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Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Titel: Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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Lily, ich muss versuchen, ihn endgültig zu
stoppen.“
    „Und
wie willst du das schaffen?“
    Er
sah mich lange schweigend an. Dann drehte er sich weg, und ich konnte gerade
noch einen Blick auf den Gegenstand erhaschen, den er dabei hinter seinem
Gürtel hervorzog.
    „Nein!“
Beinahe grob riss ich Rasmus wieder zu mir herum. Sams Pistole sah in seiner
Hand so falsch, so grotesk aus, dass ich vor Entsetzen zu flüstern vergaß. „Tu
das nicht, bitte, Rasmus, das kannst du nicht machen! “
    Behutsam,
aber unnachgiebig löste sich Rasmus aus meiner Umklammerung. „Doch, ich kann“,
sagte er, und ich merkte, wie sehr er sich anstrengte, um seine Worte fest
klingen zu lassen. „Es hat sich doch vorhin herausgestellt, dass es möglich
ist, einen Gefallenen zu töten.“
    „Aber
ich will nicht, dass du so ein Opfer für mich bringst! Und ich will nicht, dass
du mich zurücklässt, begreifst du das denn nicht?!“
    In
Rasmus‘ Gesicht zuckte es einmal, doch dann hatte er sich wieder unter
Kontrolle. Trotzdem schien er mir nicht in die Augen sehen zu können, als er
entgegnete:
    „Und
wenn ich hierbleibe, was soll ich für dich sein? Ein Freund, der dich nicht
beschützen kann? Der dabei zusieht, wie du überfallen wirst, oder wie du von
einer Katastrophe des Alltags in die nächste stolperst? Das ist nichts. Ich bin
nichts für dich.“
    „Du
musst mich gar nicht beschützen“, beteuerte ich, und meine Stimme brach am Ende
des Satzes weg. „Ich werde eben besser auf mich aufpassen!“
    „Sagte
sie, als meinte sie es ernst.“
    „Sie
meint es auch ernst! Und wie!“ Jetzt rollten mir die Tränen über die Wangen,
während mein Mund automatisch ein zittriges Lächeln formte, um sein schiefes
Grinsen zu erwidern.
    Rasmus
legte mir die Hände auf die Schultern und beugte sich ein wenig vor, bis seine
Augen mit meinen auf einer Höhe waren. „Hör mir zu“, sagte er eindringlich. „Du
läufst den Weg hinunter, so weit, wie es dir sicher erscheint. Jetzt, bei
Mondlicht, sollte der Abstieg etwas einfacher sein. Dann versteckst du dich und
wartest auf die Polizei. Hast du verstanden?“
    Ich
presste die Lippen zusammen, um ein Schluchzen zu unterdrücken.
    „Hast
du verstanden, Lily?“
    Stumm
senkte ich den Kopf. Rasmus setzte sich in Bewegung, doch nach einigen
Schritten wandte er sich noch ein letztes Mal zu mir um und befahl: „Lauf!“
    Ich
brachte es nicht über mich, ihm dabei zuzusehen, wie er davonging. Stattdessen
starrte ich weiterhin auf meine schlammbedeckten Turnschuhe, und als es mir
endlich gelang, den Blick zu heben, hatte die Dunkelheit Rasmus bereits
verschluckt. Trotzdem glaubte ich immer noch seine Stimme zu hören – „ Aus
purem Egoismus und in der Hoffnung, dass vielleicht doch alles gut geht …“ – und
ich wusste, dass er Recht hatte. Ich konnte nicht zulassen, dass jemand erneut
zur Figur in Sams Spiel wurde; ich musste es beenden. Auf einen Schlag sah ich
meinen Weg vor mir, so klar, dass ich mir der Folgen schmerzhaft bewusst wurde
und gleichzeitig den nötigen Mut fand, um trotzdem zu handeln.
    Ich
holte noch einmal tief Luft. Dann begann ich zu laufen … allerdings hinter
Rasmus her.
    Zuerst
bemühte ich mich noch, möglichst leise aufzutreten, aber bald hetzte ich den
Pfad entlang, ohne auf den Schotter zu achten, der unter meinen Turnschuhen
hervorspritzte. Einmal rutschte ich auf dem regennassen Boden aus und wäre
beinahe auf die Knie gestürzt, doch es gelang mir gerade noch, mich mit den
Händen abzufangen, und schon kletterte ich weiter, das Hämmern meines Herzens
in den Ohren. Erst als sich meine Atemzüge allmählich in ein qualvolles Japsen
verwandelten und ich einen stechenden Schmerz zwischen den Rippen fühlte,
verlangsamte ich meine Schritte. Inzwischen war ich beinahe am Ziel. Obwohl
meine Jacke vom Regen völlig durchtränkt war, spürte ich, wie mir der Schweiß
den Rücken hinunterrieselte, während ich den Rest des Weges hinaufkroch. Ich
streckte die Arme aus, um mich das letzte Stück hochzuziehen – da hörte ich die
Stimmen.
    Sofort
duckte ich mich wieder und spähte vorsichtig über den Rand der Felskante.
    Rasmus
hielt die Pistole auf Sam gerichtet, der wenige Meter von ihm entfernt stand
und die Hände wie im Scherz erhoben hatte.
    „Das
schaffst du nicht“, sagte Sam gerade, und es hörte sich fast amüsiert an.
„Dafür bist du viel zu edel – oder nennen wir es lieber: schwach?“
    „Erinnerst
du dich daran, was du über meine neuen Seiten

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