Verarschung
nein! Proust – nein! Nabokov – nein! Borges – nein! Und wer kriegt ihn? Pearl S. Buck. Sinclair Lewis. Was für ein Witz!›
Also wurden Twig und Ekkrot sehr schnell Freunde. Sie haben zusammen ihr Händchen fürs Science-Fiction-Schreiben ausprobiert. Es waren widerwärtige, antischwedische Geschichten, die allesamt die thermonukleare Zerstörung Stockholms durch norwegischprechende Aliens enthielten. Natürlich ist Ekkrot später erwachsener geworden. Er hat sich auf sein Studium konzentriert und wurde ein bekannter Wissenschaftler, sogar einer der führenden StörSpezialisten seiner Generation. Twig dagegen hat seine Nische nie gefunden. Wie Sie wissen, hat er ziemlich desinteressiert Journalistik studiert. Im Gegensatz zu einigen seiner Kommilitonen hat er nie einen preisgekrönten Enthüllungsbericht über Behinderung der Justiz, Organentnahme und Sodomie im Schwedischen Skilanglauf-Verband geschrieben.»
Blomberg quittierte das Kompliment mit einem Nicken.
«Und aus seinen Träumen vom Schriftstellerruhm ist natürlich auch nichts geworden.» Arssen stieß einen tiefen, melancholischen Seufzer aus.
«Haben Sie irgendeine Vorstellung davon, worüber Twig und Ekkrot in den Tagen vor ihrer Ermordung gesprochen haben könnten?»
«Ich fürchte, nein», sagte Arssen bitter. «Danach müssen Sie Fröken Chamelea Salamander fragen.»
«Oder Dagher Ukea», hackte sich Salamander in Blombergs Gehirn.
Neun
Onsdag, 9. Februari – Fredag, 11. Februari
Wachtmeister Flunk klopfte an Hauptkommissar Bubbles’ Bürotür. «Chef, eben haben wir die Niemand-Akte von unseren Freunden bei der Gestapo bekommen.»
Bubbles räusperte sich. «So heißt die deutsche Geheimpolizei heutzutage nicht mehr, Flunk.»
Schweigend legte der Wachtmeister die Akte auf den Schreibtisch des Hauptkommissars und zog sich dann auf Zehenspitzen zurück.
«Flunk?»
«Ja, Chef?»
«Als Sie unsere deutschen Kollegen kontaktiert haben, haben Sie da diesen Begriff benutzt?»
«Chef, ich habe mich genau an die Form gehalten, die in Wie stelle ich Fragen, Anfragen und sonstige Ansuchen bei anderen europäischen Polizeikräften? abgedruckt ist.»
«Bringen Sie mir sofort dieses Buch her.»
Flunk kehrte mit dem vergilbten und stark eselsohrigen Band zurück. Bubbles blätterte durch ein paar Anfragemuster. «Lieber SS-Hauptsturmbannführer».
Er sah nach dem Copyright – 1941.
«Dieser Band ist sehr stark veraltet. Wo ist die neuere Ausgabe?»
Flunk zuckte mit den Schultern.
Bubbles fühlte, wie sein Blutdruck auf 172 zu 120 anstieg. Er nahm den Folder mit der Zeitschiene der politischen Auswirkungen aus der obersten Schreibtischschublade. In zwei Stunden würde der Anruf aus dem Büro des Premierministers kommen. Eine Stunde später der Artikel im Aftonbladet . Dreißig Minuten danach die offizielle Protestnote der deutschen Regierung sowie ein geharnischter Kommentar des deutschen Botschafters. Dann folgte die abendliche Pressekonferenz mit Bubbles’ demütiger Entschuldigung. Die Leitartikel der Morgenzeitungen würden seine Entlassung fordern. Um Punkt zehn Uhr vormittags käme dann der offizielle Versöhnungskuss und die Beilegung der Angelegenheit durch den deutschen Botschafter und den schwedischen Außenminister. Vierundzwanzig Stunden reinste Hölle.
Wahrscheinlich sterbe ich an einem Herzinfarkt, längst bevor ich ein Häuschen in Grönland habe.
Bei geschlossener Bürotür und mit einem vorsorglich aufgeschraubten Fläschchen Pepto-Bismol auf dem Schreibtisch sah sich Bubbles die Akte vom Bundesnachrichtendienst an. Sie bestätigte, dass Reinhard Niemand Ronnis eineiiger Zwilling war. Ebenso wie Ronni litt Reinhard an angeborener Schmerzunempfindlichkeit, und auch er hatte sich im griechisch-römischen Ringkampf versucht, allerdings ohne den Erfolg seines Bruders. In der Berufsschule hatte er eine Ausbildung als Koch angefangen, die er jedoch abbrechen musste, nachdem er sich mehrere Male selbst angezündet hatte, ohne es zu bemerken. Anschließend hatte er Schreinermeister werden wollen, doch nach einer kurzen Lehrzeit bei einer UKEA-Filiale in Hamburg wurde er entlassen, weil er anscheinend die Neigung hatte, sich versehentlich Knochen und Organe durchzusägen. Anschließend hatte er ein paar kleine Jobs für seinen Vater erledigt – er hatte ihm geholfen, ein Wochenendhaus an einem See instand zu setzen und die Leichen mehrerer russischer Prostituierter zu entsorgen – doch davon abgesehen war er unauffällig
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