Verbannt
zurückzulehnen und ihr ihren Willen zu lassen, aber das Wissen alleine machte es auch nicht einfacher.
Mir fiel auf, dass die Nacht sehr schnell hereingebrochen war. Das hatte nichts mit der langsam voranschreitenden Dämmerung zu tun, die ich in Partholon lieben gelernt hatte. Es war, als könnte die Dunkelheit in Abwesenheit der Sonne unangefochten herrschen. Aus irgendeinem Grund rieselte mir bei dieser Analogie ein Schauer über den Rücken. Dann verharrte mein Körper auf einmal.
Unter mir öffnete sich der dichte Wald zu einer Lichtung. Flackerndes Lagerfeuer weckte meine Aufmerksamkeit. Anfangs fiel mir nur auf, dass es sich um die Lichtung handelte, die in meinen beiden Welten existierte. Bevor ich mir über Zeitreisen und darüber, was, zum Teufel, ich hier tat, Gedanken machen konnte, zog das Lagerfeuer meinen Blick wie magisch an. Es hatte eine seltsame Farbe, nicht den warmen Safran- und Goldton der wohlgesonnenen Flammen, sondern ein grelles Rot, das aussah, als könnte es jeden Moment explodieren und alles um sich herum zerstören.
Ich sah ihn erst, als ich bis auf wenige Meter ans Feuer herangeschwebt war, so still hatte er dagestanden. Jetzt bewegte er sich, holte aus seiner Ledertasche eine Handvoll von etwas hervor, das aussah wie Sand. Er warf es in die Flammen und sprach dabei wieder und wieder die Worte: „Mo muirninn.“ Seine Stimme war kehlig, angespannt und rau. ClanFintans Augen waren rot gerändert und starr auf die Flammen gerichtet, als er da wie eine Bronzestatue stand und in das wilde rote Feuer schaute. Er hielt sich nah bei den Flammen auf, so nah. Ich war erstaunt, dass die Spitzen seiner dicken Haare noch nicht schwelten. Seine menschliche Brust war nackt und mit Schweiß bedeckt, der pferdige Teil seines Körpers war mit weißem Schaum bedeckt, als wäre er Tag um Tag gelaufen.
„ ClanFintanI“ Ich rief seinen Namen mit der ganzen Kraft meiner Sehnsucht.
Sein Kopf schoss nach oben, und sofort konzentrierte sich seine Aufmerksamkeit in meine Richtung.
„Rhea, Liebe. Hast du mich endlich erhört?“ Seine raue Stimme durchschnitt die Nacht.
„Ja/“, rief ich und hoffte, dass meine Göttin mir erlauben würde, mit ihm zu kommunizieren, und sei es nur für einen kurzen Augenblick.
Beruhige ihn, Geliebte. Sanft schwebten die Worte durch meinen Geist.
„Ich bin hier! Ich versuche alles, um nach Hause zu kommen!“ Während ich sprach merkte ich, dass ich langsam sichtbar wurde. Ich sah, wie mein Zentaurenmann mich freudig überrascht aus großen Augen ansah. Als ich an mir hinuntersah, stellte ich entsetzt fest, dass mein Geistkörper nicht nur sichtbar, sondern auch völlig nackt war.
„Ich sehe dich.“ Seine Stimme war jetzt weich und schwer vor Sehnsucht.
„Epona scheint mich nicht wirklich angemessen zu kleiden.“ Meine Geisterworte schwebten durch die Luft zu meinem Geliebten.
„ Und dafür danke ich Epona.“
Die Intensität seiner Worte sagte mir, dass es um viel mehr ging als um meinen unbekleideten Zustand.
Ich lächelte ihn an und sprach aus, was meine Göttin mir einflüsterte: „ Epona wird dafür sorgen, dass ich wieder nach Hause zurückkehre. “
„ Wann?“, fragte er gequält.
„Ich – ich weiß es nicht.“ Mein Mut sank.
„Du musst zurückkommen“, sagte er. „Die Abwesenheit von Eponas Geliebter belastet unsere Welt schwer.“
„Nein!“, rief ich. „Ich bin nicht für immer fort. Sag meinem Volk, dass Epona es niemals im Stich lassen würde.“ Während ich sprach, spürte ich die beruhigende Gewissheit, dass das, was ich sagte, wahr war.
„Wann?“, wiederholte er.
„In meiner alten Welt ist etwas passiert.“ Ich holte tief Luft. „Nuada ist mir dorthin gefolgt.“
ClanFintans Augen wurden schmal. Er war viel zu vertraut mit der Welt der Geister, um infrage zu stellen, dass unser toter Feind irgendwie wieder auferstanden sein könnte.
„Deine Göttin würde niemals zulassen, dass diese Kreatur dir schadet.“
„Nein! Ich mache mir keine Sorgen um mich.“ Flehend hob ich die Hände. „ Er ist hinter den Menschen her, die ich liebe. Ich denke, er weiß, wie man nach Partholon zurückkehrt, aber du musst verstehen, dass ich meine alte Welt nicht verlassen kann, bevor ich weiß, dass die Menschen, die ich zurücklasse, sich in Sicherheit befinden.“
Ein Schatten huschte über sein hübsches Gesicht, und ich spürte die Anspannung in seinen Worten, als er sprach.
„Ich habe den Mann auf der Lichtung gesehen. Den
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