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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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als hundert Halbmenschen (Teenagern) aufzutreten und mehrmals im Jahr verkleidet aufzutauchen – vom „Pyjama-Tag“ bis zum „Mein liebster Superheld“-Fest –, und je peinlicher man aussieht und sich gibt, desto cooler ist man. Noch dazu wird man für all das bezahlt. (Oder bekommt das, was man in Oklahoma so für Bezahlung hält.) Nur in öffentlichen Schulen.
    Eine Sache, in der Dad und ich schon immer übereingestimmt haben, ist, dass Teenager eine der seltenen Spezies sind, die noch weniger Hirn als Rennpferde haben. Ich sah, wie sich ein Grinsen auf dem Gesicht meines Vaters ausbreitete.
    „Kleine Idioten – sie werden jedes Jahr aufgekratzter.“ Er lachte unterdrückt. „Und dieses Jahr haben wir das schlimmste Weichei aller Zeiten als Schuldirektor angestellt. Er kommt aus einer dieser gefühlsbetonten Mittelschulen und würde Disziplin nicht mal erkennen, wenn sie ihm in den Hintern beißt. Alles, was er macht, ist, Möbel umzustellen, mit dem Heizthermostat im Lehrerzimmer rumzuspielen und in den Fluren herumzulungern, um uns dabei zu erwischen, wie wir unsere Klassenzimmer verlassen, um uns eine Tasse Kaffee zu holen. Ich schwöre dir, der geht zum Pinkeln in die Hocke.“ Er schüttelte heftig den Kopf und sah mich mit grimmiger Miene an. „Verdammt gut, dass du genau zu dem Zeitpunkt aufgehört hast.“
    In dem Moment, als er meinen Karrierewechsel erwähnte, ließ die Wärme, die mich bei diesem vertrauten Gespräch erfüllt hatte, merklich nach. Angelegentlich betrachtete ich meine Teetasse.
    „Du siehst nicht gut aus, Bugs.“ Mein Dad versuchte locker zu wirken, aber die Linien auf seiner Stirn vertieften sich, als er sprach. „Willst du mir sagen, was los ist?“
    Mein Blick schoss unwillkürlich hoch. Ich habe noch nie viel vor ihm verbergen können – ehrlich gesagt habe ich es auch nie wirklich versucht. Sogar als Teenager habe ich ihm alles erzählt. Ich blinzelte, als mich plötzlich ein Gedanke überfiel. Vielleicht war Rhiannon auch nicht in der Lage gewesen, ihre wahre Natur vor ihm zu verbergen? Vielleicht hatte er gewusst, dass sie nicht ich war.
    Ich atmete tief durch und straffte die Schultern.
    „Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Es ist kompliziert.“
    „Das ganze Leben ist kompliziert“, sagte er. „Fang einfach am Anfang an – von da aus arbeiten wir uns langsam vorwärts.“
    „Dad, ich war die letzten sechs Monate über nicht ich.“
    Er nickte zustimmend. „Ja, ja. Du warst verdammt unhöflich zu Mama Parker. Gut, dass sie dich so sehr liebt. Ich bin froh, dass du jetzt wieder normal bist und ...“
    Ich hob eine Hand, um ihn zu stoppen.
    „Nein, ich meine nicht, dass ich mich nicht wie ich benommen habe, sondern dass ich nicht ich war – und das ist wörtlich zu nehmen.“
    Welchen Kommentar er auch immer auf der Zunge hatte, er schluckte ihn hinunter, als er meinen Gesichtsausdruck sah.
    „Erkläre mir bitte, was du damit meinst, Shannon Christine.“
    Der Gebrauch meines zweiten Vornamens sagte mir, dass er es ernst meinte.
    „Erinnerst du dich daran, dass ich vor sechs Monaten einen Autounfall hatte?“
    „Natürlich erinnere ich mich daran. Du warst tagelang bewusstlos. Wir haben uns beinahe zu Tode gesorgt. Ich wusste, dass du eines Tages diesen verdammten Mustang um einen Baum wickeln würdest. Immerzu schnell“, schimpfte er vor sich hin und schüttelte missbilligend den Kopf, bereit, einen alten Streit wieder aufflammen zu lassen.
    „Das war kein normaler Unfall, Dad, und ich habe das Auto um gar nichts gewickelt“, fügte ich verärgert hinzu. „Ich habe an dem Tag auf einer Auktion etwas ersteigert. Es war eine antike Graburne, auf der ein Bild der Hohepriesterin und Inkarnation der Göttin Epona abgebildet war.“
    „Die keltische Pferdegöttin.“ Er nickte. (Dad ist ein sehr belesener Mann, wie man anhand der Berge von Büchern, die im gesamten Wohnzimmer verteilt lagen, erkennen konnte.)
    „Die Frau, die dort abgebildet war, sah genauso aus wie ich – oder besser gesagt wie mein Spiegelbild.“ Ich machte eine kleine Pause, um sicherzugehen, dass er alles verstand. „Sie kommt aus einer anderen Welt in einer anderen Dimension. Eine Welt, in der es Mythologie statt Technologie gibt. Dort gibt es Menschen, die die Spiegelbilder von Menschen sind, die hier leben.“
    „Shannon, das ist wirklich ein ganz dummes Thema, um Witze darüber zu machen.“
    „Ich mache keine Witze!“ Ich schaute zu Clint, der bis jetzt geschwiegen

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