Verarschung
Dr. Svenssen zeigte Bubbles die Abdrücke am Hals des Rentiers. «Offenbar ist der Mörder außergewöhnlich stark. Es ist sehr schwierig, ein Rentier mit bloßen Händen zu erwürgen.»
Bubbles nickte. Ach ja? Ich dachte, ein fünfhundert Kilo schweres Säugetier zu erwürgen sei wie wilde Erdbeeren pflücken.
«Von den Handabdrücken am Hals zu urteilen, würde ich sagen, Ihr Mörder ist ziemlich groß. Ungefähr zwei Meter zehn groß und über 135 Kilo schwer.»
Bubbles schrieb eher groß?? in sein Notizbuch.
«Deutet etwas auf sexuellen Missbrauch hin?»
«Dafür muss ich weitere Untersuchungen durchführen, aber ich sehe keine Anzeichen von Penetration, wie wir sie im Fall des Rentier-Beschmutzers von 1998 festgestellt haben. Natürlich ist das Rentier dieses Mal komplett ausgeweidet worden.»
«Hat die Ausweidung nach der Erdrosselung stattgefunden?»
«Davon würde ich ausgehen, ja.»
«Warum sollte ein Mörder sein totes Opfer ausweiden?»
«Schwer zu sagen. Der Rentier-Ausweider von 1992 hat es aus Rache an seinem Vater getan, der ein sehr erfolgreicher Tierpräparator in Norrbottens Iän, aber angeblich ein ziemlich distanzierter und herrschsüchtiger Erziehungsberechtigter war. Ganz anders lagen die Dinge im Fall des Rentier-Rippers von 1986. Er handelte aus sogenannter Organ-Lust, einem beinahe sexuellen Verlangen nach Rentier-Innereien. Ich habe das alles bereits Ihrer Kollegin erklärt.»
Blomberg sah Professor Dr. Svenssen an. «Kollegin? Welcher Kollegin?»
«Der Privatdetektivin. Jane Manhater.»
«Sagten Sie Manhater?»
«Ja. Ich bin davon ausgegangen, dass Sie sie kennen.»
«Ja, klar kenne ich sie, aber es ist schon eine Weile her. Ich versuche mich zu erinnern … Ziemlich klein, meine ich, unter einem Meter fünfzig, stimmt’s? Mit pechschwarzen Haaren?»
«Tatsächlich sind sie wohl getönt. Ich glaube, sie ist eigentlich rothaarig. Wie Pippi Langstrumpf.»
Erst jetzt bemerkte Bubbles das Pflaster über Professor Dr. Svenssens Nase, die Blutergüsse um seine Augen und die schlampige Tätowierung auf seiner Stirn. GRUNZ!
«Wissen Sie zufällig, wo Jane anzutreffen ist?»
«Sie ist in meiner kleinen Hüttå am See oben in Smörgåsbord zu Gast. Soll ich ihr ausrichten, dass sie Sie anruft?»
«Nein, nein, machen Sie sich keine Mühe. Ich werde mich bei ihr melden.»
Erotikka schälte sich aus ihrer Bluse und schlüpfte aus ihrem BH.
«Bu und Bä sind zum Spielen rausgekommen.» Sie legte ihre Hand auf den Schritt von Blombergs Jeans. «Will Stiggi rauskommen und mit Bu und Bä spielen?»
«Stiggi ist ein bisschen … erschöpft», sagte Blomberg.
«Erschöpft?» Erotikka zog einen Flunsch und zerrte an Blombergs Gürtel. «Vielleicht braucht Stiggi eine Mund-zu-Mund-Beatmung.»
«Vielleicht ein bisschen später, Süße.»
«Nein», sagte Erotikka entschieden. «Stiggi muss sich um seine Freunde kümmern. Bu und Bä spielen nicht gern alleine.»
Blomberg seufzte, als Erotikka ihn auszog.
Zwanzig Minuten später lag sie an seine Seite geschmiegt und hatte einen Arm um Blombergs Bauch geschlungen. «Ich weiß nicht, wie du es anstellst. Hier liege ich, eine fünfundvierzigjährige Frau, und du machst mich zu …»
«Ja, Liebling. Ich weiß. Einem brünstigen Rentier.»
Abrupt setzte sich Erotikka im Bett auf. «Okay, sag mir, was los ist.»
Blomberg zuckte mit den Schultern.
«Es ist diese Salamander-Geschichte, oder?»
«Ich verstehe es einfach nicht», sagte Blomberg. «Arssens Vater ist überzeugt davon, dass Twig umgebracht wurde, weil er UKEAs Verbindung mit Hitler auffliegen lassen wollte. Und ich selbst weiß, dass UKEA alles in seiner Macht Stehende getan hat, um alle Hitler-Zeichnungen aus seinem Archiv der Entwürfe früher Tische und Bücherregale zu entfernen. Aber Bubbles ist überzeugt davon, dass Salamander die Mörderin ist, dass sie in Selbstjustiz gehandelt und sowohl Ekkrot als auch Arssen enthauptet hat, um an zwei schmierigen Vertretern des Patriarchats Rache zu üben.»
«Das glaubst du nicht?»
«Es ergibt keinen Sinn. Wenn Lizzy Schweden von allen gewalttätigen Frauenfeinden befreien wollte, warum sollte sie mit diesen beiden anfangen? Diese Typen waren in der Welt der Geschlechter-Hegemonie kleine Fische.»
«Vielleicht hat sie ihre Bücher nicht gemocht.»
«Daran habe ich auch schon gedacht. Aber jeder liebt den Lebenszyklus des Baltischen Störs unter besonderer Berücksichtigung der Bedingungen küstennaher Vermehrung. Ich bin
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