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Verarschung

Verarschung

Titel: Verarschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Arffssen
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er.
    «Es ist so gemütlich. Obwohl du ein paar mehr Kissen gebrauchen könntest. UKEA hat ein schickes Kissen mit einem Rentier-Motiv. Das würde sich auf diesem Bett hier prima machen.»
    «Ich dachte, das bekommen nur die Angestellten, die länger als zehn Jahre im Betrieb sind.»
    «Schon, aber ich glaube, über eBay kann man welche ersteigern.»
    Sie schwiegen.
    Blomberg ging hinaus, um eine Riesentanne für den Kamin zu fällen. Draußen herrschten frische 60 Grad minus. Er zog sein Flanellhemd aus und band es sich um die Taille. Schon nach ein paar Schlägen war er erschöpft und schwitzte heftig. Als er sich auf seine Axt stützte, glaubte er, eine Bewegung im Wald hinter der Hütte auszumachen. Sicher nur ein riesiger Bär mit blonden Haaren. Halbherzig hackte er noch ein wenig auf das Holz ein und kehrte mit einem bescheidenen Häufchen Zweige in die Hütte zurück.
    Humida schaute bewundernd von ihrem Buch auf. «Es gibt so wenige schwedische Männer mit echten Schwimmringen um die Hüften», sagte sie.
    Blomberg wollte gerade die jpegs von Chameleas Akte auf seinem Expedia Droid FX45 MOnstER untersuchen, als die ersten Takte von Take a Chance on Me erklangen. Erst neulich hatte er seinen Klingelton geändert. Er hatte allen erzählt, dass ABBA ironisch gemeint sei, aber in Wirklichkeit mochte er den Song.
    «Blomberg am Apparat.»
    «Mikael.»
    «Hallo, Erotikka. Ich wollte dich schon anrufen …»
    «Oh, Mikael. Haben wir uns nicht versprochen, uns nie anzulügen? Wer ist sie?»
    Blomberg konnte sich nicht an ein solches Versprechen erinnern. Er warf einen Blick auf Humida. Sie war gerade damit beschäftigt, ihr Schamhaar herzförmig zu rasieren. «Schätzchen, es gibt keine andere, das schwöre ich.»
    «Wo bist du denn?»
    «Immer noch beim Zahnarzt.»
    Erotikka seufzte. «Wann sehen wir uns wieder?»
    «Bald. Versprochen.»
    «Aber wann ?»
    Plötzlich riss Blomberg der Geduldsfaden. «Ich weiß nicht, wann. Ehrlich gesagt liegt Humida Chiklett, das ehemalige Fröken Universum, gerade nackt auf meinem Bett, und zwar genau auf der Bettwäsche mit dem Hase-und-Aal-Muster von UKEA, die du ausgesucht hast. Habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich heute zwölfmal mit ihr Sex hatte? Kein bisschen. Du solltest dich schuldig fühlen, weil du mich ständig nervst und dich unmöglich benimmst. Ich weiß nicht, was in dich gefahren ist. Wenn dir wirklich etwas an mir läge, wüsstest du, dass es sehr wichtig für mein Selbstbewusstsein ist, so viele bedeutungslose Sexabenteuer wie möglich zu haben. Anonymer Sex hilft mir zu vergessen, dass ich in einem winzigen Land mit grauenhaftem Klima lebe, voller großer Leute, die die Zähne nicht auseinanderkriegen. Entweder Sex, oder ich saufe mich zu Tode. Wenn du unbedingt hysterisch werden und monogame Liebe haben willst, dann solltest du nach Amerika auswandern.»
    «Oh, Mikael. Es tut mir ja so leid, du hast vollkommen recht. Du bist der sensibelste Mann, den ich jemals getroffen habe. Ich liebe dich so sehr.»
    «Ich mag dich auch leiden, Erotikka. Sex mit dir hilft mir, die Wettervorhersage zu verdauen. Aber das bedeutet keinerlei Verpflichtung. Im Gegenteil.»
    «Das verstehe ich vollkommen.»
    «Jetzt muss ich wieder an die Arbeit. Grüß Ralf von mir.»
    «Und grüß du Humida. Ich erinnere mich, wie sie 2006 gewann. Wir waren ja so stolz.»
    Blomberg machte sich daran, Chamelea Salamanders UKEA-Akte zu lesen. Zwei Dinge fielen ihm auf. Sie hatte sich sehr schnell als begabte junge Designerin für alles Mögliche, von Serviettenringen bis hin zu Sitzkissen, hervorgetan. Am Ende des ersten Jahres hatte sie eine hervorragende Beurteilung von ihrem Betriebsmentor erhalten. Salamander ist kreativ, konzentriert und teamfähig. Mit der entsprechenden Anleitung kann sie bald zu Tischen und Regalen, vielleicht sogar Kommoden aufsteigen. Wir sollten sie unbedingt halten. Nur ein Jahr später klang die Beurteilung ihres Mentors ganz anders. Dem Subjekt wurde gekündigt . Im selben Monat wurde sie in die Anstalt eingewiesen. Der Arzt, der sie untersucht hatte, war Madder Telepathian, derselbe Psychiater, der damals gegen Lizzy ausgesagt und auch Odder Arssens Einweisung unterschrieben hatte. Aus der Akte ging hervor, dass er an Salamander unterschiedliche Behandlungen ausprobiert hatte. Keine hatte gewirkt. Und doch war sie eines Tages plötzlich entlassen worden, ohne ein Wort der Erklärung in der Akte.
    Es wird Zeit, dass wir Dr. Telepathian einen Besuch abstatten .

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