Verbannt
nicht!« Löwenpfote zögerte, Gedanken tobten wie ein Sturm durch seinen Kopf, dann fügte er hinzu: »Ich glaube, eigentlich weiß ich es schon. Es liegt daran, dass ich mit Feuerstern verwandt bin. Es gab noch nie einen Anführer wie ihn, und wegen unserer Verwandtschaft erwartet jede Katze von mir, dass ich genauso gut bin.«
»Und Tigerstern?«, fragte Sturmpelz sofort.
Löwenpfote grub seine Krallen in die Erde. Woher konnte Sturmpelz von seinen Treffen mit Tigerstern und Habichtfrost wissen? »T-Tigerstern?«, stotterte er.
Sturmpelz blinzelte ihn an. »Nun, ich weiß, welche Probleme dein Vater hatte. Brombeerkralle fürchtete immer, der Clan würde ihm nicht vertrauen, weil alle Tigerstern so hassten.«
Daran hatte Löwenpfote noch nie gedacht. Es war schwer, sich seinen Vater als jungen Kater vorzustellen, der unsicher war, welchen Platz er in seinem Clan eigentlich hatte.
»Wie war mein Vater damals?«, fragte er, tappte zu Sturmpelz hinüber und setzte sich neben ihn in den lauschigen Sonnenflecken. Das Fell an seiner Schulter legte sich wieder und der Streit mit Beerennase war fast schon vergessen. »Wie war es, als ihr zusammen auf die Große Reise gegangen seid?«
»Beängstigend.« In Sturmpelz’ bernsteinfarbenen Augen leuchteten die Erinnerungen an Furcht und Mut, Spaß und Freundschaft, alles zugleich. »Ich weiß nicht, was schwieriger war – durch fremdes, gefährliches Gelände zu wandern oder zu versuchen, mit Katzen aus anderen Clans auszukommen. Wir hatten uns alle verändert, als wir zurückkamen.« Er hielt inne, leckte sich mit der Zunge über die Schulter und fuhr dann fort: »Zuerst stritten wir die ganze Zeit. Aber meistens war es dein Vater, der die besten Ideen hatte, und wir merkten ziemlich schnell, dass er von uns der geborene Anführer war.«
»Erzähl, was alles passiert ist«, drängte Löwenpfote.
»Vier Katzen, aus jedem Clan eine, hatten einen Traum, der ihnen befahl, zum Wassernest der Sonne zu gehen«, hob Sturmpelz an. »Sie sollten sich anhören, was Mitternacht ihnen sagte. Keinem von uns war klar, dass Mitternacht eine Dächsin war.«
Löwenpfote nickte. Er und seine Wurfgefährten waren dem Dachsweibchen nie begegnet, das den Clans geholfen hatte, ihre neue Heimat zu finden, aber seine Mutter hatte ihnen Geschichten über sie erzählt.
»Das muss ganz schön hart gewesen sein«, miaute Löwenpfote und versuchte, sich vorzustellen, wie es war, mit Katzen aus anderen Clans klarkommen zu müssen. Gut, er war mit Heidepfote befreundet gewesen, aber angenommen, er hätte sich mit Windpfote oder mit Kriegern aus dem SchattenClan zusammentun müssen?
»So schlimm war es gar nicht«, erwiderte Sturmpelz und zuckte belustigt mit seinem Schwanz. »Einmal blieb deine Mutter in einem Zweibeinerzaun stecken. Sie schäumte vor Wut und konnte sich nicht bewegen.«
Löwenpfote maunzte laut auf, als er sich vorstellte, wie Eichhornschweif wutschnaubend in einem Zaun festsaß. »Hat mein Vater sie gerettet?«
Sturmpelz schüttelte den Kopf. »Nein. Brombeerkralle wollte den Zaunpfosten ausgraben, und ich überlegte, ob wir vielleicht das glänzende Zaunzeug durchbeißen könnten. In der Zwischenzeit machten Bernsteinpelz und Federschweif den Pelz deiner Mutter mit Ampferblättern geschmeidig und bekamen sie so frei.«
»Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen«, miaute Löwenpfote.
»Ich möchte die Erfahrung nicht missen. Auch wenn wir häufig Angst hatten oder müde waren oder hungrig, so wussten wir doch alle, dass wir unser Bestes gaben, um unseren Clans zu helfen.«
»Und mein Vater und du, ihr seid wirklich gute Freunde geworden.«
Sturmpelz’ Schnurrhaare zuckten. »Am Anfang waren wir alles andere als befreundet. Ich war eifersüchtig auf Brombeerkralle.«
»Warum?«, fragte Löwenpfote überrascht.
»Weil ich deine Mutter sehr gern hatte. Aber selbst ein blindes Kaninchen hätte sehen können, dass sie Brombeerkralle lieber mochte, auch wenn sie die meiste Zeit stritten.«
»Du hast Eichhornschweif auch gerngehabt?« Löwenpfote blinzelte erstaunt. Angenommen, Sturmpelz wäre sein Vater geworden anstelle von Brombeerkralle? Dann wäre ich jetzt eine andere Katze …
»Ich hatte noch nie eine Katze wie sie getroffen«, gab Sturmpelz zu. »So klug und tapfer und entschlossen, obwohl sie damals erst eine Schülerin war. Aber als wir zu dem Stamm in den Bergen kamen und ich Bach begegnete, da wusste ich, dass sie die richtige Katze für mich ist.«
Seine
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