Verbannt

waren.
    »Federschweif!«, rief Blattsee wieder.
    Die Kätzin blieb am Ufer des Baches stehen und schaute über die Schulter zu ihnen.
    »Wo willst du hin?«, keuchte Blattsee und rannte zu ihr.
    Federschweif legte die Wühlmaus nieder. »Diese Frischbeute ist nicht für den SternenClan«, erklärte sie. »Ich trage auch Verantwortung für andere Katzen, jene, die immer noch der Hilfe der Clans bedürfen, auch wenn schon viele Monde verstrichen sind.«
    Andere Katzen?
    Blattsee berührte mit der Nase Federschweifs Ohr. »Sprichst du vom Stamm des eilenden Wassers? Hast du nicht schon genug für sie getan? Du hast dein Leben gegeben, um sie vor Scharfzahn zu retten!«
    »Eine gemeinsame Vergangenheit zählt viel«, erwiderte Federschweif und ihre blauen Augen glühten voller Gefühl. »Auch wenn sie nur kurz war.«
    Sie presste ihre Schnauze gegen Blattsees, hob die Beute auf, sprang leichtfüßig über den Bach und wurde von den Schatten unter den Büschen verschluckt.
    Mäusedung!, dachte Häherpfote. Ich bin gar nicht dazu gekommen, ihr meine Fragen zu stellen.
    Mit einem leisen Seufzer machte Blattsee sich auf den Weg zurück in den Wald. Als Häherpfote ihr folgte, erhaschte er aus dem Augenwinkel einen silbernen Schimmer. Er schaute sich um und entdeckte Stein, der unter einem Busch kauerte. Die blinden Augen der alten Katze starrten ihn direkt an, dann hievte er sich auf die Pfoten und tappte in die Richtung, in die Federschweif verschwunden war.
    Häherpfote zitterte. Irgendwie schienen der SternenClan, die Geisterkatzen und der Stamm des eilenden Wassers alle mit dem Schicksal der Katzen am See zu verschmelzen. Häherpfote schien das nur logisch zu sein. Um die Macht der Sterne in seinen Pfoten zu halten, würde er Macht über alle Vorfahren haben müssen, vergangene wie gegenwärtige. Schatten drängten auf ihn ein, während er sich erneut ins Unterholz stürzte. Der üppige Wald verblasste und er spürte harten Fels unter seinen Pfoten. Als er das sanfte Plätschern des Wasserfalls hörte, wusste er, dass er wieder neben dem Mondsee kauerte. Er öffnete die Augen und sah nur Dunkelheit.
    Um sich herum konnte er die anderen Katzen aus ihren Träumen erwachen hören. Sie sprachen wenig, Blattsee redete gar nicht mit ihm, während sie den gewundenen Pfad emporstiegen und über das Moor zurück zum See trabten. Häherpfote spürte ihre Furcht wie einen Schwarm stechender Insekten.
    Er wartete ungeduldig, bis die anderen Katzen sich verabschiedet und auf den Weg in ihr eigenes Territorium begeben hatten. Sobald er und Blattsee allein waren, wollte er wissen: »Was, glaubst du, bedeutet dein Traum? Wirst du Feuerstern davon erzählen?«
    Blattsee zögerte, und als sie sprach, klang ihre Stimme besorgt: »Es scheint, als wäre der Stamm des eilenden Wassers irgendwie in Schwierigkeiten«, erwiderte sie. »Ich weiß nicht genau, ob ich Feuerstern davon erzählen soll. Was dort auch passiert, es sieht nicht so aus, als wären DonnerClan-Katzen betroffen.«
    Häherpfote schnippte frustriert mit dem Schwanz. Wie konnte er sein Schicksal ergründen, wenn seine Mentorin so tat, als hätte sie diesen Traum nie geträumt? »Was ist mit Sturmpelz und Bach? Wenn es in den Bergen Schwierigkeiten gibt, sollten sie davon erfahren.«
    »Ich weiß nicht.« Ihr Maunzen klang leise und unsicher. »Du könntest recht haben. Ja, vielleicht sollte ich Feuerstern davon erzählen. Aber da es den DonnerClan nicht betrifft, wird er wohl nichts unternehmen.«
    Der DonnerClan könnte weit mehr betroffen sein, als Blattsee ahnt , dachte Häherpfote, während er seiner Mentorin den Grenzbach entlang zum Lager folgte. Mich jedenfalls betrifft es sehr wohl!
    Er bleckte die Zähne, als würde er gleich in ein saftiges Stück Beute beißen. Es gab nur einen Weg, die Wahrheit über seine Macht herauszufinden: Irgendwie musste er einen Weg finden, in die Berge zu kommen.

6. KAPITEL
    Mohnpfote hechtete los. Löwenpfote sah, dass sie versuchte, einen Trick anzuwenden, den er von Tigerstern gelernt und ihr bei einem früheren Training gezeigt hatte. Aber als sie versuchte, Honigpfote die Beine unter dem Körper wegzuziehen, war diese zu schnell. Sie machte einen Satz zurück, versetzte ihr zwei Schläge gegen die Nase und sprang davon.
    »Du musst schneller sein«, miaute Beerennase.
    Löwenpfote stellte sein Fell auf. Feuerstern hatte die beiden jungen Krieger von ihren Schülerpflichten erlöst, aber Beerennase schien nichts Besseres zu tun zu