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Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Titel: Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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überfällig.
    Den spitzen Schrei hörte er, als er in der Küche war, um die silberne Platte mit den Kanapees zu holen, die die Anley ebenfalls aufbot.
    Er eilte herbei und sah sie auf der Terrasse stehen. Der Tisch aus Mooreiche hatte überhaupt keinen Schaden genommen. Leider.
    Die Dame regte sich dennoch auf. »Ich hasse Mooreiche«, sagte Perak und ging in die Küche zurück.
    Sehr unangenehm, dass sie ihm folgte und an seinem Körper klebte.
    »Sie haben mir ausdrücklich freie Hand gelassen«, sagte sie und beugte sich vor, um eines der Kanapees zu nehmen.
    Ein Stück gebratener Seeteufel fiel auf die schwarzweißen Fliesen des Küchenbodens. Sie hob den Fisch auf und steckte ihn in den Mund.
    Er hielt ihr eine Serviette hin, aus Furcht, sie könne die Finger ablecken.
    Dieser Verfall einer Dame. Ganz ohne sein Wirken.
    Philip Perak wandte sich ab.
    Sie verschwand im Bad. Die Gästetoilette wäre ihm lieber gewesen. Auch dort konnte sie die Hände waschen, ihr Gesicht erneuern.
    Oder hatte sie vor, Wasser in die Wanne einlaufen zu lassen, um gemeinsam mit ihm von unten beleuchtet zu werden?
    Perak horchte. Doch er hörte nichts.
    Katja Anley hatte sich wiederhergestellt, als sie ins Zimmer trat.
    »Irgendwas stimmt mit Ihnen nicht«, sagte sie.
    »Setzen Sie sich«, sagte Perak. Er hörte selbst den autoritären Ton.
    Ein Huhn war ein leicht zu verstörendes Tier.
    Das reizte ihn.
    Vera hatte schon lange keine beste Freundin mehr gehabt. Leo, die diesen Platz einst einnahm, hatte sich fast ermorden lassen von dem Mann, der Gedichte auf die Hälse von Frauen schrieb, und war dann nach Los Angeles gegangen, um eine Klatschkorrespondentin zu sein.
    Welch eine Konsequenz, der Kultur derart die Stirn zu bieten.
    Vera hatte Nicholas, Anni, Nick, Engelenburg, Hauke. Keine Freundin.
    Dora Vasilikos war neu in ihrem Leben.
    Sie hatte mit ihr auf der blumigen Terrasse sitzen wollen. Vielleicht auch in Erinnerung an Stunden mit Leo. An Gin Tonic und Gelächter.
    Doch Anni, die alte Unke, hatte recht behalten.
    War das hässliche Wetter nicht geradezu von ihr beschworen worden?
    Wenigstens nahmen die südlichen Pflanzen keinen Schaden. Die Temperaturen bewegten sich noch knapp im zweistelligen Bereich.
    Doch es regnete ohne Unterlass. Beerdigungswetter.
    Genau dort befanden sich in diesem Augenblick Nick und der Herr Hauptkommissar. Auf einer Beerdigung.
    Vera füllte die Gläser. Wenigstens der Wein versprach Sommer. Ein Rose aus der Provence. Domaine Ott. Engelenburg hatte ihn empfohlen.
    Sie setzten sich auf die Ledersofas. Jede auf eines.
    War das gemütlich? Anni sagte Nein.
    »Ich werde die Chaiselongue eigenhändig zu dir tragen, wenn du sie zurückhaben willst«, sagte Dora.
    »Ich liebe sie von Herzen«, sagte Vera, »wer da alles schon seinen Hintern draufgesetzt hat. Doch es ist gut, dass sie bei dir ist. Manches überlebt sich einfach.«
    Anni schnappte die letzten Worte auf, als sie ins Zimmer trat.
    »Vielleicht hab ich mich auch bald überlebt«, sagte sie und stellte die Teller mit Feigen und Schinken ab. »Noch keine eigene Ernte, die Feigen. Kommt bald sicher auch noch.«
    »Wir gehen große gemütliche Ohrensessel kaufen, Annilein. Die stellen wir dann vor den Kaminofen und trinken Kakao.«
    »Ich nehm dich beim Wort«, knurrte Anni.
    »Setz dich zu uns«, sagte Vera.
    »Das fehlt noch«, sagte Anni. »Die Knutschkugel wartet in der Küche auf mich und will Kuchen backen.«
    »Ich habe erst gedacht, dass sie deine Mutter sei«, sagte Dora, als Anni gegangen war. »Ich finde sie so liebevoll. Auch wenn sie knurrt.«
    »Eigentlich ist sie meine Mutter«, sagte Vera. »Sie ist da, seit ich auf der Welt bin. Mein Vater hat mich in ihre Arme gelegt. Nelly, meine Mutter, hat keine mütterlichen Instinkte. Bis heute nicht.«
    »Ich versuche gerade, die väterlichen Instinkte in Petrolaki zu wecken«, sagte Dora. Sie nahm einen großen Schluck vom Wein.
    »Und Pit sagt, das ließe sich nicht mit seinem Beruf in Einklang bringen.«
    »So ähnlich«, sagte Dora.
    »Was ist das für eine Geschichte, an der Nick und er arbeiten?«
    »Ich hab ihm verboten, am Küchentisch über Mord und Totschlag zu sprechen«, sagte Dora. Sie seufzte. »Ich höre ihm schon seine Sorgen ab. Doch das Verbrechen muss draußen bleiben.«
    Da war Vera ganz anders. Ihre große Nase kam überall hin. Was waren schon für Untaten an ihrem Küchentisch diskutiert worden. Erst seit Nicks Sturz in den Schacht des stillgelegten Paternosters

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