Verarschung
nicht mal sicher, ob sie Ekkrots Bücher je gelesen hat. Salamanders Lektüregeschmack ist sehr beschränkt. Relativistische Raum-Kosmologie, diese Dinge. Und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sie von Twig je auch nur ein Wort gelesen hat. Der Junge hat nie etwas veröffentlicht.»
«Also glaubst du, dass Bubbles unrecht hat?»
«Es scheint mir nur total verrückt. Aber ich habe das Video gesehen, Erotikka. Das war definitiv Salamander. Wie sie den Kopf abschlägt. Wie sie den Elfmeter vorbereitet und dann den Kopf kickt, das passt so zu Lizzy. Es ergibt nur keinen Sinn.»
«Hast du versucht, sie zu kontaktieren?»
«Das ist sinnlos. Sie ist komplett untergetaucht. Und Bubbles glaubt, dass er sie finden wird. Was für ein Witz! Eher gibt es einen Sonnentag in Lappland, bevor die Polizei sie aufspürt. Ich befürchte, dass sie für immer verschwunden ist.»
In diesem Augenblick bewegte sich Ralf, Erotikkas Ehemann, in seiner Ecke des Bettes. «Ich konnte nicht umhin, eure Unterhaltung mitzubekommen», sagte er.
«Ralfie, was habe ich dir übers Belauschen gesagt?», fragte Erotikka streng.
«Tut mir leid, aber ich dachte, das hier solltet ihr euch vielleicht ansehen.»
Er reichte Blomberg seinen 3G iPad mit eingebautem 802.11n-Wi-Fi. Auf dem Bildschirm stand die Balkenüberschrift des Svenska Dagbladet zu lesen:
SALAMANDER BEI FRÜHMORGENDLICHER RAZZIA IN BÖMSHUTTÅ VON RENTIERPATHOLOGEN DER POLIZEI GEFASST; KOMMISSAR BUBBLES BESTÄTIGT FESTNAHME; SCHWEDENS GEFÄHRLICHSTE FRAU UNTER 1,50 DES DOPPELMORDES ANGEKLAGT.
«Unmöglich», murmelte Blomberg.
Sechs
Fredag, 28. Januari – Måndag, 31. Januari
«In den letzten zehn Jahren sind in den Vororten von Stockholm 16 % mehr unterirdische Sex-Verliese gebaut worden als zuvor.»
«Sklaven in Suburbia: Ein wachsendes gesellschaftliches Problem?»
Report des kommunalen Arbeitsausschusses zur sexuellen Perversion in schwedischen Pendler-Gemeinden (Stockholm, Uppsala und Göteborg), März 2008
Wachtmeister Snorkkle starrte die Gefangene durch einen dünnen Schlitz in der titanverstärkten Tür der Einzelzelle hindurch an.
«Ist dir kalt genug?», fragte er mit einem Lachen. «Nutte.»
Salamander verschränkte ihre Arme, um sich warm zu halten. In der Zelle herrschten 34 Grad minus. Sie trug schwarze Jeans und ein schwarzes Tanktop.
«Du sitzt sooooo tief in der Scheiße», flüsterte Snorkkle.
Salamander antwortete nicht.
«Wollen wir doch mal sehen, wie du dir deinen Fluchtweg aus einer Isolierzelle hackst», höhnte Snorkkle.
Salamander joggte auf der Stelle, um Körperwärme zu erzeugen.
«Hat das kleine Hackerflittchen Anpassungsschwierigkeiten an das Leben in Isolierhaft?» Er lachte hämisch.
In diesem Augenblick vernahm Snorkkle den Türöffner am Eingang zum Gefängnistrakt. Vor ihm stand ein junger Mann im Overall von Big Bill’s Pizza. «Ich habe hier eine Spezial-Auslieferung für Lizzy Salamander. Eine große Pizza mit extra Salami und Käse.»
Wachtmeister Snorkkle kramte in seinen Taschen nach Trinkgeld für den Pizzafahrer.
«Machen Sie sich keine Mühe, Wachtmeister. Es ist alles im Voraus bezahlt worden. Über Paypal.»
Eine Stunde später hielt ein UPS-Lieferwagen vor dem Gefängnis. «Ich habe drei Kartons für Lizzy Salamander.»
Wachtmeister Snorkkle half der Lieferantin, die Kartons in die Einzelzelle zu tragen.
Wenig später kam ein Lieferwagen von FedEx.
Wachtmeister Snorkkle lugte in die Zelle. Salamander saß nun in einem bequemen Sessel und las Mathematische Prinzipien der Signalverarbeitung: Fourier-und Wavelet-Analysen von Pierre Brémaud. Über ihren Beinen lag eine flauschige schwarze Mohairdecke. Sie knabberte ein Stück Pizza-Rand und nippte an ihrem Espresso.
«Deine Tage sind so was von gezählt!», schäumte Snorkkle. Wenige Minuten später fragte er höflich: «Könnte ich ein Stück Pizza abhaben?»
Salamander hielt ihm, ohne aufzublicken, den Mittelfinger hin.
Seit ihrer Festnahme hatte sich Salamander geweigert, mit der Polizei zu sprechen. Wachtmeister Flunk und Snorkkle hatten lediglich erreicht, in die Stirn gebissen zu werden.
Nach ihrem zweiten Hafttag betrat Hauptkommissar Bubbles Salamanders Isolierzelle und stemmte die Arme in die Hüften. Wortlos öffnete er ein tragbares Schachbrett und setzte es auf den UKEA-Beistelltisch, den Salamander am Morgen zusammengebaut hatte. Bubbles stellte die Figuren auf.
«Wenn Sie gewinnen, keine Fragen. Wenn ich gewinne, dürfen wir Sie
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