Verbannte der Ewigkeit
führte, von den dazu fähigen Männern durchgeführt. Der Hauptgrund war, daß man immer wieder die fehlgegangenen Sendungen aus der Zeit der Experimente mit der Zeitmaschine fand, bevor das Lager eingerichtet worden war. Sehr oft waren nützliche Dinge dabei, und das Lager benötigte jede Lieferung aus der Zukunft dringend.
Natürlich hatte diese Expedition, die immer im Frühjahr stattfand, auch die Funktion, dem Jahr einen der seltenen Höhepunkte zu setzen. Das Dutzend Leute, das in Richtung auf den Inneren See aufbrach, vollzog so etwas wie einen Ersatz-Kult für das religiöse Fest des Jahreswechsels, obwohl es am Inneren See oder auf dem Weg dorthin nichts Mystisches zu tun gab, sondern man sich dort auch nur mit dem Fang, dem Verzehr und gelegentlichen Untersuchen von Trilobiten beschäftigte.
Diese Expedition bedeutete Barrett doch mehr, als ihm bisher bewußt geworden war – seit er an der Verletzung litt. Seit zwanzig Jahren hatte er die Expedition angeführt: über die monotonen Steinfelder, über schlüpfrige Abhänge, hinunter zur See, immer mit dem Blick nach Resten der Zeitexperimente. Er dachte mit einer gewissen Wehmut an die Trilobiten-Mahlzeiten, die sie um Mitternacht über einem Lagerfeuer zubereitet hatten, weit weg von dem täglichen Einerlei und der tristen Einöde des Hawksbill-Lagers. Hin und wieder sahen sie auf ihrem Weg einen Regenbogen der im Meer verschwand oder rochen den scharfen Ozongeruch nach einem Gewitter. Diese Expeditionen waren zu einem Angelpunkt im Jahr geworden, und sobald Barrett die grünlich-grauen Fluten des Inneren Sees entdeckt hatte, hatte er immer das Gefühl gehabt, nach Hause zu kommen.
Im letzten Jahr nun war er am Seeufer an einem mit losem Geröll bedeckten Abhang ins Rutschen gekommen, als er sich etwas zu weit vorgewagt hatte – er wußte heute noch nicht, warum er dieses Risiko eingegangen war. Manchmal schreckte er mitten in der Nacht aus drückenden Alpträumen hoch, in denen er den furchtbaren Moment noch einmal erlebte, als sein Bein unter schweren Felsbrocken begraben wurde und er das knirschende Geräusche brechender Knochen hörte. Auch der Rückweg, auf den Schultern zweier Kameraden, wurde zum Alptraum. Mehrmals hatte er, der er bisher noch niemandem zur Last gefallen war, gebettelt, ihn doch einfach zurückzulassen. In den Augenblicken, da er trotz der starken Schmerzen klar denken konnte, machte er sich Vorwürfe, seinen Kameraden so zur Last zu fallen.
Zuerst hatte es so ausgesehen, als ob der Fuß für immer verloren sei, aber Quesada hatte ihn vor einer Amputation bewahrt; der Fuß blieb dran, obwohl er ihn nie mehr auf den Boden setzen oder gar belasten konnte, ohne höllische Schmerzen zu erleiden. Es wäre einfacher gewesen, das lästige Anhängsel abzutrennen, aber Quesada hatte es abgelehnt.
»Wer weiß«, hatte er gesagt, »vielleicht schickt man uns eines Tages eine Transplantations-Ausrüstung. Ich kann keinen Fuß heilen, der abgetrennt ist. Ist er einmal ab, brauchen wir eine Prothese, und die werden wir wohl schon gar nicht bekommen.«
Also hatte Barrett seinen Fuß behalten, aber von diesem Tage an war er nie wieder der alte gewesen. Mit dem Blut hatte er damals noch viel mehr verloren.
Wer würde die Expedition in diesem Jahre anführen?
Quesada wäre wohl am geeignetsten gewesen, da er körperlich und geistig am gesündesten war, aber wurde dringend hier im Lager gebraucht.
Nach einer Weile entschloß Barrett sich, Charley Norton die Leitung der Expedition zu übertragen. Norton redete viel und war leicht erregbar, aber er besaß ebenso die Qualitäten einer Führungspersönlichkeit. Dann mußte er allerdings auch Ken Belardi mitschicken, Nortons Dauer-Gesprächspartner, denn Norton brauchte jemanden, mit dem er sich während des endlosen Marsches unterhalten konnte, und sei es auch nur über die schon x-mal diskutierten Themen.
Rüdiger? Er war der ruhende Pol der Expedition im letzten Jahr gewesen, als man Barrett hatte zurücktragen müssen. Er hatte einen klaren Kopf behalten, als die anderen Männer noch aufgeregt debattierend um ihren verletzten Anführer herumstanden. Aber Barrett brauchte die Stütze Rüdiger im Lager noch dringender, denn allein wurde er mit den Kranken, Invaliden und Psychopathen nicht fertig.
Schließlich hatte er vier Leute aus Rüdigers Fischfang-Team zusammen: Dave Burch, Mort Karsten, Sid Hutchett und Arny Jean-Claude. Kurz dachte er daran, Latimer mitzuschicken. Er war ein relativ
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