Verbannt
Ton am Fernseher war ausgestellt, und die blauen Bilder des Wetterkanals warfen seltsame Schatten auf die Gestalt neben mir.
„Rhiannon ruft Nuada zu sich.“ Ich warf die Decke beiseite und stapfte ins Badezimmer, wo ich mir ein Glas mit kaltem Wasser füllte. „Und sie benutzt definitiv dunkle Mächte, um es zu tun.“
„Shannon, was ist los?“ Verschlafen strich Clint sich mit einer Hand durch die Haare und blinzelte ein paarmal.
„Ich habe es mit angesehen.“ Ich versuchte nicht, den Ekel in meiner Stimme zu unterdrücken. „Sie hat ihn gerufen. Irgendwie hat sie durch Bres Zugriff auf Pryderis Macht. Sie hat den verdammten Nuada hierhergebracht.“ Ich lief unruhig im Zimmer auf und ab. „Kein Wunder, dass er besessen von mir ist. Er denkt, dass ich diejenige bin, die ihn will. Igitt. Einer Sache können wir uns nach dem Bann – oder was immer Rhiannon da heute Nacht über ihn geworfen hat – sicher sein. Er wird nicht hier herumlungern und meinen Vater weiter belästigen.“ Ich leerte das Glas und genoss es, wie die Kälte meinen Mund erfrischte. Es war beinahe, als schmeckte ich ...
„Oh, Gott, ich muss ...“ Zumindest schaffte ich es dieses Mal rechtzeitig zur Toilette.
Clint reichte mir einen feuchten Waschlappen, und ich hörte, wie er das Wasserglas wieder auffüllte. Er betätigte die Toilettenspülung und half mir, wieder aufzustehen.
„Hier, spül dir den Mund damit aus.“ Ich tat wie geheißen. „Nachdem du deine Zähne geputzt hast, kannst du das hier benutzen.
Er öffnete den Deckel der kleinen Mundspülung, die das Hotel zur Verfügung gestellt hatte, und stellte sie auf den Rand des Waschbeckens.
„Danke“, sagte ich.
Ich war noch immer angespannt und in Gedanken versunken, als er mich zurück ins Bett brachte und sorgfältig zudeckte. Dann setzte er sich neben mir auf die Bettkante und sah mich an, aber anstatt oben neben mir zu sitzen, rutschte er ganz ans Fußende.
„Gib mir deine Füße.“
„Was?“
„Deine Füße“, wiederholte er.
Als ich ihn einfach nur dümmlich anstarrte, seufzte er und schob die Decke beiseite, um meine nackten Füße zu entblößen. Dann nahm er einen in die Hand und fing an, die Sohle mit sicheren, festen Strichen zu massieren.
Ich blinzelte verwirrt, während mein Körper von den Füßen aufwärts zu schmelzen schien.
„Das entspannt dich“, sagte Clint nur.
Ich wollte fragen, woher er das wissen wollte, aber er kam mir zuvor.
„Konntest du erkennen, wo sie sich befand?“
Oh ja, zurück zu Rhiannon, der Perversen.
„Chicago – im Grant Park. Bres war bei ihr.“ Ich zog eine Grimasse, als hätte ich gerade in eine Zitrone gebissen. „Du wirst nicht glauben, was sie getan hat.“
„Doch, werde ich.“
Seine Stimme klang flach, und ich fragte mich, was genau er alles mit Rhiannon erlebt hatte. Ich entschied, dass ich das definitiv nicht wissen wollte – niemals.
Mir kam ein plötzlicher Gedanke. „Anfangs klang es so, als riefe sie Nuada zu sich, aber am Ende sagte sie, er solle zum ...“ Ich versuchte, mich an die genauen Worte zu erinnern. „Den Ort der Macht hat sie es, glaube ich, genannt.“
„Die Lichtung.“ Clint schien sich sicher zu sein. „Sie glaubt, dass wir dort sind. Sie weiß, dass ich den Wald nur ungern verlasse, und du hast ja eindeutig klargestellt, dass du und ich zusammengehören.“
Ich nickte zustimmend und versuchte, die Doppeldeutigkeit seiner Worte zu ignorieren. Das war verdammt schwer, weil er immer noch meine Füße massierte und mich mit diesen erstaunlichen Augen anschaute. Also entzog ich meine Füße seiner intimen Berührung und zwang mich, den Blick abzuwenden.
„Danke, ich bin jetzt ganz entspannt.“ Ich gähnte gezwungen. „Wir legen uns besser wieder schlafen, wir haben morgen einen anstrengenden Weg vor uns.“ Ich rollte mich auf meiner Bettseite zusammen und schloss die Augen.
Anfangs rührte er sich nicht und sagte auch nichts. Dann merkte ich, dass er aufstand. Er steckte die Decke um meine Füße fest und schaltete den Fernseher aus. In der Dunkelheit senkte sich die Matratze neben mir unter seinem Gewicht.
„Gute Nacht, Shannon-Mädchen.“
„Gute Nacht“, flüsterte ich.
12. KAPITEL
Der Weckruf um acht Uhr am folgenden Morgen hätte sicher noch nervtötender sein können, ich wusste nur nicht, wie. Ich schaute mich schläfrig um und schob mir die Haare aus dem Gesicht. Ich hatte sie am Abend vorher nicht gekämmt, und jetzt waren sie so störrisch, wie
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