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Verarschung

Verarschung

Titel: Verarschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Arffssen
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geblieben. Die Deutschen hatten keinerlei Informationen über seinen Aufenthaltsort in den vergangenen beiden Jahren.
    Bubbles nahm einen Schluck von dem Säureblocker und ließ sich den Fall durch den Kopf gehen. Die Schlussfolgerung, die er ziehen musste, gefiel ihm überhaupt nicht. Bis zu diesem Moment war er von der Annahme ausgegangen, dass er es mit zwei unterschiedlichen Fällen zu tun hatte. Der eine drehte sich um Mord durch Enthauptung an zwei Autoren: der erste eine anerkannte Autorität auf dem Forschungsgebiet des Baltischen Störs; der zweite ein unveröffentlichter Autor schlechter Krimis. Dennoch verband die beiden eine weit zurückreichende Gefühllosigkeit gegenüber Frauen. Die Angreiferin, eine selbsternannte feministische Rächerin, befand sich in Haft. Fall anscheinend abgeschlossen.
    Der zweite Fall betraf einen Rentier-Ripper. Auch wenn er beunruhigend war, so schien er doch unkompliziert. Serien-Rentiermörder brachten gerne Rentiere um, so einfach war das. Bubbles dachte an eine Vorlesung, die er einmal am Königlich Kriminaltechnischen Institut für psychologisches Profiling von Serien-Rentiermördern gehört hatte. Der Vortragende, einer der meistgeachteten Experten für rentierbezogene Gewalt in ganz Skandinavien, führte aus, dass sich die meisten dieser Mörder in drei Gruppen einordnen ließen: diejenigen, die in ihrer Kindheit eine schlimme Erfahrung mit einem Rentier gemacht hatten, diejenigen, die einen verfehlten Weihnachtsmann-Hass loswerden wollten, und diejenigen mit einer perversen sexuellen Fixierung auf Geweihe. Bubbles erinnerte sich lebhaft an die Schlussfolgerung des Redners: «Rentierschlitzen ist ein Verbrechen, das zwanghaft erfolgt und nicht logisch begründet ist. Wir haben es also mit Menschen zu tun, die nicht für ihren Vorteil oder ihren Gewinn morden, sondern weil sie nicht anders können. Ihr Lebenszweck ist es, Rentiere zu ermorden.»
    Jetzt, wo er einen Verdächtigen hatte, begann Bubbles an dieser These zu zweifeln. Ronni Niemand war ein heimtückischer, methodisch vorgehender Auftragskiller gewesen und kein Serienmörder. Ganz im Gegenteil. Er hatte ohne Reue getötet, brutal und häufig, aber immer zweckorientiert. Wenn Reinhard seinem toten eineiigen Zwillingsbruder auch nur entfernt ähnelte, dann war er wahrscheinlich eher ein 2 Meter 13 großer Soziopath mit Gendefekt als ein Serien-Rentiermörder. Außerdem passte die Faktenlage nicht. Reinhard war Deutscher. In Deutschland gibt es keine Rentiere. Er passte einfach nicht in das Profil eines Rentier-Rippers.
    Doch viel beunruhigender war die Verbindung zu Lizzy Salamander. Sowohl Salamander als auch Niemand waren Kinder Dmitri Kalashnikovs. Unter Anwendung der transitiven Abhängigkeitslehre folgte daraus, dass Niemand Salamanders Halbbruder war. Wenn er auch wusste, dass es unwahrscheinliche Zufälle gab, so sagte Bubbles’ Gefühl doch etwas anderes. Also musste sich der Hauptkommissar zum ersten Mal mit der unwillkommenen Tatsache auseinandersetzen, dass die beiden Mordserien, die er die ganze Zeit für unzusammenhängend gehalten hatte, in Wahrheit miteinander in Verbindung standen. Und wenn die Morde tatsächlich zusammenhingen, dann fehlte ihm ein sehr großes Puzzleteil. Eigentlich musste man sogar sagen, dass das Puzzle selbst fehlte . Bubbles hatte nicht mehr als ein paar wenige Puzzleteile. Und die würde er nun noch genauer untersuchen müssen. Angefangen mit dem Überwachungsvideo von Arssens Enthauptung.
     
    «Ah, Herr Blomquvist, bitten kommen Sie herein.» Dagher Ukea streckte ihm zum Gruß seine längliche, makellos manikürte Aristokratenhand entgegen.
    «Blomberg.»
    «Ach ja, ich hatte Ihre jüngsten Entdeckungen zu Ihrer völkischen Zugehörigkeit vergessen.» Ukea lächelte frostig und ließ dabei seine ungewöhnlich weißen und rasiermesserscharfen Schneidezähne sehen. Sein Büro wirkte irgendwie größer als in Blombergs Erinnerung – eher wie knapp 40 Quadratmeter. Vielleicht hat er die Decke erhöhen lassen . An der Wand hingen gerahmte Fotos von UKEA-Klappstühlen.
    «Es ist jedenfalls», fuhr Ukea fort, «eine Überraschung, Sie wiederzusehen.»
    «Und weshalb?»
    Ukea lachte. «Ich hätte schließlich denken können, dass Ihnen in der Zwischenzeit ein tödlicher Unfall zugestoßen ist.»
    Eine merkwürdig aggressive Antwort.
    Ukea starrte Blomberg aus seinem polareisblauen Auge eisig an. Das andere Auge war mit einer Augenklappe verdeckt, ebenfalls etwas Neues.
    «Es

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