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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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sie nur sein konnten. Clint war schon angezogen und kam gerade aus dem Badezimmer. In der Hand hielt er einen Becher mit dampfendem Tee, den er mir reichte.
    „Danke“, murmelte ich und versuchte, ihm nicht meinen Morgenatem ins Gesicht zu hauchen. Vorsichtig nippte ich am Tee. Dabei beobachtete ich Clint, der den Fernseher anschaltete. Auf dem Wetterkanal sagten sie, dass es wieder schneite. Welche Überraschung.
    Clint ließ sich steif auf den einzigen Stuhl im Raum sinken.
    „Bist du schon lange wach?“ Ich dachte, ein wenig Smalltalk könnte nicht schaden.
    „Eine Weile.“
    Das konnte in Oklahoma alles von vier Stunden bis zu vier Wochen bedeuten.
    Ich wollte ihn fragen, wie es seinem Rücken ging, aber heute Morgen wirkte seine Miene sehr verschlossen. Er hatte sich definitiv in seine Höhle zurückgezogen. Ich verspürte einen kleinen Stich. Mir fehlte die Nähe, die wir geteilt hatten.
    Nein, schalt ich mich. Sein Rückzug ist gut für uns. Ich gehe bald fort, und Clint muss aufhören zu denken, er sei in mich verliebt. (Und du gleich mit ihm, flüsterte mein fehlgeleiteter Verstand.)
    „Ich bin in einer Sekunde fertig“, flötete ich in dem Versuch, munter und geschäftig zu klingen, während ich aus dem Bett kletterte und ins Badezimmer sprintete.
    „Hast du Lust, was zu frühstücken?“, fragte Clint.
    Wir waren auf dem Weg ins Krankenhaus und hatten bisher geschwiegen. Der Schnee fiel stetig, aber die Flocken waren fein und nicht mehr so dick wie in den Tagen zuvor. Es gab sogar wieder ein wenig Verkehr, hauptsächlich Lastwagen. Wir überholten einen Schneepflug.
    Ich führte eine kurze, lautlose Unterhaltung mit meinem Magen, der darauf mit einem gar nicht lautlosen Knurren antwortete.
    „Das klingt mir ganz nach einem Ja.“
    Clint versuchte vergeblich ein Lächeln zu unterdrücken. Ganz offensichtlich beeindruckte ihn mein ladylikes Benehmen.
    „Wie war’s mit dem ,Brams’? Es gibt eines in der Nähe des Krankenhauses. Sie machen die besten Brötchen mit Bratentunke im gesamten Universum.“ Menschen (vor allem Nordstaatler), die „Brams“ nicht kennen, haben keine Ahnung, was sie verpassen – selbst gemachte Eiscreme, frische Landmilch, Eier, Bacon und so weiter. Ein großartiges Frühstück. Und das Ganze als Drive-in!
    „Klingt gut.“
    Dankbar schlang ich kurze Zeit später Brötchen und Bratentunke hinunter (und einen großen Becher Milch). Clint hatte nur eine Hand am Lenkrad und hielt in der anderen das mit Schinken, Ei und Käse belegte Brötchen, von dem er immer wieder herzhaft abbiss.
    Irgendjemand hatte eine kleine Fläche des Krankenhausparkplatzes vom Schnee geräumt. Es sah so aus, als wagten sich langsam mehr Menschen vor die Tür. Die Leute in Oklahoma waren bei Schnee keine guten Autofahrer. Es mangelte ihnen einfach an Erfahrung. Der gemeine Billy Jo Bo denkt, wenn er das Gaspedal bei seinem Ford Pick-up nur stark genug durchtritt, wird sich der Schnee schon von alleine aus dem Staub machen. Meistens liegt er damit falsch, das war vermutlich auch der Grund dafür, dass das Krankenhausgeschäft an diesem Morgen einen unerwarteten Boom zu erfahren schien.
    Wir suchten uns den Weg in die Intensivstation und kamen gerade in dem Moment in Dads Zimmer, als eine hübsche blonde Krankenschwester die Reste seines Frühstücks abräumte. Er saß von Kissen gestützt im Bett, die operierte Hand lag steif an seiner Seite. Als er uns sah, strahlte er. Seine Augen wirkten immer noch ein bisschen glasig, aber seine Gesichtsfarbe sah schon wieder viel gesünder aus.
    „Was ist los, ihr zwei?“, polterte er uns entgegen.
    „Nicht viel, Dad. Wir dachten, wir schauen mal besser nach dir und stellen sicher, dass du den Schwestern nicht den allerletzten Nerv raubst.“ Ich lächelte und gab ihm einen Kuss. Ich freute mich, dass er wieder wie er selbst klang.
    „Tja, sie geben mir immer noch irgendwelche Medikamente, die mich ganz verrückt machen, aber ansonsten geht es mir gut.“
    „Ich hoffe, du hast nicht noch weitere Männer angemacht.“
    „Oh nein, so verrückt nun auch wieder nicht.“
    Die Krankenschwester kehrte zurück, um seinen Tropf zu überprüfen. Sie nickte uns zu.
    „War die Ärztin schon da, um sich meinen Vater anzusehen?“, fragte ich sie.
    „Ja, die Visite ist schon vorbei.“ Sie wirbelte geschäftig um Dads Bett herum und kontrollierte den Verband an seiner Hand.
    „Die Ärztin hat gesagt, ich kann in ein paar Tagen nach Hause gehen.“ Dad sah mich

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