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Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Titel: Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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legte keinen großen Wert darauf im Milieu, die Namen seiner Opfer geheim zu halten. Darauf zu hoffen, dass eine Identifizierung schwer werden würde.
    Ganz im Gegenteil. Man schätzte es, wenn bald bekannt wurde, wer da abgestraft worden war.
    Als Warnung für alle anderen.
    Jef hatte keine Ahnung, ob er noch zu denen gehörte, die gewarnt werden sollten. Es war so ruhig gewesen.
    Trügerisch ruhig. Er hatte schon darüber nachgedacht, noch eine Weile in der Bongo-Bar zu bleiben.
    Doch als er die Zeitung aufschlug und Jorge auf einem Foto erkannte, das wohl einmal bei einer erkennungsdienstlichen Behandlung entstanden war, wurde ihm schlecht.
    Obwohl ihm doch die Bilder von der Leiche erspart blieben.
    Der erste Gedanke war, es Vera zu verschweigen.
    Zu hoffen, dass es diesmal an ihr vorüberging.
    Doch das war nicht gut. Er wusste es.
    Jef griff zum Telefon, um es Vera zu sagen.
    Vielleicht sollte sie besser schon heute Abend nicht mehr in der Bongo-Bar singen.
    War das ihr Abschiedskonzert? Vera wandte den Kopf und blickte zu dem Besitzer der Bar, der hinter der Theke stand und sie beobachtete. Oder vielleicht nur zusah. Zuhörte.
    Hatte er ihr nicht öfter gesagt, wie sehr er sie als Sängerin schätzte? Ihr Verträge angeboten?
    Es war schon länger her, dass er da gestanden hatte und ihr zusah. Zuhörte. Warum machte es sie heute so nervös?
    »O my man I love him so. He'll never know«, sang Vera und sah zu Jef, der alles wusste. Viel zu viel wusste.
    »All my life is just despair, but I'don't care. When he takes me in his arms, the world is bright. All right.«
    War es richtig, dass sie hier stand und sang, während draußen Menschen so gewaltsam gestorben waren?
    Auch Jorge, das Gangsterchen.
    Vielleicht hatte der, der da hinter der Theke stand und ihr zuhörte, den Mord an Jorge zu verantworten.
    Vielleicht hatte er jetzt Jef im Auge.
    »What's the difference, if I say I'll go away, when I know I'll come back on my knees some day.«
    Vera strich ihr Kleid glatt, als sei es zerknautscht worden.
    Würde sie für Jef auf die Knie gehen?
    »For whatever my man is, I'm his for ever more.«
    Ja, dachte Vera, okay, ich stimme zu.
    Gustav fiel ihr ein. Ihr Vater.
    Hatte je eine Frau ihn so geliebt? Außer seiner Tochter?
    Wenn es noch eine Frau getan hatte, dann war es Anni.
    Doch Gustav Lichte hatte ein unglückseliges Faible für Soubretten gehabt. Frauen, die ein Glanz waren.
    Es zu sein schienen. Nelly. Nelly und Edouard.
    Sieben tote Frauen. Sie stand hier und sang und dachte an sieben tote Frauen, denen MONDFRAU in die Hälse geritzt worden war. Alle hatten ein Leben gewollt.
    Warum hatte Jef sie niemals angesprochen auf die toten Frauen, von denen sie ihm erzählt hatte? Damals.
    War es wirklich so sehr an ihm vorbeigegangen?
    Hatte die Angst vor dieser Mafia ihn so besetzt gehalten?
    »I wish you bluebirds in the spring. To give your heart a song to sing. And then a kiss but more than this. I wish you love.«
    Wie viele Lieder hatte sie gesungen?
    Wie viele Liebeserklärungen an Jef gegeben?
    »I wish you shelter from the storm. A cosy fire to keep you warm. But most of all when snowflakes fall I wish you love.«
    Klang das nicht wie ein Abschiedsgeschenk?
    Hielten diese Lieder die ewige Liebe überhaupt für möglich?
    Wo war Leo? Hörte sie Gedichten zu, die auch nur den Schmerz besangen? Verdammte Kunst, dachte Vera.
    Wo blieb das Leichte? Das Heitere?
    Sie sah Jef an, dem die dunklen Locken in die Stirn fielen.
    Wie kam sie dazu, einen so hübschen Mann zu lieben?
    War das nicht Verrat an Gustav?
    »The falling leaves. Drift by the wind off.«
    Draußen war Oktober, und die Blätter fielen.
    Der Monat, in dem sie Jefs Frau werden würde.
    »When autumn leaves start to fall«, sang Vera.
    Es war das letzte Lied, das sie in der Bongo-Bar singen würde. Sie wusste es nur noch nicht.
    Was konnte er ihr geben? Wenig war übrig geblieben.
    Philip Perak hob den Deckel der kalbsledernen Schatulle und blickte auf den zu großen Ring mit dem schwarzen Onyx und der silbernen Fatimahand, von der er nicht wusste, woher sie wohl stammte. Seine Mutter war keine Andenkensammlerin gewesen, und nie waren sie nach Arabien gekommen.
    War es zu profan, bares Geld auszulegen?
    Wenn er eines fürchtete, dann war es, Gloria zu verärgern. Würde sie nicht glauben, dass er sie für eine Hure hielte, wenn er ihr die Scheine hinlegte? Sollte er lieber zum Juwelier gehen, bevor sie käme? Perak litt an all diesen Fragen.
    Sie

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