Verbannt
Mann mit meinem Gesicht.“
„Ja.“ Ich wusste nicht, was ich sonst hätte sagen sollen.
„Ist er mein Spiegelbild in deiner Welt?“
„Ja, das ist er.“
„Dann bist du sicher und beschützt.“ Seine Gesichtsmuskeln spannten sich an, als er die Worte ausstieß.
„Ja“, wiederholte ich. Ich fühlte mich illoyal und sehr, sehr schuldig“
Er sah mir fest in die Augen. „ Unsere Tochter – geht es ihr gut?“
Ich lächelte und spürte, wie meine Gesichtsmuskeln sich entspannten. „Sie sorgt immer noch dafür, dass es mir sowohl gut als auch verdammt schlecht geht.“
„Dann geht es ihr gut.“ Er hob einen Arm und streckte mir seine Hand über dem Feuer entgegen. „Komm zurück zu mir, Shannon.“
„Das werde ich, Geliebter.“ Ich spürte ein Brennen in meiner Kehle, als mein Körper in die Höhe schwebte und langsam unsichtbar wurde. „Sag Alanna, dass es mir gut geht. Sag ihr, dass sie die Hoffnung nicht verlieren soll...“ Meine Stimme verebbte, löste sich auf und wurde eins mit der Nacht.
Der Flammentunnel ragte vor mir auf. Ich wappnete mich für die Rückreise, konnte den Schrei aber nicht unterdrücken, der aus meiner verängstigten Seele aufstieg ...
Ich saß kerzengerade auf dem Beifahrersitz des Geländewagens.
„Shannon!“ Clint schüttelte mich an der Schulter. Seine Miene drückte pure Panik aus. „Mein Gott, Shannon! Bist du jetzt wach?“
„Ich ... ich ... mir geht’s gut“, stammelte ich. Ich spürte die Nachwirkungen des Wanderns zwischen den Welten.
„Erst hast du geschrien, als hätte jemand versucht, dich zu erwürgen, und dann hast du dich gar nicht mehr gerührt.“ Sein Gesicht war aschfahl. „Du hast kaum geatmet.“
„Das war nur der magische Schlaf. Die Traumreise, auf die mich Epona manchmal schickt“, sagte ich, als würde ich etwas so Normales erklären wie das Schmieren eines Butterbrots. „Es ist anders hier ... anstrengender. Sehr wahrscheinlich weil das hier nicht Eponas Welt ist, auch wenn ich immer noch ihre Auserwählte bin“, überlegte ich laut. Mir fiel ein Stein vom Herzen, nun einen weiteren Beweis dafür zu haben, dass meine Göttin mich nicht verlassen hatte.
Er überlegte einen Moment, als würde er nach Worten suchen. Ich entschied mich, einfach ruhig dazusitzen und tief zu atmen, denn mein Magen fing wieder an, sich zu drehen.
„Verdammt, Shannon! Magischer Schlaf. Was ...“
„Fahr rechts ran“, rief ich.
„Wa...“
„HALT VERDAMMT NOCH MAL AN! ICH MUSS ...“
Ich musste diesen ausdrucksstarken Satz nicht beenden. Ein kurzer Blick auf mein vermutlich grünes Gesicht hatte Clint den entscheidenden Hinweis gegeben. Der Wagen schlingerte kurz und stand dann. Ich stieß die Tür auf und sprang ins Schneetreiben. Zwei Schritte vom Auto entfernt beugte ich mich vor und fing an zu würgen.
Galle – ekliger Geschmack –, ich zitterte, wimmerte – ein Gefühl, als würde ich sterben. Ich hasste es, mich zu übergeben.
„Ganz ruhig, alles okay.“ Clints starke Arme umfingen meinen Körper, sodass ich mich darauf konzentrieren konnte, meine Eingeweide auszuspucken, anstatt mir Sorgen zu machen, dass ich gleich kopfüber in den Schnee fallen würde. Ich war dankbar, dass meine Haare zum Zopf geflochten waren. Allein der Gedanke daran, wie eklig es geworden wäre, wenn sie frei und wild herumgehangen hätten, reichte, um auch noch den letzten Rest Flüssigkeit aus meinem Magen zu würgen.
„Hier ...“ Clint reichte mir eine Handvoll Taschentücher.
„D...danke.“ Ich bekam das Wort kaum raus, nahm die Taschentücher aber trotzdem dankbar an und putzte mir Mund und Nase.
„Keine Ursache, mein Shannon-Mädchen.“
Ich konnte das Lächeln in seiner Stimme hören. Er geleitete mich zurück zum Auto und öffnete die Beifahrertür.
„Nein.“ Ich entwand mich ihm. „Ich brauche frische Luft. Ich bleibe einen Moment hier draußen.“
„Aber nicht zu lange“, warnte er, während er mich gegen das Auto lehnte und die Beifahrertür wieder schloss, damit es nicht hineinschneite. „Es ist zu kalt, und außerdem wirst du nass.“
Ich nickte und konzentrierte mich darauf, normal zu atmen.
„Kannst du alleine stehen?“, fragte er.
Erst jetzt merkte ich, dass er mich immer noch an einem Arm hielt.
„Ja.“ Meine Stimme klang, als käme sie von weit entfernt, und war zittrig.
„Ich bin gleich wieder da.“ Er drückte meinen Arm kurz, dann ließ er ihn los und ging zum hinteren Teil des Wagens.
Das heißt, dass es
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