagte Vera ungerührt.
    »Ich kenne deinen Jef ja auch noch nicht.«
    »Ein Abend zu viert«, schlug Vera vor.
    »Lieber nicht. Das kriegt dann so einen offiziellen Touch.«
    »Wo hast du ihn eigentlich kennen gelernt?«
    »Auf einer Vernissage«, sagte Leo.
    In Veras Ohren hörte sich das vage an. Vage und verhuscht. Passte gar nicht zu Leo. Wenn sie sich nur keinen Tyrannen angelacht hatte. Höchste Zeit, einen Blick darauf zu werfen.
    Vera nahm ein Lachsschnittchen und kaute länger auf der Kresse als nötig. Doch ihr kam eine Idee dabei.
    Das hier war wirklich Terra incognita für ihn. Philip Perak zuckte zusammen, als sich eine gelb gefärbte Frau mit Einkaufstüten zwischen ihn und das Fenster quetschte.
    Er stand auf und hielt sich an der Stange fest und hätte gern Handschuhe angehabt. Die Untergrundbahn holperte, als führe sie nicht über blanke Gleise, sondern über Schotter.
    Eben war er noch am Jungfernstieg gewesen und hatte die Auslagen eines Juweliers betrachtet und nun das.
    Er wusste kaum noch, wie er da hineingeraten war. Eine Frau, die sich in der Scheibe spiegelte. Eine große schöne Frau. Sie hatten gemeinsam auf ein Kollier mit Saphiren für vierundzwanzigtausend geblickt und sich dann angesehen. Dunkle Locken. Ihre Augen saphirblau.
    Eine Frau, wie geschaffen für eine Inszenierung.
    Er hatte ihr einfach folgen müssen, und dann fand er sich im Waggon einer Untergrundbahn wieder. Allein.
    Nein. Natürlich nicht allein. Viel zu viele Menschen mit ihm. Nur sie nicht. Er konnte sich nicht erklären, warum er sie verloren hatte und jetzt hier stand und durch Stationen des alten Schlachthofviertels fuhr. Er nahm sich vor, so lange zu fahren, bis er denen entkommen war. Die Eleganz des leichten, doppelt gezwirnten Kaschmirs, den er trug, wäre ein Fressen für die Glatzköpfe, die da draußen lauerten.
    Philip Perak provozierte. Das war ihm nicht neu.
    Eine Bierdose kam bei jeder Biegung unter einem Sitz hervor, kullerte ihm vor die Füße und kullerte zurück. Er klammerte sich an die Stange, die er eigentlich nicht berühren wollte, und hoffte auf die nächste Station. Größer. Heller. Sauberer.
    Aus dem Tunnel ans Licht. Perak atmete auf, als er die Stationsschilder las. Hoheluftchaussee. Eine gemäßigte Gegend. Er stieg aus und lief die Treppe hinunter, als sei jemand hinter ihm her. Er sah die Männer erst gar nicht, die da breitbeinig standen und eine Kette bildeten.
    Nein. Philip Perak hatte keine Fahrkarte. Ihm war nicht mal der Gedanke gekommen, dass er eine haben sollte.
    Er schloss die Augen vor Scham, als er zur Seite treten musste. Sein Name. Seine Adresse. Ein Zufall nur, dass er einen Ausweis dabei hatte und nicht nur Visitenkarten.
    Er hatte nicht mal genügend Geld in der Tasche, um die Strafe zu bezahlen. War er nicht unterwegs gewesen zu seiner Bank, als ihn die Juwelen anfunkelten?
    Philip Perak schlich davon, um den langen Gang nach Hause anzutreten, doch schon zwei Straßen später stoppte er ein Taxi. Dafür würde das Geld gerade noch reichen.
    Er hatte das dringende Bedürfnis, ein langes und gründliches Bad zu nehmen, schmutzig wie er geworden war.
    Nichts Neues. Die Zeitungen schwiegen. Pit schwieg. Telefonierte zwar mal, um »Nick, altes Haus« zu sagen, aber die Nachrichtensperre im Fall der fünf toten Frauen schien

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