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Verbannte der Ewigkeit

Verbannte der Ewigkeit

Titel: Verbannte der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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er.
    »Sein Name ist Jim Barrett«, sagte Janet. »Bernstein bürgt für ihn.«
    Pleyel nickte freundlich. »Hallo, Jim, ich bin Norman Pleyel.«
    Barrett nickte verwirrt. Es war ungewohnt für ihn, daß man ihn ›Jim‹ nannte. Bisher hatten ihn alle Jimmy gerufen.
    »Er ist aus meiner Klasse«, erklärte Bernstein. »Ich habe versucht, ihn zu überzeugen, daß auch er eine Verantwortung für die Menschheit trägt. Schließlich war er bereit, einmal mit hierher zu kommen.«
    »Gut«, sagte Pleyel. »Wir freuen uns, daß du hier bist, Jim. Aber du mußt noch eines wissen, bevor du hereinkommst: Du gehst gewisse Risiken ein, wenn du an unserem Treffen teilnimmst, selbst wenn du nur Zuhörer bist. Deine Anwesenheit heute hier könnte dir in der Zukunft einmal zur Last gelegt werden, ist dir das klar?«
    »Ja …«
    »Da wir alle hier dieses Risiko tragen, ist es selbstverständlich, daß alles, was du hörst oder siehst, streng vertraulich bleiben muß. Wenn wir erfahren, daß du unsere Gastfreundschaft mißbrauchst, um uns zu schaden, werden wir gegen dich vorgehen müssen. Wenn du also eintrittst, bist du eventuell einmal von der gegenwärtigen Regierung bedroht, zum anderen, im geschilderten Fall, von uns. Noch kannst du dem allem entgehen, wenn du dich entschließt, umzukehren.«
    Barrett zögerte und überlegte kurz. Ihm war klar, daß er, allein, wenn er eintrat, bereits gewissen Vorschriften unterlag und Risiken einging. Zur Hölle damit! dachte er. »Ich möchte trotzdem gern hereingehen«, sagte er, und fügte hinzu: »Sir.«
    Pleyels Gesicht zeigte verhaltene Freude; er öffnete die Tür. Als Barrett weiterging, bemerkte er den interessierten Blick des Mädchens auf sich ruhen. Jack flüsterte: »Dieser Mann ist der großartigste Mensch aller Zeiten.« Es klang so, als spreche er von Goethe oder Leonardo da Vinci.
     
    Der Raum war groß und kalt und seit Jahren schon nicht mehr renoviert worden. Vor einem im Augenblick verlassenen Podium reihten sich in loser Halbkreisform etwa ein Dutzend hölzerne Bänke. Etwa ein Dutzend Leute saßen auf ihnen, darunter einige Mädchen, ein älterer Mann. Einer der jungen Leute las von einem Stück Papier etwas vor, und die Zuhörer kommentierten beinahe jeden Satz mit zustimmenden oder ablehnenden Bemerkungen.
    »… in diesem Augenblick der Krise sind wir der Meinung …«
    »Besser wäre: sind alle Menschen der Meinung …«
    »Nein, das klingt zu unpersönlich und …«
    »Kannst du noch einmal den vorherigen Satz über die Bedrohung der Freiheit durch …«
    Barrett war enttäuscht; ihm erschien dieses Gerede über die Formulierung eines Manifests ziemlich albern. Er hatte es fast erwartet: eine Handvoll zukunftsgläubiger Haarspalter in einem kahlen Kellerraum, die sich stundenlang um Formulierungen stritten. Waren das die Revolutionäre, die die Welt verändern konnten? Wohl kaum.
    Im Augenblick sprachen alle durcheinander – Pleyel gefiel es sichtlich nicht, aber er griff nicht ein. Auf Bernsteins Gesicht spiegelten sich Ärger und die Bitte um Verzeihung gegenüber Barrett. In diesem Moment ging die Tür erneut auf, und ein etwa zwanzigjähriger Mann trat ein. »Das ist Hawksbill«, sagte Bernstein.
    Der berühmte Mathematiker war eine unscheinbare Person, behäbig, nachlässig gekleidet und unrasiert. Er trug eine dicke Brille, eine abgewetzte Krawatte und einen ausgebeulten blauen Pullover. Sein braunes Haar war lockig, lichtete sich aber bereits an einigen Stellen. Trotz allem sah man ihm den Professor deutlich an. Dieser Mann war eines der größten Genies seiner Zeit. Barrett erinnerte sich an Berichte über einen Mathematiker-Kongreß in Basel oder Zürich im letzten Jahr, wo dieser Mann seine revolutionären Zeitgleichungen vorgetragen hatte. Man hatte ihn danach mit Einstein verglichen, und sicherlich nicht zu unrecht.
    Hawksbill legte seine Kollegmappe beiseite und sagte ohne Einleitung: »Ich habe die Distributions-Vektoren durch die Computer bei NYU gejagt, als gerade niemand hinsah. Die Hochrechnung besagt, daß beide politischen Parteien sich spalten werden, außerdem wird die Präsidentschaftswahl scheitern, und es kommt zu einer Herausbildung eines völlig anderen, nicht-parlamentarischen politischen Systems …«
    »Wann?« warf Pleyel ein.
    »Innerhalb von drei Monaten nach der Wahl, plus oder minus vierzehn Tage.« Hawksbills Stimme klang völlig gleichmütig und monoton, so als interessiere ihn gar nicht, was er da sagte. »Wir müssen aber

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