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Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Titel: Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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Mensch.
    „Fragst
du dich, wo dein strahlender Ritter bleibt?“, erkundigte sich Sam lauernd. Er
war mir nun so nahe, dass ich die Wärme seines Atems auf meinem Gesicht zu
spüren glaubte. „Mach dir mal keine Sorgen, der sollte doch sicher bald hier
erscheinen. Bevor du mir in die Arme gelaufen bist, habe ich jemanden nach
unten geschickt, um mir Bescheid zu sagen, sobald Rasmus auftaucht – weißt du
was, du kennst sie sogar. Es ist die Frau, mit der du bereits in der Allee
Bekanntschaft geschlossen hast.“
    „Was
wird sie mit ihm machen?“, gelang es mir zu flüstern.
    Sam
schnalzte vorwurfsvoll mit der Zunge. „Lily, du beleidigst meine Art. Sie kann
gar nichts mit ihm machen – außer, ihn ein wenig in die Irre zu führen. Sie
wird sich von ihm fangen lassen und zugeben, dass ihr Freund und sie dich
gekidnappt haben, um Lösegeld zu erpressen. Als du aus der Betäubung erwacht
bist, hat sie dann doch Schiss gekriegt und ist abgehauen, aber ihr Freund ist
noch irgendwo da oben … auf dem Weg zu dir.“
    Als
hätte er damit ein Stichwort geliefert, hörte ich gleich darauf leise Schritte.
Eine Gestalt löste sich aus der Dunkelheit, und ich erkannte das abgemagerte,
bleiche Gesicht und die Schatten unter den starr blickenden Augen sofort. Der
Mann trug dasselbe abgewetzte Sweatshirt wie in der Allee, und genau wie damals
fielen mir seine seltsam eckigen Bewegungen auf, als er uns umrundete und
direkt hinter mir stehenblieb. Dann bog er mir die Arme auf den Rücken, während
Sam mit schiefgelegtem Kopf dabei zusah.
    „Du
solltest vorsichtig sein“, japste ich bei dem aussichtslosen Versuch, mich
loszureißen, „wenn mir etwas passiert, werden die Richter dich bestrafen!“ Ich
zitterte so heftig, dass Sam es zweifellos bemerkte, und es schien ihn zu
belustigen.
    „Du
musst keine Angst haben“, meinte er, „niemand hat vor, dir etwas anzutun.
Zumindest nichts allzu Ernsthaftes. Ich bin mir sicher, dass unsere Richter
körperliche Verletzung allein nicht berücksichtigen, weil es so etwas in
unserer Welt gar nicht gibt. Das Einzige, was sie zum Handeln treibt, ist ein
Mord, und den werde heute Abend nicht ich begehen. Dein Held Rasmus allerdings
ist bestimmt ganz wild darauf, dich zu retten – und vermutlich noch wilder,
wenn er sieht, in welch schrecklicher Gefahr du dich befindest. Da wird er wohl
nicht lange fragen, wenn plötzlich der nette Sam auftaucht und ihm das
geeignete Mittel liefert …“ Er schob beiläufig sein kariertes Hemd hoch und
ließ es gleich darauf wieder fallen, sobald ich den Griff der Schusswaffe
gesehen hatte. „Mein Helfer hier wird inzwischen dafür sorgen, dass du bedrängt
genug erscheinst, um bei Rasmus die gewünschte Reaktion auszulösen.“
    „Und
die gewünschte Reaktion ist …“, begann ich, konnte aber nicht weitersprechen,
weil sich mir die Kehle zuschnürte.
    „Dass
Rasmus den Mann tötet, genau“, vollendete Sam fast freundlich den Satz. Im
nächsten Augenblick zog er sein Handy aus der Hosentasche und warf einen Blick
darauf. „Ja, er ist unterwegs“, stellte er zufrieden fest, „ganz wie von dir
bestellt. Ich bedanke mich für die gute Zusammenarbeit.“
    „Bitte,
Sam …“, flehte ich, und es fühlte sich so vertraut und zugleich so schrecklich
falsch an, seinen Namen auszusprechen, „wenn du mich freilässt, kann ich dir
dabei helfen, die Bewährungsprobe zu bestehen. Ich mache alles, was du willst,
ich klettere die Steilwand hoch und runter, und du kannst mir folgen. Und wenn
ich falle, kannst du …“
    „Tut
mir leid“, unterbrach er mich, „aber daran habe ich längst kein Interesse mehr.
Ungetrübtes Licht oder reine Schatten – das ist nichts für mich. Wahre
Bewegungsfreiheit hat man nur in dieser Welt: Ihr habt all diese Regeln und
Gesetze, und noch mehr faszinierende Möglichkeiten, um dagegen zu verstoßen.
Hier bietet sich mir die ganze Palette an Helligkeit und Finsternis und
Zwielicht. Das Einzige, was mir mein irdisches Dasein verleidet, ist dein
Freund.“
    Er
gab dem Mann im Kapuzenpullover einen Befehl, den ich nicht verstand; im
nächsten Augenblick zwang mir sein Helfer einen Stofffetzen zwischen die Lippen
und knotete die Enden an meinem Hinterkopf zusammen. Ich würgte und versuchte
zu husten, um das Ding aus meinem Mund zu bekommen, da packte mich Sam am Kinn.
Er umklammerte meinen Unterkiefer so fest, dass ich ihn reglos ansehen musste
und dabei spürte, wie die Haut an den Innenseiten meiner Wangen

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