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Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Titel: Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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doch sie war aufgehalten worden. Die weibliche Leiche von der Krugkoppelbrücke hatte sich als eine herausgestellt, die sie anging. Gestern Abend hatte Anni es in den Nachrichten gehört und noch nicht wissen können, dass die junge Frau ihre Nachbarin gewesen war. Hatte kaum je gegrüßt. Sich nicht vorgestellt beim Einzug vor knapp einem Jahr. Aber es war doch ihre Nachbarin, die einen hässlichen Tod gestorben war.
    Das war schon alles gewesen, was Anni Kock der Kripo hatte sagen können. Kaum je gegrüßt. Kein Kontakt. Dabei war es nicht einfach, mit Anni keinen zu haben. Ab und zu mal ein Mann im Treppenhaus, der schnell eingelassen wurde, als sollte er nicht zu lange gesehen werden. Abends. Am Tag war Anni nicht da. Wer weiß, was dann geschah.
    Anni Kock hob die Schultern und sah sich im Spiegel dabei zu. Kleine dünne Frau, die allmählich alt wurde. Wirklich alt. Der Schreck stand ihr im Gesicht, auch wenn man sich nicht gekannt hatte, war doch alles fürchterlich.
    Verakind, dachte Anni. Wer wusste schon, welch eine Bestie sich hier herumtrieb, und Vera hatte Flausen im Kopf und lag nicht in ihrem schönen Bett, sondern anderswo herum.
    Sagte einem keiner vorher, dass man nie aufhört, Angst zu haben um die Kinder. Egal, wie alt sie sind.
    Anni erinnerte sich genau, wie es gewesen war, als ihr Vera zum ersten Mal in die Arme gelegt wurde. Gustav Lichte hatte es getan. Das winzige Kind in Annis Arme gelegt.
    Der Föhn lag auf dem kleinen Tisch unter dem Spiegel, das Kabel hing herunter. Anni griff danach und legte das Kabel zusammen und fand auch das dicke Gummiband.
    Ordentlich würde Vera wohl nicht mehr werden. Anfangs hatte Anni gedacht, wenn sie erst mal kein Kind mehr ist.
    Lass die Pubertät vorübergehen, hatte sie dann gedacht.
    Doch jetzt dachte sie, dass Vera auch ihr Totenbett noch zerwühlen würde. In hundert Jahren vielleicht. Lieber einige Jährchen drauf tun. Konnte nicht schaden.
    Anni trug den Föhn nach hinten und fing fast ein bisschen zu weinen an, als sie über den Flur ging. Was war bloß los mit ihr. Alte Tränensuse. Der Mord ging ihr heftig an die Nieren. Nah, wie er passiert war. Ein paar hundert Meter von hier.
    Vera hatte nie eine andere Wohnung haben wollen als die, in der sie aufgewachsen war. Ließ sich ja schön leben hier, die hellen großen Räume mit dem herrlichen Stuck, drei Balkone und der weite Blick bis hin zur Alster.
    Aber so ganz allein. Anni wollte sich gerade mit dem Ärmel ihres Kittels über die Augen wischen, da stellte sie fest, dass sie noch immer ihren Leopardenchintz anhatte.
    Wenn doch Vera käme, dann wäre sie eine Sorge los.
    »Kannst dich auch reinsteigern«, sagte Anni Kock ganz laut.
    Sie zog den Mantel aus und hängte ihn an die Garderobe.
    Wiener Kaffeehausstil. Auch daran nie was verändert.
    War doch eine sehr treue Seele, das Kind.
    Anni ging in die Küche und guckte in den Kühlschrank, um den Kartoffelauflauf jungfräulich darin stehen zu sehen.
    Sie seufzte und nahm den Wasserkessel. Der war neu. Von Alessi. Vera hatte vorigen Monat groß eingekauft in Mailand. In der Speisekammer lag noch immer ein Kilo Parmesan. In ein Leinentuch gewickelt. Wenn das nur gutging und der Käse nicht verschimmelte.
    Erst mal Kaffee kochen. Der machte wenigstens munter.
    Anni Kock war gerade dabei, den frisch gemahlenen Kaffee auf einen kleinen Löffel zu häufen und in die Filtertüte zu tun, als sie heftig zusammenschrak. Das Kaffeepulver fiel neben die Herdplatte, und fast hätte sie die Kanne mit dem Filter oben drauf umgeschmissen. Gott o Gott, dachte Anni und wunderte sich, dass sie zu zittern angefangen hatte. Was war denn nur mit ihren Nerven los. Sie wischte sich die Hände am Kittel ab und ging in den Flur hinein.
    Schließlich hatte es doch nur an der Tür geklingelt.
    Nick zögerte, der Kripo von den Tätowierungen zu erzählen.
    Es war ohnehin ein seltenes Glück dass sie ihn zuließen am Tatort. Als sei er Polizeifotograf. Vielleicht hatte der Leiter der Kommission längst vergessen, dass er keiner war.
    Ein Zufall, dass er dabei gewesen war, als die erste Tote im letzten September gefunden wurde. Die Jungs von der Kripo und er waren wegen eines ganz anderen Themas unterwegs gewesen, als sie alarmiert wurden, weil vier Straßen weiter die Sängerin entdeckt worden war. Verwilderter Garten eines Hauses, das schon lange leer stand. Zwei Zehnjährige hatten dort eigentlich nur Äpfel klauen wollen.
    Sechs Tage später hatte ihn Pit angerufen, ein

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