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Verarschung

Verarschung

Titel: Verarschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Arffssen
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hatte sie denn eigentlich?»
    «Sie müssen verstehen, Herr Blomberg, als Chamelea Salamander bei UKEA anfing, erreichte sie ein Normal plus in der Skandinavischen Arbeitsdiagnostik-Prüfung, die Bestnote. Sie war nicht nur eine begabte und phantasievolle Designerin, sondern auch eine außergewöhnlich glückliche und gut angepasste Angestellte. Allein in ihrem ersten Jahr erreichte sie zehn monatliche ☺ , ein absolut beispielloses Ergebnis.
    Dann, im zweiten Jahr, änderte sich plötzlich alles. Chamelea verkündete, dass sie UKEA verklagen wolle. Die Mitglieder der Geschäftsführung von UKEA – um ehrlich zu sein, leiden viele von ihnen unter einer manisch-depressiven Störung mit psychotischen Zügen – nahmen an, dass es dabei um sexuelle Belästigung ging, und reagierten streng nach den UKEA-Richtlinien. Sie schickten Tausende Mails an Salamanders Büroadresse, die beweisen sollten, dass sie geradezu artistische Sexspiele mit all ihren Untergebenen getrieben hatte.
    Aber Fröken Salamanders Klage war ganz anderer Natur. Sie forderte einen Teil des gesamten UKEA-Gewinns. Sie behauptete, dass sie ein Recht auf Anteile am Gewinn aus UKEAs Originalentwürfen habe, und zwar bis zurück in die 1940er Jahre, als die Firma gegründet wurde.»
    «Aber sie war doch erst 2004 in das Unternehmen eingetreten.»
    «Richtig. Und sie war lediglich verantwortlich für die Gestaltung eines allerdings sehr verkäuflichen Duschvorhangs und zweier Serviettenringe.»
    «Das klingt ziemlich verrückt.»
    «Als Arzt ziehe ich es vor, dieses Wort nicht zu benutzen. ‹Verwirrt› wäre angemessener. Aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Fröken Salamander behauptete nie, dass sie persönlich für UKEAS frühe Designs verantwortlich zeichnete. Stattdessen gab sie an, dass ihre Familie die Rechte daran besitze, weil sie glaubte, dass alle Originalentwürfe von ihrem Großvater stammten.»
    «Und wer war ihr Großvater?»
    «Ich fürchte, an dieser Stelle grenzt ihre Störung an Größenwahn. Fröken Chamelea Salamander bestand darauf, dass ihr Großvater Adolf Hitler war.» Doktor Telepathian lächelte dünn. «Verwirrt, nicht?»
    «Das klingt wirklich verrückt», nickte Blomberg. «Aber dennoch: Auch Odder Arssen behauptete, dass Hitler die Skizzen angefertigt hätte, die UKEA für seine erste Einrichtungslinie benutzte.»
    «Ah, Odder Arssen. Noch so ein unheilbarer Schizophrener. Sicher schenken Sie diesen traurigen Phantasien keinen Glauben, Herr Blomberg. Wenn Sie das nämlich täten, dann hätten wir da einige Medikamente, die Ihnen sicher helfen würden.»
    Doktor Telepathian kritzelte ein paar Worte auf einen Rezeptblock und reichte ihn Blomberg. Haloperidol 20 mg 2-mal tgl. «Da ist eine Apotheke unten an der Straße. Ich kann das Präparat für Sie bestellen.»
    «Danke schön. Aber warum wurde Chamelea Salamander kaum ein Jahr später wieder entlassen, wenn sie so unheilbar krank war?»
    «Ah, sehr gute Frage. Hier liegt, fürchte ich, ein trauriges Beispiel dafür vor, wie das Gesetz die medizinische Wissenschaft außer Kraft setzt. Die Anwälte von UKEA, von denen ich einige nur zu gern medikamentös ruhigstellen und einweisen würde, weil sie unter akuten Stresssymptomen leiden, haben sich außergerichtlich mit Fröken Salamanders Anwältin geeinigt. In dieser Übereinkunft hat UKEA sich bereit erklärt, Fröken Salamander aus der Anstalt zu entlassen, wenn sie freiwillig auf ihr Recht zu klagen verzichtet.»
    «Und sie hat das unterschrieben?»
    «Ja. Ich glaube, vor allem deshalb, weil ihre Anwältin sie dazu drängte, übrigens eine Frau mit einer Neigung zu Platzangst. Aber sogar nach der Einigung und kurz vor ihrer Entlassung bestand Salamander weiter darauf, dass sie Hitlers Enkelin sei. Sie hat nie aufgehört, das zu behaupten.»
    «Erinnern Sie sich zufällig noch an den Namen ihrer Anwältin?»
    «Sie hieß Anoraka Giardia. Vielleicht kennen Sie sie.»
    «Das ist meine Schwester.»
    «Tatsächlich. Sie hat mir das Leben ziemlich schwergemacht, als sie Lizzy Salamander vertrat. Aber das ist eine andere Geschichte, nicht wahr? Und wie ich schon sagte: Ich hege keinen Groll.»
     
    Blomberg fuhr in seinem Volvo S60 AWD nach Hause. Er hielt nur einmal an, um einen defekten Zahnriemen zu ersetzen. Als er in die Bellmansgatan einbog, fiel ihm etwas Merkwürdiges auf: Ein riesiger Mann in einem schwarzen Smart kam ihm entgegen. Der Mann war so groß, dass sein Kopf aus dem offenen Verdeck ragte. Der dichte

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