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Verbannte der Ewigkeit

Verbannte der Ewigkeit

Titel: Verbannte der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ja auch Schuld, denn er hat dich mir vorgestellt.«
    »Ja, er bat mich, einmal mit zu einem Gruppenabend zu kommen und warf mir vor, kein Interesse an meiner Umwelt zu haben. Ich war damals nur ein großer, naiver Junge, der gern ein Mädchen, Bier und Bowling mochte und alle paar Tage mal flüchtig in die Zeitung sah. Ich rechne ihm heute hoch an, daß er mein Bewußtsein geschärft hat, und schließlich habe ich durch ihn auch ein nettes Mädchen kennengelernt, und ich …«
    »Du bist jetzt ein neunzehnjähriger, naiver Junge, der Mädchen, Bier, Bowling und revolutionäre Verschwörungen liebt.«
    »Genau«, sagte Barrett lachend.
    »Dann zum Teufel mit Jack Bernstein«, sagte sie. »Eines Tages wird auch er erwachsen und nicht mehr eifersüchtig sein. Dann werden wir wieder mit ihm zusammenarbeiten können, um diese verkommene Welt ein wenig zu verändern. Bis dahin wollen wir versuchen, unser Bestes zu tun, was bleibt uns auch anderes übrig?«
    »Du hast recht«, sagte Barrett.
    Er ging zum Fenster und schaltete die Blende ab, das Glas wurde klar, und er sah hinaus. Zwei grüne Polizei-Wagen parkten genau gegenüber auf der Straße. Die Besatzung kontrollierte einen Fahrer. Barrett konnte nicht alles erkennen, aber er sah, wie ein dritter Wagen kam, in den der Mann unter Protest hineingezerrt wurde. Die Wagen jagten davon. Er verdunkelte das Fenster wieder und wandte sich um. Janet stand nackt vor ihm und sah ihm erwartungsvoll entgegen. Sie sah jetzt viel besser aus, seit sie ein paar Kilogramm verloren hatte, aber er wußte nicht, wie er ihr das sagen sollte, ohne anzudeuten, daß das nicht immer so gewesen war.
    »Komm«, sagte sie.
    Barrett nahm sie in die Arme und spürte ihren warmen, verlangenden Körper, und gemeinsam sanken sie auf das Bett. In diesem Augenblick meinte Barrett, Jacks laute, aggressive Stimme zu hören, und das veranlaßte ihn, sie nur noch fester in die Arme zu nehmen …

 
7
     
    Als Barrett am nächsten Morgen zum Frühstück kam, hatte Rüdiger seinen Fang der vorhergegangenen Nacht vor dem Hauptgebäude ausgebreitet. Er war ein guter Fischer, und er fuhr drei- bis viermal in der Woche mit seinem kleinen Dingi hinaus, das er sich aus Kistenholz und anderen Abfallmaterialien gebaut hatte. Ein paar Männer hatte er ebenfalls im Fischfang ausgebildet, und bisher waren sie niemals mit leeren Netzen zurückgekommen.
    Ironischerweise war es ausgerechnet Rüdiger, der Anarchist und Individualist, der sich so gut als Führer eines Teams bewährt hatte. Anfangs hatte er alle Zusammenarbeit abgelehnt, aber, wie so viele Theoretiker, kam er, wenn es um praktische Fragen ging, sehr schnell von seinem hohen theoretischen Roß herunter.
    Das Prunkstück des heutigen Fanges war ein Cephalopode, eine grünliche, fast konische Muschel mit ein paar rosafarbenen, tentakelähnlichen Gliedmaßen. Sie gaben sehr viel gutes Fleisch ab. Dazu kam, wie immer, eine große Menge Trilobiten. Rüdiger fischte nicht nur um der Nahrung willen, sondern auch, um die Meeresfauna zu erforschen. Diesmal waren offensichtlich keine interessanten Exemplare dabei, und so wurden sie alle in der Küche verwertet. Rüdigers Hütte war mit genau registrierten und klassifizierten Trilobiten vollgestopft. Diese Forschungsarbeit rettete Rüdiger vor dem Wahnsinn; niemand neidete ihm dieses Hobby.
    Außer den Seetieren lag noch etwas Seegras vor dem Eingang des Hauptgebäudes, das man als Salat verwendete. Barrett hoffte, daß bald jemand diese Dinge einsammeln und kühlen würde, denn sonst verdarben sie schnell. Die Fäulnisbakterien arbeiteten in dieser Epoche der Erde noch sehr langsam, aber ein paar Stunden in warmer Luft genügten, um die Speisen zu verderben. Barrett humpelte in die Küche und fand drei Männer vor, die mit der Vorbereitung des Frühstücks beschäftigt waren. Sie nickte ihm zum Gruß zu.
    »Draußen liegt Rüdigers Fang«, sagte Barrett.
    »Er hätte Bescheid sagen können, oder?«
    »Vermutlich war niemand hier, dem er es hätte sagen können. Holt ihr die Sachen ’rein und legt sie kalt?«
    »Natürlich, sofort, Jim.«
    Für heute hatte Barrett sich vorgenommen, ein paar Leute für die Inlands-Expedition zusammenzustellen. Aus alter Tradition war das ein Unternehmen, das eigentlich er selbst leitete, aber seine Verletzungen am Fuß machten es ihm diesmal unmöglich, mitzugehen, geschweige denn die Gruppe anzuführen.
    In jedem Jahr wurde eine solche Expedition, die in großem Kreis um das Lager herum

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