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Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Titel: Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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lassen.
    »Konnte Anni deinen Klavierspieler leiden?«
    »Ja«, sagte Vera. Sie stand auf.
    »Lässt du mich wissen, wenn du von Leo hörst?«
    »Dito. Ich habe noch ein Hühnchen mit ihr zu rupfen.«
    Vera drückte Nick einen Kuss auf den Mund.
    »Hühnchen?«
    »Oder auch ein Lachssandwich mit Kresse«, sagte Vera.
    Sie ließ einen verwirrten Nick zurück.
    Er hatte einen hübschen jungen Mann vor der Haustür gesehen und einen Augenblick lang gedacht, dass er ihn kannte. Vic? Nein. Er litt schon an Halluzinationen.
    Erst als seine Nachbarin aus dem Treppenhaus trat und sich bei dem jungen Mann einhakte, fiel ihm ein, dass der kein anderer war als der Bote, der die Briefklappe an Vera Lichtes Tür geöffnet hatte, um ohne Zweifel einen von ihm verfassten Liebesbrief einzuwerfen.
    Philip Perak blickte den beiden nach, als sie davongingen.
    Er fühlte sich schlecht, seit die Saphirblaue in der Menge verschwunden war. Dabei hätte sie nur ein kleines Ventil sein sollen, um ihn von Vera abzulenken.
    Er nannte seine prächtige Nachbarin tatsächlich schon mit Vornamen. Im Herzen. Er hatte ja kaum eine Chance, in ihre Nähe zu kommen. Nun auch noch ein Konkurrent.
    Eine Zeit lang hatte seine Mutter gemutmaßt, dass er homosexuell sei. Vermutlich hatte sie Vic darum vor die Türe gesetzt. Obwohl er Grund zu der Annahme hatte, dass sie ihren Besitzanspruch auf ihn gleichermaßen bei Männern und bei Frauen geltend machte. Die gute Ola. Perak zischte.
    Er war einsam. Dann fielen ihm dumme Dinge ein.
    Philip Perak drehte sich um und blickte die Fassade hoch.
    Eine Kirchturmglocke schlug sechsmal. Ferner Klang. Doch er hörte es und zählte mit. Die alte Hexe, die als Haushälterin agierte, war sicher gegangen. Das tat sie zu dieser Zeit.
    Er ging auf die breite Eichentür zu und stieg die Stufen hoch. Die Tür war nicht einmal ins Schloss gefallen. Viel zu nachlässig, der Hausmeister. Welch ein Gesindel konnte hier leicht eindringen. Er stieg in den Aufzug. Drückte den vierten Knopf. Dort oben im Stockwerk war es noch hell. Trübes Licht fiel durch die gläserne Kuppel, die sich übers Treppenhaus spannte. Kein lichter Maienglanz.
    Perak hob die Messingklappe an Veras Tür. Versuchsweise.
    Er betrachtete die vier Schrauben an jeder Ecke und ließ die Klappe fallen. Eine vage Idee, das ganze Vorhaben. Keiner seiner stahlblitzenden Schraubenzieher, keine Zange konnte ihm hier helfen. Der Schlitz blieb ein schmaler Schlitz, auch wenn er die Umrandung entfernte, und sein Arm war weder dünn noch lang genug, um an das Türschloss zu gelangen.
    Er blickte zur eigenen Briefklappe, die er von innen hatte vernageln lassen. Das schien ihm sicherer.
    Vielleicht trickste er sich aber auch selber aus, und seine kindischen Einbruchsphantasien sollten ihn nur beschäftigen.
    Er erinnerte sich, vor Jahren eine Art Logbuch geführt und jede Bewegung einer jungen Frau darin eingetragen zu haben, die im Haus gegenüber gelebt hatte.
    Er hatte das Fernglas kaum von den Augen genommen.
    Nur, um der geliebten Mutter nicht an den Hals zu gehen. Eine Beschäftigung, der Ablenkung wegen.
    Genau wie diese. Oder?
    Philip Perak hob noch einmal die Briefklappe und ließ sie fallen. Eigentlich verabschiedete er sich schon von diesem Plan.
    Er zog den Schlüssel für die eigene Tür und öffnete sie.
    Etwas Saphirblaues blitzte im Salon auf, als er die elektrischen Kandelaber anschaltete.
    Er erkannte erst im zweiten Augenblick, dass es das blaue Glas der Ginflasche war, die noch auf dem Flügel stand.
    Bombay Sapphire. Er liebte das Beste.
    Perak nahm die Flasche in die Hand. Vielleicht bedeutete das doch mehr, als nur einen exzellenten Geschmack zu haben. Ein Omen vielleicht. Philip Perak stieß einen kleinen Pfiff aus.
    Das tat er selten. Doch er hatte gerade beschlossen, auf die Suche nach der Saphirblauen zu gehen.
    Das würde ihm über die nächsten Tage helfen.
    Der größte Psychopath der Stadt. Dass der ausgerechnet neben Vera lebte. Anni Kock schüttelte den Kopf. Sie sehnte sich nach den Kindern, die drüben zu Hause gewesen waren,. bevor im November Philip Perak einzog. Ja. Sie hatte eine tiefe Sehnsucht nach Normalität. Für sich. Für Vera.
    War die mit Jef möglich? Darüber hatte Anni nachgedacht, als sie in der dämmerigen Küche saß und auf Vera wartete.
    Ein lieber Junge. Kein Hallodri, wie sie vermutet hatte. Ihr fiel es nicht schwer, ihn ins Herz zu schließen, und doch blieb da ihr komisches Gefühl, das sie nicht deuten

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