Verarschung
sieht mehr danach aus, als hätten Sie einen Unfall gehabt», stellte Blomberg fest.
«Ein kleines Missgeschick bei einem Ausflug zum Eisfischen.»
«Wollten Sie den Baltischen Stör fangen?»
Ukeas gutes Auge verengte sich. «Wie Sie wissen, Herr Blomberg, ist der Baltische Stör vom Aussterben bedroht. Wir waren vielmehr hinter dem Judenfisch her.»
«Den man heutzutage Zackenbarsch nennt.»
«Zugegebenermaßen bin ich nicht auf der Höhe der aktuellsten politisch korrekten Fische-Nomenklatur.»
«Und Zackenbarsche kommen weder in der Ostsee noch in der Nordsee vor.»
«Ah, das erklärt vielleicht, warum wir nur so wenige gefangen haben.» Unvermittelt schnellte Ukea auf seinem «UKEA-Master of the Universe»-Lederdrehsessel vor. «Kommen Sie, Herr Blomberg, ich bin ein sehr beschäftigter Mann. Ich muss heute noch die gesamte Herbstkollektion unserer Modulsofas begutachten. Sie haben fünfzehn Minuten.»
Modulsofas, die ursprünglich von Adolf Hitler entworfen worden waren?
Blomberg behielt die Frage für sich. Es war sinnlos, eine Auseinandersetzung zu provozieren. Das würde nur dazu führen, dass Ukeas Kooperationsbereitschaft noch weiter abnahm. In genau diesem Augenblick öffnete sich die Tür des weitläufigen Büros, und herein trotteten zwei riesenhafte Mastiffs. Sie positionierten sich rechts und links von Ukeas Schreibtisch und knurrten Blomberg an.
«Ich hoffe, meine Hündchen stören Sie nicht, sie heißen Pupsö und Furzö.»
«Nicht im Geringsten. Und wo wir gerade von Modulsofas sprechen; ich suche eines für mein Wohnzimmer. Ich liebe meine alte UKEA-Couch zwar immer noch, aber sie ist inzwischen ein bisschen abgewetzt. Sie war aus der Bergman-Linie, das Siebente-Siegel-Sofa. Sie wissen schon, der Tod und der Ritter auf einem Schachbrettmuster, auf dem man den Schmutz kaum wahrnahm.»
Ukeas Miene hellte sich auf. «Ich erinnere mich sogar sehr gut daran. Nur unsere Strindberg-Kollektion war noch erfolgreicher als die Bergman-Linie. Bedauerlicherweise sind die jungen Leute heutzutage an Klassikern kaum noch interessiert. Jetzt müssen wir die Bu-und-Bä-Generation ansprechen.»
Bei der Erwähnung von Bu und Bä wurde Blomberg knallrot.
«Ich vermute aber, Herr Blomberg, dass Sie heute nicht gekommen sind, um über Modulsofas zu diskutieren.»
«Stimmt. Wie Sie wissen, stelle ich ein paar Nachforschungen für die Familie Arssen an.»
«Ich dachte, die Polizei hat diesen Fall gelöst.»
«Ehrlich gesagt bin ich mir da nicht so sicher.» Blomberg rutschte nach vorn auf die Stuhlkante. «Können Sie sich an eine Angestellte namens Chamelea Salamander erinnern?»
Er beobachtete Ukea genau, um festzustellen, wie er auf die Erwähnung Chameleas reagierte. Doch der Firmenboss verzog keine Miene.
«Ja, natürlich. Salamander hat als Grafikdesignerin in der UKEA-Filiale von Hultsfred in Småland gearbeitet, und zwar von 2004 bis 2007, wenn ich mich nicht irre. Sie hat einen sehr schönen Entwurf für unseren beliebten Finnbad-Duschvorhang gemacht.»
Blomberg versuchte nicht, seine Überraschung zu verbergen. «Doktor Ukea, UKEA muss weltweit mehr als 125 000 Angestellte haben. Ich finde es höchst bemerkenswert, dass Sie sich so gut an eine Grafikdesign-Anfängerin erinnern.»
Ukea lachte ohne erkennbare Boshaftigkeit. «Herr Blomberg. Sie haben von 125 000 Angestellten gesprochen. Tatsächlich lautet die exakte Zahl 127 312. Heute Vormittag mussten wir leider einen Mann aus der Vertriebsabteilung in Sri Lanka feuern, der eine Badezimmerlampe gestohlen hatte, aber glücklicherweise wurde dieser Verlust durch die Anstellung von fünf neuen Mitarbeitern für die Harmonie-im-Schlafzimmer-Linie mehr als ausgeglichen, die in Malaysia hergestellt wird. Es gehört zu meinen Aufgaben, so viel wie möglich über jeden einzelnen Angestellten zu wissen. Das war das Credo meines Vaters Sløber Ukea bei der Unternehmensgründung. Er glaubte fest an eine neue Form des Kapitalismus.»
Aus einer der oberen Schreibtischschubladen nahm Ukea einen Anstecker und reichte ihn Blomberg.
UKEA: Globaler Kapitalismus mit einem ☺
«Darf ich das behalten?»
«Selbstverständlich. Hier, nehmen Sie noch ein paar mehr.»
«Erzählen Sie mir von Sløber.»
«Mein Vater war ein großer Mann, ein echter Visionär. Er glaubte an das, was er den dritten Weg nannte. Als er UKEA gegründet hat, war Schweden in zwei Gruppen gespalten. Auf der einen Seite standen leidenschaftliche Nationalkapitalisten, die aus Schweden
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