Verbannt
solltest den Schinken besser wenden“, sagte er, während er zum Küchentisch hinüberging und sich auf einen Stuhl fallen ließ. „Und du kannst mir auch einen Kaffee einschenken.“
Ich reichte ihm eine Tasse.
„Danke, Bugs.“ Er trank seinen Kaffee, und ich gab das Rührei in die Pfanne.
Als mein Vater wieder zu sprechen anfing, klang er sehr nachdenklich. „Ich kann nicht sagen, dass ich verstehe oder wirklich glaube, was du letzte Nacht erzählt hast, aber ich kenne dich gut genug, um zu wissen, wenn du etwas glaubst. Du bist nie ein oberflächliches Mädchen gewesen, also muss in dem, was du mir erzählst, ein Körnchen Wahrheit enthalten sein. Ich bin bereit, mir die Geschichte unvoreingenommen anzuhören.“ Er nahm noch einen Schluck Kaffee und schaute zu Clint hinüber. „Als Erstes möchte ich aber wissen, mit wem, zum Teufel, du verheiratet bist und warum dieser Mann hier bei dir ist und nicht dein Ehemann.“
Sein Gesichtsausdruck verriet, dass Väter einer Affäre ihrer verheirateten Tochter nicht sonderlich aufgeschlossen gegenüberstehen.
Ich rührte die Eier und sprach in bewusst sachlichem Ton: „Ich bin mit einem Hohen Schamanen und Krieger verheiratet, der auch der Führer seines Volkes ist. Sein Name ist ClanFintan. Er ist nicht bei mir, weil er in einer anderen Welt existiert.“
Man musste meinem Dad zugutehalten, dass er nicht einmal mit der Wimper zuckte.
„Du hast gesagt, dass du seit deinem Unfall dort gewesen bist. Das ist jetzt sechs Monate her. Scheint mir nicht gerade ausreichend Zeit, um jemanden kennenzulernen und zu heiraten.“
„Es war eine arrangierte Ehe. Nach dem Unfall bin ich in Partholon aufgewacht und fand mich als seine Verlobte wieder. Das war eines der Dinge, vor denen Rhiannon davongelaufen ist.“
„Rhiannon?“
„So heißt sie, Dad. Die Frau, die sich für mich ausgegeben hat.“ Ich ließ den Schinken auf einem Haushaltstuch abtropfen und nahm aus dem Schrank neben der Spüle drei Teller. „Das Frühstück ist fertig. Bitte bedient euch.“
Dad und Clint kamen der Aufforderung nur zu gerne nach, und bald schon saßen wir drei um den kleinen Küchentisch herum und aßen. Ich war froh, dass mein Magen ruhig blieb und Ei und Schinken zu genießen schien.
Zwischen zwei Bissen fragte Dad weiter: „Das klingt, als wenn du in einen ziemlichen Schlamassel geraten bist, wenn diese Rhiannon sogar in eine andere Welt geflohen ist, um der Ehe mit dem Mann zu entgehen.“
„Das war nicht alles“, sagte Clint. „Rhiannon hat eine Welt, die sie dringend gebraucht hätte, nicht nur verlassen, weil sie zu einer Ehe gezwungen werden sollte. Sie ist geflohen, weil sie egoistisch und feige ist und sich nach der Art von Macht sehnt, die sie in dieser Welt erblickt hatte.“
Dad kaute und schaute Clint eindringlich an. „Und wo passen Sie in all dem hin?“
„Ich habe Shannon zurück in diese Welt geholt“, sagte Clint einfach.
„Sie?“ Dad schaute überrascht. „Warum?“
Bevor Clint antworten konnte, sagte ich: „Um das zu verstehen, musst du Rhiannon verstehen, das bedeutet, dass du die ganze Geschichte erfahren musst.“
„Ich höre.“
Ich lächelte ihn an, dankbar für seine Unvoreingenommenheit. Dann fing ich an zu erzählen, und Dad hörte aufmerksam zu, ohne mich zu unterbrechen, außer für ein paar Fragen zu Zentauren und dem Gestaltwandeln. Die Vorstellung eines Wesens, das halb Mensch und halb Pferd war, schien ihn zu faszinieren. Clint hörte ebenfalls aufmerksam zu. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich ihm zwar ein paar Bruchstücke dessen, was passiert war, erzählt hatte, er aber auch nie die ganze Geschichte zu hören bekommen hatte – abgesehen von der Version aus Rhiannons verdrehter Perspektive.
„... und so sind ClanFintan und die Krieger von der Wachtburg zurückgekehrt. Es war nur noch wenige Tage vor dem Samhain-Fest, an dem Epi sich mit einem Hengst paaren sollte, um die Fruchtbarkeit des Landes zu sichern. Sie war unruhig, also haben ClanFintan und ich sie auf einen Ausflug mitgenommen. Wir dachten, das würde ihr helfen, sich zu beruhigen. Stattdessen hat sie uns zu dem uralten Hain geführt.“ Hier hielt ich inne und schaute zu Clint. Er machte für mich weiter.
„Ich war der Grund für die Unruhe der Stute. Ich hatte das Spiegelbild der partholonischen Lichtung in unserer Welt gefunden, auf der es eine Öffnung zwischen den Welten gibt. Ich hatte Rhiannons bösartiges Wesen inzwischen erkannt, und so habe ich
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