Verbannt
liebte das offene Moor, das harte, federnde Gras und die wilden Sprints über die Hänge auf der Jagd nach Kaninchen. Sturmpelz musste Bach wirklich sehr geliebt haben, dass er seine Heimat aufgegeben hatte und mit ihr in den Bergen geblieben war.
Löwenpfote hob den Kopf und schaute in die Ferne. Am Horizont konnte er gerade noch einen dunklen, dunstigen Streifen erkennen – die Berge. Bach hatte sie ihm einmal bei einer Grenzpatrouille gezeigt. Er fragte sich, ob ihre Pfoten sie wohl immer wieder dorthinzogen.
Wie sehen die Berge aus?, fragte er sich. Sein ganzes Leben lang hatte er von der Großen Reise gehört und den Gegenden, die die Clans durchquert hatten, um ihre neue Heimat am See zu finden.
Löwenpfote juckte es in den Pfoten, sie zu erforschen. Er sehnte sich danach, zu entdecken, was jenseits der DonnerClan-Grenzen lag, jenseits der Grenzen aller Clans. Die Welt war so groß und er hatte so wenig davon gesehen. Es gab da draußen so vieles, das jenseits des Gesetzes der Krieger lag und selbst jenseits dessen, was die Heiler-Katzen und Ältesten wussten.
Als er zurück ins Lager ging, musste er seine Pfoten fast gewaltsam von der Grenze losreißen. Es ist, als würden die Berge mich rufen …
Wie könnte er diesem Ruf nur folgen?
7. KAPITEL
»Ich habe einen Plan«, verkündete Distelpfote. Sie hatte mit Rußpfote die alten Moospolster aus dem Ältestenbau geräumt und nun rupften sie gemeinsam an den Wurzeln einer Eiche frisches Moos aus. Nebelfetzen zogen zwischen den Bäumen hindurch, während die Sonne über ihnen kämpfte, um die Wolkendecke zu durchbrechen.
Rußpfote hielt inne und hatte die Krallen tief in der weichen, grünen Moosschicht vergraben. »Was für einen Plan?«
»Wie man ein Krieger wird.« Distelpfote ließ den Mooshaufen liegen, den sie gerade gesammelt hatte, tappte zu ihrer Freundin und setzte sich neben sie auf eine knorrige Wurzel. »Es ist so verwirrend, alles Wichtige über den Kampf und die Jagd und die ganzen Vorschriften aus dem Gesetz der Krieger zu lernen. Ich kann nicht gleichzeitig an so viel denken, deshalb werde ich mich ab jetzt immer nur auf eine Sache konzentrieren.«
Rußpfote blinzelte. »Das verstehe ich nicht.«
Distelpfote seufzte. Sie fand es eigentlich ganz einfach. »Ich fange mit der Jagd an. Wenn ein Clan nicht genug zu fressen hat, kann er seine Grenzen nicht verteidigen und im Kampf bestehen. Ich werde so lange üben, bis ich richtig gut darin bin. Dann mache ich mit dem Nächsten weiter.«
Ihre Freundin rupfte weiter Moos aus. »Ich finde, das klingt mäusehirnig«, miaute sie. »Ich meine, du kannst doch so lange nicht mit allem anderen einfach aufhören, oder? Soll ich das Moospolster allein holen, während du losziehst und nach Beute suchst?«
Distelpfote schlug mit eingezogenen Krallen knapp an Rußpfotes Ohr vorbei. »Nein, natürlich nicht. Ich weiß, dass ich meine Pflichten erledigen und am Training teilnehmen muss und so. Aber ich werde mich auf die Jagd konzentrieren. «
Rußpfote schnaubte belustigt. »Ich würde gerne hören, was Farnpelz sagt, wenn er das Gefühl hat, dass du dich nicht richtig auf den Kampf konzentrierst.«
Verärgert schnappte Distelpfote ein Moosbüschel und warf es nach ihrer Freundin. Sie erwartete, dass Rußpfote es zurückwerfen würde, doch die junge Kätzin hielt inne und schaute sie mit ihren blauen Augen ernst an.
»Ehrlich, Distelpfote, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Ein Krieger zu sein bedeutet, dass man alles zusammen schaffen muss. Du kannst deine Aufgaben nicht in eine Reihenfolge bringen. Ich weiß, ich erkläre das nicht sehr gut, aber …«
»Nein, tust du nicht«, blaffte Distelpfote und brach dann ab. Rußpfote war ihre beste Freundin und sie wollte nicht mit ihr streiten. »Entschuldige, Rußpfote«, fuhr sie fort. »Ich glaube einfach nur, dass das ein Weg ist, der für mich funktioniert. Du musst es ja nicht auch so machen.«
Rußpfote strich mit dem Ohr über Distelpfotes Nase. »Schon gut. Und du weißt ja, ich helfe dir, wenn ich kann.«
Als Distelpfote und Rußpfote das Moospolster der Ältesten erneuert hatten, riefen Dornenkralle und Farnpelz alle Schüler auf der Lichtung zusammen.
»Gehen wir jagen?«, fragte Distelpfote eifrig.
Es war Dornenkralle, der erwiderte: »Nein, Wolkenschweif und ich gehen mit unseren Schülern zu einem fortgeschrittenen Kampftraining zur Mooslichtung. Du kannst mit Löwenpfote mitkommen und zuschauen.«
»Und wenn ihr wollt,
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