Verbannte der Ewigkeit
mit Verfolgungen ab dem nächsten Februar rechnen, wenn die neue Administration Abweichler unter der Parole ›Ruhe und Ordnung‹ ausschalten will.«
»Nenn uns die Hilfsgrößen, mit denen du zu diesen Ergebnissen gekommen bist«, rief der Mann, der das Manifest verlesen hatte. »Schritt für Schritt, Hawksbill!«
»Das ist sicher nicht nötig«, wandte Pleyel ein.
»Doch, gern«, sagte der Mathematiker und holte einen Stoß Papiere hervor. »Anhaltspunkt eins: die Wahl des Präsidenten Delafield mit Hilfe der neuen Konservativen Partei, die zu fundamentalen Änderungen der Wirtschaftspolitik und zu einem großen Boom geführt hatte. Zweitens: die Große Panik, deren Folge die Große Depression ist. Dann der Sieg der National-Liberalen und die Tatsache, daß die Konservativen nur noch in zwei Unions-Staaten an der Macht sind, das ist Punkt drei. Wenn wir jetzt die 1980er Wahl analysieren, mit all ihren subtilen Faktoren und Strömungen …«
»Das kennen wir doch alles«, warf jemand gelangweilt ein.
Hawskbill zuckte die Schultern. »Es ist leicht vorausberechenbar, daß keine der beiden großen Parteien eine Mehrheit in diesem November bekommen wird, die ausreicht, den Präsidenten zu stellen, womit die Wahlen ins Abgeordnetenhaus weitergegeben werden. Dort wiederum, als Ergebnis der Kongreß-Wahlen von 1982, wird es ebenfalls unmöglich sein, einen Präsidenten zu wählen. Daraus resultiert …«
»Im Land geht alles drunter und drüber.«
»Exakt«, sagte Hawksbill.
Barrett bemerkte, daß die letzte Bemerkung von Janet gekommen war, die dicht neben ihm stand. Während er gespannt Hawksbills Worten gelauscht hatte, war sie unbemerkt hereingekommen und hatte sich neben ihn gestellt. Jack Bernstein schien das gar nicht zu gefallen, wie man an seinem Gesicht ablesen konnte.
»Findest du es nicht toll, was er da berichtet?« fragte das Mädchen Barrett.
Zögernd sagte Barrett: »Ich … ich wußte, daß nicht alles zum Besten steht, aber daß es so schlimm kommen soll, und wenn das wirklich eintritt …«
»Es wird geschehen, wie Hawksbills Computer es berechnet haben. Das wird die Zweite Amerikanische Revolution werden, wie wir sagen. Norman Pleyel steht mit allen wichtigen Leuten im Land in Verbindung und versucht, das Schlimmste zu verhindern.«
Barrett erschien das alles unwirklich. Er wußte wohl, daß es Streiks und Protestkundgebungen gab, und auch Sabotageanschläge. Er wußte von den Millionen Arbeitslosen, und daß der Dollar seit 1976 viermal abgewertet worden war. Die politische Situation im Lande war ziemlich verfahren; die alten Parteien waren verschwunden, die neuen splitterten sich in Mini-Blocks auf. Bisher hatte er, wie die meisten Amerikaner auch, geglaubt, daß sich das schon alles wieder geben werde. Diese Leute hier schienen dagegen entschieden pessimistisch. Eine Revolution sollte vor der Tür stehen? Wurde das alte System abgelöst?
Janet bot ihm eine Zigarette an, und Barrett nahm sie dankend. Sie hatten sich jetzt beide auf einer Bank niedergelassen, während Jacks Laune sich ständig zu verschlechtern schien. Barrett fand diese Janet ziemlich nett, wenn sie nur zwanzig Pfund abnehmen und sich einen passenden BH kaufen würde. Sie müßte sich auch öfters einmal waschen … Im gleichen Augenblick lächelte er über sich selbst und seine Vorurteile gegen sie, als er sie zum erstenmal gesehen hatte. Er begann, seine Meinung zu revidieren.
Nachdenklich bemühte er sich, den Vorgängen im Raum weiter zu folgen.
Das Zentrum der Aktivitäten waren zweifelsohne Hawskbill und Pleyel, wobei letzterer sich allerdings mehr zurückhielt. Immer wieder griff er ein, wenn die Diskussion zu weit abzuschweifen drohte. Der Mann konnte eine Gruppe leiten, ohne daß es jemand bemerkte, und Barrett war sehr beeindruckt.
Was er allerdings sonst hörte und sah, beeindruckte ihn weniger. Alle Anwesenden schienen der Meinung zu sein, daß irgend etwas geschehen müßte, aber damit war auch schon Schluß. Man konnte sich nicht einmal auf den Text des Manifests einigen, das vor dem Weißen Haus verteilt werden sollte. Hatte Bernstein etwa erwartet, daß er, Barrett, das hier ernstnahm? Welche Ziele hatten diese Leute, wie wollten sie sie erreichen? Er mochte zwar politisch naiv sein, aber er meinte deutlich zu erkennen, daß hier nur gehandwerkelt wurde.
Die Diskussion zog sich über zwei Stunden hin.
Manchmal ging es heiß und erregt zu, meist aber war alles nur Phrasendrescherei und
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