Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
Vom Netzwerk:
seine Anwesenheit nur spürte.
    »Warum sprichst du nicht mehr mit mir?«, fragte Häherpfote. »Ich habe es immer wieder versucht, aber du hast mir nicht geantwortet.«
    Stein tat die Frage mit einem Zucken seines rattenartigen Schwanzes ab. »Jetzt bin ich hier«, krächzte er. »Sag, was du zu sagen hast.«
    »Gehörst du zum SternenClan?«
    Stein blinzelte. »Nein. Ich gebe mir mit jenen die Zunge, die vor ihnen da waren.«
    »Du meinst Katzen wie Fallendes Blatt, die in die Höhlen gingen, um sich zu beweisen?«
    »Nein.« Die Stimme der Geisterkatze schabte wie mahlende Steine. »Älter noch als sie.«
    »Aber woher sind die gekommen?«, miaute Häherpfote verzweifelt. »Gibt es Vorfahren, die älter sind als alle anderen? Und stammen wir dann alle von ihnen ab – die Katzen von Fallendes Blatt und die Stammeskatzen und die Clan-Katzen?«
    Steins silberner Blick schweifte zu Häherpfote. »Es wird immer Geschichten geben, die älter sind als die Erinnerungen einer Katze«, knurrte er.
    Das ist keine Antwort! »Und woher kommst du dann?«
    Die alte Katze stand viele Herzschläge lang schweigend da und starrte über den Mondsee, als könne sie über die Kluft der Zeit hinwegsehen, die Häherpfote von jenen Ur-Katzen trennte.
    »Du wirst deine Antworten in den Bergen finden«, murmelte Stein schließlich. »Auch wenn sie nicht das sein mögen, was du hören willst.«
    »Was meinst du damit? Bitte sag es mir!«, beharrte Häherpfote.
    Doch Stein verblasste bereits. Die Mondlichtflecken auf seiner Haut und der silberne Schein seiner hervorstehenden Augen verschwammen wie Nebel, bis Häherpfote nur noch das Leuchten des Sternenlichts auf Fels und Wasser sah. Er erzitterte in einer plötzlichen kalten Brise.
    »Komm zurück!«, jaulte er.
    Keine Antwort. Der Sternenschein verblasste und die Gerüche von Bäumen und Farn zogen ihm ins Maul. Er stand in einem dämmrigen Wald inmitten von Farnen und Gräsern. Mondlicht leuchtete durch die Lücken in den Zweigen über seinem Kopf und malte Flecken auf den Boden. Die Luft war warm und voller verlockender Beutegerüche.
    Direkt vor ihm folgte Blattsee einem schmalen Pfad durch ein Farndickicht. Sie blieb stehen und schaute über die Schulter. »Ich habe mich schon gefragt, ob du dich mir vielleicht anschließt«, miaute sie.
    Häherpfote wollte gerade antworten, als es vor Blattsee im Gebüsch raschelte und eine Gruppe SternenClan-Katzen ins Freie stürmte, auf der Jagd nach Beute, die vor ihren scharfen Krallen floh.
    Eine Kätzin mit blau schimmerndem Fell blieb kurz stehen. »Sei gegrüßt, Blattsee.« Blattsee neigte ihr Haupt, doch die Kätzin sprang weiter, ehe sie antworten konnte. Eine andere Katze, ein kräftiger weißer Kater, fuhr Häherpfote im Vorbeigehen freundlich mit dem Schwanz über das Ohr.
    Die meisten der SternenClan-Krieger waren ganz auf die Beute konzentriert. Ihre Augen leuchteten vor Freude über die Jagd, ihre Pelze glänzten und das Spiel ihrer kräftigen Muskeln war im Mondlicht gut zu erkennen. Häherpfote schaute zu, wie jede Katze sich auf ihr Beutetier stürzte und dann mit dem schlaffen Körper im Maul kehrtmachte. Er nahm an, dass sie es zu ihrem himmlischen Frischbeutehaufen mitnehmen wollten.
    Blattsee tappte zu ihm und berührte ihn mit der Nase an der Schulter. »Siehst du die silbern getigerte Kätzin dort?« Sie deutete mit dem Schwanz auf eine wunderschöne Katze, die sich gerade mit einem Sprung auf eine dicke Wühlmaus stürzte. »Das ist Federschweif, Sturmpelz’ Schwester. Sie starb in den Bergen.«
    Häherpfote betrachtete sie neugierig und fragte sich, ob diese Katze wohl etwas über die Vorfahren der Bergkatzen wusste.
    »Können wir mit ihr sprechen?«
    »Sie wird vielleicht nicht auf uns warten«, erwiderte Blattsee. »Sie will bestimmt ihre Beute zurück ins SternenClan-Lager bringen.«
    »Ich möchte sie fragen, ob …« Häherpfote verstummte, als Federschweif davonsprang. Sie folgte jedoch nicht den übrigen SternenClan-Katzen, sondern rannte in eine andere Richtung, wo Bäume und Sträucher dichter wuchsen.
    »Wohin geht sie?«
    »Ich weiß es nicht.« Blattsee sah besorgt aus. »Federschweif, warte!«
    Sie eilte hinter der silbernen Kätzin her, Häherpfote neben sich. Zusammen stürmten sie durch dichtes Unterholz und fanden sich auf einer Lichtung wieder. Ein Bach floss dort entlang, und auf der gegenüberliegenden Seite wichen die Bäume steinigen Hügeln, die von struppigen Büschen bedeckt

Weitere Kostenlose Bücher