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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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„Was wäre passiert, wenn er uns erneut angegriffen hätte? Wir haben hier keinen Wald, aus dem wir Kraft ziehen können.“ Mit ausdrucksloser Stimme fügte er hinzu: „Es hätten noch mehr Menschen sterben können.“
    „Du bist wieder ganz blau geworden“, sagte ich abwesend.
    „Blau?“ Er schaute mich an, als wäre klar, dass ich jetzt völlig durchgedreht war.
    „Deine Aura. Sie ist blau und am Rand golden. Ich kann sie normalerweise nicht sehen, aber als du mich zum Wagen geführt hast, konnte ich sie ganz deutlich erkennen.“ Je mehr ich sprach, desto normaler klang meine Stimme.
    Er warf mir einen überraschten Blick zu. „Ich habe gespürt, dass das Ding in der Nähe war, und darauf hat meine Aura wohl reagiert. Ich hatte aber nicht das Gefühl, dass Nuada es auf uns abgesehen hatte. Zumindest nicht dieses Mal.“
    „Bis du mir gehörst, werde ich alles, was du liebst, zerstören. Sei es in dieser Welt oder in der nächsten.“ Ich flüsterte die Worte mit tauben Lippen. „Nuada war nicht hinter mir her“, sagte ich. „Er hatte es auf Suzanna abgesehen, weil er irgendwoher wusste, dass ich sie liebe.“ Ich sah Clint an, und plötzlich wurde alles um mich herum unnatürlich scharf. Etwas zu verstehen kann manchmal ganz schön Furcht einflößend sein. „Das bedeutet, er ist nicht nur hinter meinem Vater her. Niemand, den ich mag, ist sicher, bis Nuada endgültig zerstört ist.“ Bevor er etwas erwidern konnte, zeigte ich ihm mit zitternden Fingern den Weg. „Bieg hier rechts ab auf die Kenosha Street.“
    Clint bog ab, und ich sah die unheimlich flackernden Blaulichter, die auf den Wal-Mart-Parkplatz einbogen.
    „Bist du sicher, dass sie tot war?“
    „Du weißt, dass sie nicht mehr gelebt hat, Shannon.“ Clints Stimme wurde weich, und er löste seine Hand lange genug vom Schaltknüppel, um sie beruhigend auf mein Knie zu legen. „Niemand überlebt so eine Kopfverletzung.“
    Mein Fehler. Es war alles mein Fehler. Ich zitterte und zog den Mantel enger um mich, als mich eine Welle der Übelkeit erfasste. Ich lehnte meine Stirn gegen die kühle Scheibe, schloss die Augen und konzentrierte mich darauf, mich nicht zu übergeben. Ich konnte im Moment nicht an Suzanna denken. Durfte mir nicht in Erinnerung rufen, wie wir stundenlang miteinander reden konnten, dabei die Zeit und die Welt um uns vergaßen. Wie sie alleine am Klang meiner Stimme am Telefon erkennen konnte, ob ich glücklich oder traurig war. Ich wollte mich nicht daran erinnern, wie ihre älteste Tochter vor Jahren meine Lieblingsschülerin gewesen war und entschieden hatte: „Du und meine Mom, ihr müsst beste Freundinnen sein.“ Dann hatte sie sich darangemacht, diese Freundschaft in die Wege zu leiten. Sie hat immer wieder dafür gesorgt, dass ihre Mom und ich uns trafen, bis wir endlich Freunde wurden. Sehr zur Freude von uns beiden.
    Und jetzt war sie fort. Ihre drei wunderschönen Töchter hatten ihre Mutter verloren. Meinetwegen.
    „Shannon!“ Clints Stimme unterbrach meine trockenen Schluchzer. „Hör auf. Dir wird gleich nur wieder schlecht.“
    Ich wollte mich aufrichten und ihn anschreien, dass er kein Recht hatte, mir zu sagen, was ich tun sollte, aber ich hatte gerade genug Energie, um mit der Stirn an die Scheibe gelehnt zu sitzen.
    „Sag mir, wo, zum Teufel, wir hinmüssen.“
    Ich drehte mich in seine Richtung und blinzelte ihn an. Mit einem Zipfel seines Mantels wischte ich mir die Tränen fort.
    „Richtungsangaben, Shannon ...“ Seine Stimme klang fest. „Wie komme ich zum Haus deines Vaters?“ Er beugte sich vor und öffnete das Handschuhfach, aus dem er mehrere Taschentücher nahm und sie mir in den Schoß warf. „Wisch dir die Nase bitte nicht an meinem Mantel ab.“
    Mist! Ich hatte gerade meine beste Freundin verloren, und er machte sich Sorgen um seinen Mantel? Zum Teufel mit ihm. Ich putzte mir die Nase und richtete mich auf. Mit einem Blick aus dem Fenster versuchte ich mich zu orientieren. Wir waren im Randgebiet der Stadt, und die Straßen waren vollkommen verlassen. Ehrlich gesagt überraschte es mich, dass die Straßenlaternen noch brannten und den steten Schneefall illuminierten. Normalerweise war bei Winterstürmen der Strom das Erste, was ausfiel.
    Wir fuhren eine kleine Steigung hoch. Zu unserer Rechten sah ich die weißen Zäune und sorgfältig gestutzten Hecken des Forest Ridge Country Clubs, zu dem nicht nur ein spektakulärer Golfplatz, sondern auch ein exzellentes Restaurant

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