Verbannt
sie den Waldrand erreichten. Löwenpfote plusterte sein Fell auf gegen den Wind, der im Unterholz raschelte. Vor sich sah er ein Stück Land mit staubigem Gras, das sich in ein schmales Tal hinabneigte. Auf der gegenüberliegenden Seite des Tales wuchsen wieder Bäume und dahinter hingen die grauen Umrisse der Berge. Zwischen den Bäumen konnte Löwenpfote das rötliche Gestein von Zweibeinernestern ausmachen.
»Hier rasten wir heute Nacht«, verkündete Brombeerkralle. »Die Stelle ist geschützt und es gibt bestimmt jede Menge Beute.«
Noch ehe er ausgesprochen hatte, stürmte Krähenfeder los und flitzte über das offene Gelände, wobei das Fell an seinem Bauch die Gräser streifte. Windpfote rannte hinter ihm her. Löwenpfote entdeckte das Kaninchen, das sie jagten, erst, als es panisch Deckung suchte. Die beiden WindClan-Katzen trennten sich, und als das Kaninchen vor Krähenfeder flüchtete, lief es Windpfote direkt vor die Pfoten, der es mit einem schnellen Biss in den Hals erlegte.
»Guter Fang!«, miaute Löwenpfote, als der WindClan-Schüler mit der Beute im Maul zurückkehrte.
Windpfote beachtete ihn nicht, aber Krähenfeder nickte ihm kurz zu, bevor die beiden sich niederkauerten und ihre Beute teilten.
Löwenpfote ging zurück in den Wald, um selbst Beute zu finden. Er nahm Witterung auf und entdeckte eine Maus, die am Rand eines Brombeerdickichts durchs Laub huschte. Er sprang mit ausgestreckten Pfoten los, doch als er seine Krallen in das kleine Geschöpf schlug, spürte er, wie sich eine Brombeerranke an seiner Schultern verhakte. Er riss sich los und ließ ein rotes Fellbüschel zurück. Sein Pelz prickelte vor Verlegenheit wegen dieses unbeholfenen Fangs, und während er zurück zum Waldrand tappte, hoffte er, dass Windpfote nicht zugeschaut hatte.
Distelpfote und Häherpfote kauerten bereits mit ihrer Frischbeute im Schutz eines Farngestrüpps. Distelpfote verschlang eine dicke Wühlmaus, Häherpfote verdrückte einen Spatz.
»Ich wünschte, wir könnten noch eine Weile hierbleiben«, murmelte Distelpfote mit vollem Maul. »Hier wimmelt es nur so von Beute!«
»Das geht aber nicht«, miaute Häherpfote mitleidslos. »Und einige unter uns wären bestimmt sehr unglücklich, wenn wir das täten.«
Er schnippte mit dem Schwanz in Richtung Fang und Nacht, die bereits gefressen hatten und sich nun zwischen zwei knorrigen Baumwurzeln zum Schlafen niederließen. Sie rutschten unruhig hin und her, als könnten sie keine bequeme Stellung finden.
In der Nähe heulte eine Eule und Nacht erstarrte. »Was war das?«
»Nur eine Eule.« Bach trottete zu ihrer Stammesgefährtin und berührte die Schulter der schwarzen Kätzin mit der Nase. »Keine Sorge. Eichhornschweif wird zuerst Wache halten, dann Sturmpelz.«
»Es gefällt mir hier trotzdem nicht«, knurrte Fang und schwang beim Geräusch eines knarzenden Baums den Kopf herum. »Ich wäre lieber draußen auf offenem Gelände, wo ich sehen kann, wenn sich etwas heranschleicht.«
»Dort sind wir auch bald«, versprach Bach. »Und das Geräusch eben war nur ein Zweig.« Sie stieß ein leises Maunzen aus, eine Mischung aus Mitgefühl und Belustigung.
Löwenpfote öffnete das Maul zu einem gewaltigen Gähnen, ehe er sich mit seinen Wurfgefährten in einem Nest aus langen Grashalmen zusammenrollte und die Nase an seinen Schwanz kuschelte. Hier war es warm und bequem und sein Bauch war angenehm voll. Seine Augen schlossen sich, und die harten Stimmen der Stammeskatzen vermischten sich mit den Schreien der Eulen, wie Regen, der in einen Teich prasselt.
Seine Ohren stellten sich auf, als aus einer Bodensenke dicht am Wald die sich beklagende Stimme von Windpfote zu ihm herüberdrang. »Ich begreife nicht, warum wir überhaupt mitkommen mussten. Was können wir denn tun, um diesen merkwürdigen Katzen zu helfen, und wieso ist das überhaupt wichtig? Was hat der Stamm jemals für uns getan?«
»Federschweif gab ihr Leben, um die Stammeskatzen vor Scharfzahn zu retten. Wenn sie damals unsere Hilfe verdienten, dann verdienen sie sie auch heute. Sonst wäre ihr Tod umsonst gewesen«, murmelte Krähenfeder.
Löwenpfote hob den Kopf und sah die dünne WindClan-Katze mit dem Rücken zu den Bäumen sitzen. Sein Umriss war vor dem dunkler werdenden Himmel deutlich sichtbar, während Windpfote wie ein undeutlicher Haufen im Gras lag.
»Also, ich finde, wir haben ihnen schon genug geholfen«, widersprach Windpfote.
Krähenfeder seufzte. Löwenpfote dachte, dass
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