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Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Titel: Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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kramte.
    Er kam fast ins Stolpern, als er der Dunkellockigen nachlief die zu großen Schritten ausholte. Er fasste ihren Arm.
    Nie zuvor hatte er so etwas getan.
    Sie drehte sich um und lächelte, und Perak wusste gleich, dass auch sie nur eine verzweifelt Suchende war.
    Das Haar zu matt, um echt zu sein. Die Schminke zu heftig.
    Er ließ sie los und entschuldigte sich.
    Der Brief des Transvestitenklubs fiel ihm ein.
    Philip Perak ging zu Fuß nach Hause. Er hatte es nicht weit. Er hätte etwas darum gegeben, sich ins Haus schleichen zu können, von keinem gesehen, doch es gelang ihm nicht.
    Den Schlüssel hielt er schon gezückt, als sich die große Eichentür öffnete und Vera heraustrat. In einem schwarzen Korsettkleid. Die Schultern nackt. Die Abendsonne ließ ihr messingblondes Haar leuchten, das aus einem viel zu lose gesteckten Knoten fiel.
    Perak wollte zu lächeln anfangen.
    Doch er hörte gleich wieder auf als er ihrem Blick folgte und den Schönling sah, der am Straßenrand neben einem alten Peugeot stand und auf Vera wartete.
    Die sechste Tote war die erste von den Frauen, die nicht von Nick am Fundort fotografiert worden war. Er hatte es zu spät erfahren, fuhr im Holsteinischen herum, um die Kamera auf die letzten blühenden Rapsfelder zu halten. Der Auftrag eines Verlages von esoterischen Kalendern. Er war nun zu vielem bereit, um beschäftigt zu sein und Geld zu verdienen.
    Er sah die junge Frau mit den flachshellen Haaren erst nach Tagen, als sie aus einer Kühllade gezogen wurde.
    »Ein deutliches F«, sagte Pit. Er hielt Nick eine Lupe hin.
    Nick beugte sich über das F, und dann entdeckte er den kleinen Strich und den Punkt neben dem F.
    »Vielleicht ist er gestört worden«, sagte Pit, »und dann wurde er zu nervös für die Feinarbeit.«
    »Du meinst, er hatte wieder vor, ein paar Buchstaben mehr einzuritzen und ihm ist nur die Klinge ausgerutscht?«
    »Der Pathologe glaubt, dass es eine Nadel ist, wie sie in den professionellen Tattoostudios benutzt wird.«
    »Oder er fängt an zu morsen«, sagte Nick.
    Diese neue Neigung zur Albernheit, um nicht zu weinen.
    Er fing sich einen gereizten Blick ein.
    »Ich habe nichts in den Zeitungen gelesen.«
    »Nachrichtensperre«, sagte Pit, »irgendein Detail, das nicht der Öffentlichkeit zum Fraß vorgeworfen werden soll. Kann auch sein, dass der Kriminaldirektor die Nase voll hat, über unser aller Versagen zu lesen.«
    »Kennst du das Detail?«
    »Nein«, sagte Pit.
    Nick war sich ziemlich sicher, dass das nicht stimmte. Er holte die kleine Nikon aus der Tasche und fotografierte den Hals der Toten und dann ihr Gesicht. Pit erhob keinen Einspruch. Wenigstens darin blieb er kooperativ.
    »Wer ist sie?«, fragte Nick.
    »Eine Schauspielschülerin. Aus einem westfälischen Kaff gekommen, um an einer ominösen Schule zu studieren.«
    »Sie hätte eine gute Ophelia gegeben. Warum ominös?«
    »Eine bizarre Alte, die behauptet, Gründgens' Augenstern gewesen zu sein. Bei ihr landen alle, die an den anderen Schulen nicht bestanden haben.«
    »Eine Cellistin aus Georgien. Eine kleine Schauspielerin aus Westfalen. Würdest du deine Tochter noch nach Hamburg schicken?«
    Pit hob die Schultern. »Die anderen kamen von hier«, sagte er, »das heißt, von der dritten wissen wir es nicht.«
    »Liegt sie hier noch irgendwo?«, fragte Nick und sah sich in dem kühlen Saal um. Er fing an zu frösteln.
    »Nein. Solange bewahren wir sie nicht auf.«
    »Es läuft auf Mondfinsternis hinaus«, sagte Nick.
    Pit sah ihn verständnislos an.
    »DIE MONDF. Fällt dir da was anderes ein?«
    »Mondfähre«, sagte Pit, »Mondfisch.«
    »Kenn ich nicht. Mondfisch?«
    »Schwimmt in der Hochsee herum. Soll nicht genießbar sein.«
    »Ich staune über das Wissen eines Kripobeamten.«
    »Ich tauche«, sagte Pit. Er klang gekränkt.
    Nick überlegte, ob er ihm von seiner Theorie über das Massaker zur Mondfinsternis erzählen sollte. Vermutlich wusste ein naturwissenschaftlich gebildeter Mensch wie Pit, wann die nächste war.
    »Wie alt war unsere Ophelia?«
    »Vierundzwanzig. Die letzten beiden Opfer waren deutlich jünger als die ersten vier.«
    Nick dachte, dass diese Tendenz Anni Kock beruhigen würde. Vera war damit nicht mehr im Visier des Täters.
    »Du hast doch niemanden eingeweiht?«
    »Nein«, sagte Nick und fühlte sich schlecht dabei.
    Doch sein Kumpel schien keine Zweifel an ihm zu haben.
    »Kommst du mit auf eine Pizza?«
    Nick schaute auf die Kühlschublade, die gerade

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