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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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Teufel, hatte ich daran nicht gedacht? Natürlich hatte Rhiannon mit meinen Freunden und meiner Familie zu tun gehabt. Und natürlich hatte sie jeden vor den Kopf gestoßen und verletzt. Ich schüttelte mich innerlich. Gerade hatte ich sechs Monate damit verbracht, in einer anderen Welt das Chaos zu beseitigen, das sie hinterlassen hatte. Unter anderem hatte dazugehört, Genes Spiegelbild Carolan davon zu überzeugen, dass er keinen Grund hatte, mich zu hassen, weil ICH NICHT DIE VERDAMMTE RHIANNON WAR und Alanna niemals wehtun würde. Es war nur logisch, dass sie es in dieser Welt genauso vermasselt hatte.
    „Ich kann das erklären, Suz.“ Ich ignorierte Genes feindseligen Blick und konzentrierte mich auf die Frau, die für mich wie eine Schwester war. „Ich war nicht ich selber, als ich das gesagt habe. Verdammt ...“ Ich versuchte ein Freundinnenlächeln. „Ich bin seit Monaten nicht ich selbst.“ Ich bemühte mich, die Worte „seit Monaten“ besonders zu betonen, und sah ihr dabei in die Augen; still flehte ich, dass sie den Unterschied zwischen mir und Rhiannon bemerkte. „Ich kann es wirklich erklären. Können wir irgendwo einen Kaffee trinken gehen oder so?“ Meine Stimmung besserte sich sofort, als ich mich erinnerte. „Gibt es nicht am Ende der Straße einen ,Panera’ ?“ Ich wusste, dass da einer war. Suz und ich hatten uns dort oft morgens getroffen und uns die wundervollen Pekan-Brötchen auf der Zunge zergehen lassen.
    Ich sah, wie sich ihr Gesicht entspannte und die vertrauten Linien zutage traten. Sie öffnete den Mund, um mir zu antworten.
    „Nein.“ Gene war schneller. „Wir werden uns nirgendwo mit dir treffen.“
    Ich sah ihn an. Ich meine, ich sah ihn jetzt wirklich an. Er war immer ein mittelgroßer, normal aussehender, etwas molliger älterer Mann gewesen. Fünfzehn Jahre älter als Suz, um genau zu sein. Er war gerade fünfzig geworden und litt unter Bluthochdruck. Er war ganz normal – beziehungsweise, mit Suz strahlender Niedlichkeit verglichen, sogar unterdurchschnittlich attraktiv. Das Einzige, was immer für ihn gesprochen hatte, waren seine Intelligenz und die Tatsache, dass er meine beste Freundin auf Händen trug. So einem Mann kann man vieles verzeihen.
    Mir fiel auf, dass ich Carolan inzwischen weit mehr schätzte und mochte als Gene. Huh. Carolan war ein Arzt, er heilte Menschen. Gene war ein Akademiker, ein Uni-Professor. Er hatte einen Doktortitel (zwei sogar), war aber kein Arzt. Gene war pummelig, während Carolan schlank und drahtig war, das ließ ihn mindestens zehn Jahre jünger aussehen (und handeln). Bis zu diesem Moment hatte ich über die Unterschiede zwischen den beiden noch nie nachgedacht; ich hatte einfach akzeptiert, dass Carolan Alannas Partner war, weil Gene zu Suz gehörte.
    Jetzt sah ich etwas Hässliches Genes Gesicht überschatten – Eifersucht. Sogar zu der Zeit, als Carolan „mich“ hasste, weil er dachte, ich sei Rhiannon, wusste ich, dass dieser Hass nie etwas mit Eifersucht oder Neid zu tun gehabt hatte. Er basierte nur auf der Tatsache, dass Rhiannon Alanna benutzt und verletzt hatte. Carolan war ein besserer Mensch als Gene, und das nicht nur, weil er sich in Partholon in besserer Verfassung hielt und ein begabter Arzt war statt ein übergebildeter akademischer Idiot. Carolan wäre niemals eifersüchtig auf die enge Verbindung, die Alanna und ich hatten. Ganz im Gegenteil.
    Mit einer Klarheit, die aus der Intuition geboren wird, erkannte ich, dass der Grund, weshalb ich Genes Eifersucht so schnell entdeckt hatte, der war, dass sie schon früher aufgeblitzt war. Und zwar weit mehr als nur ein Mal. Zum Beispiel dann, wenn ich unangemeldet an einem Samstagmittag bei Suzanna hereingeschneit war, um sie zu einem spontanen Mädels-Lunch zu entführen. Oder wenn seine Stimme am Telefon plötzlich kühl wurde, sobald Suzanna ihn daran erinnerte, dass sie und ich uns die Donnerstagabende für uns reserviert hatten und er ein paar Stunden ohne sie auskommen musste. Ich hatte es an der Art erkannt, wie er manchmal den Sarkasmus in seiner Stimme nicht verbergen konnte, wenn er sagte, dass es Suz und mir vermutlich nichts ausmachen würde, wenn wir an der Hüfte zusammengewachsen wären. Ich schätze, ich habe mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht, ob Gene mich mochte oder einfach nur tolerierte. Er war gut zu Suz, und das hatte mir gereicht.
    Es nervte mich zutiefst, nun festzustellen, dass er seine eifersüchtige Abneigung gegen mich die

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