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Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Titel: Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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Straßenseite
zu erkennen. Meine Beine gaben nach; ich hing in dem harten Griff des Mannes,
während ich starrte. Und dann zerplatzte das Bild, verwandelte sich in ein
Feuerwerk aus roten Funken, als die Frau uns erreicht hatte und mich ihre Faust
direkt in den Magen traf. Ich krümmte mich zusammen, erfüllt von dem qualvollen
Verlangen, gleichzeitig ein- und auszuatmen, und unfähig, auch nur eines davon
zu tun. Verzweifelt öffnete ich den Mund zu einem Schrei und brachte nicht
einmal ein Stöhnen hervor. Stattdessen gellte eine andere Stimme durch die
Allee: „Aufhören! Sofort aufhören, ihr Mistkerle, lasst sie los, oder ich rufe
die Polizei!“
    Ganz
langsam lichtete sich der rote Schleier vor meinen Augen, während ich auf
Händen und Knien kauernd nach Luft rang. Ich lauschte auf das Geräusch sich
rasch entfernender Schritte und nahm undeutlich wahr, wie Sam an mir
vorbeistürmte; dann flitzte auch schon Jinxy auf mich zu. Sie kreischte den
beiden Flüchtenden noch einige Drohungen hinterher, bevor sie sich neben mich
kauerte und mir den Arm um die Schultern legte.
    „Ganz
ruhig atmen, Lily“, flüsterte sie mir ins Ohr. „Es wird gleich besser. Ich
kenne das, ich wurde mal von einem Ziegenbock gerammt.“
    „Sam
…?“, gelang es mir zu krächzen.
    „Schh.
Er versucht die beiden Mistkerle einzuholen, und dann werden sie bereuen, dir
auch nur ein Haar gekrümmt zu haben!“
    Sie
half mir, mich aufzurichten, und massierte mir den Rücken, bis ich wieder
halbwegs normal atmen konnte. Trotzdem klang meine Stimme noch gepresst, als
ich schließlich fragte: „Wie habt ihr mich eigentlich gefunden?“
    „Sam
hat die Komitee-Leiterin mit Fragen zur fachgerechten Verpackung von
Schicksalsberg-Bauteilen abgelenkt. So konnte ich mich rausschleichen, und in
einem günstigen Moment ist er mir gefolgt. Ich hab dir doch gesagt, dass wir
nach der Arbeit noch bei dir und Rasmus vorbeischauen wollen – oh, Lily! Ist ja
schon gut.“
    Sie
kramte ein nicht gerade frisches Taschentuch hervor und tupfte mir damit die
Wangen ab, über die nun unaufhaltsam Tränen strömten. Nachdem ich mich aus der
Starre des Schocks gelöst hatte, konnte ich gar nicht mehr aufhören zu
schluchzen, auch nicht, als Jinxy mir wortreich versicherte, dass die beiden
Unbekannten auf keinen Fall zurückkehren würden. Während ich mühsam um Fassung
rang, wurde mir allmählich klar, dass ich überhaupt nicht wegen des Überfalls
weinte – oder jedenfalls nicht nur deshalb.
    Als
Sam wenig später neben uns auftauchte, hatte sich mein Schluchzen bereits in
einen heftigen Schluckauf verwandelt. Hastig wischte ich mir mit dem
Pulloverärmel über das Gesicht und bemühte mich, Sam anzulächeln. Der stellte
etwas verlegen meine Handtasche neben mir ab und erklärte entschuldigend: „Ich
konnte die beiden nicht erwischen, aber wir sollten auf jeden Fall Anzeige
erstatten. Bist du … okay, Lily?“
    „Es
geht schon“, murmelte ich und kam schwankend auf die Füße. Automatisch streckte
Sam den Arm aus, um mich zu stützen, während Jinxy noch dabei war, wüste Flüche
gegen die beiden Verbrecher auszustoßen.
    „Mein
Wagen steht vor dem Palais“, sagte Sam. „Ich fahre dich zum nächsten
Polizeirevier. Hast du dir ihre Gesichter gemerkt? Wir waren ja leider noch zu
weit entfernt, als Jinxys Rufen die beiden vertrieben hat. Bist du sicher, dass
es keine anderen Augenzeugen gibt?“
    „Nein“,
stieß ich hervor und fühlte, dass sich meine Kehle wieder zuzuschnüren drohte,
„ich meine, ich will jetzt nicht zur Polizei. Bitte, ich möchte einfach nur
nach Hause. Und an ihre Gesichter kann ich mich kaum mehr erinnern …“
    Es
stimmte – während mich Sam und Jinxy zum Auto brachten, versuchte ich mir die
schwarzen Augen und ausgehöhlten Wangen ins Gedächtnis zu rufen, doch es wollte
mir einfach nicht gelingen. Ein dichter Nebel schien über meiner Erinnerung an
den Überfall zu liegen, und nur ein einziges Bild trat gestochen scharf daraus
hervor. Ich ließ zu, dass Sam mich sanft auf die Rückbank seines Wagens schob
und anschnallte, dann vergrub ich mein Gesicht an Jinxys Schulter. Die ganze
Fahrt über redete meine Freundin beruhigend auf mich ein, ohne auch nur zu
ahnen, was mich tatsächlich am meisten erschüttert hatte.
     
    Kaum
dass ich am nächsten Morgen aus dem Bus gestiegen war, sah ich Rasmus am Rand
des Schulparkplatzes stehen. Auch er hatte mich entdeckt – er war zwar nicht
der Typ für aufgeregtes Winken, doch

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