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Verbannte der Ewigkeit

Verbannte der Ewigkeit

Titel: Verbannte der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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mit Maßen betreibst. Zufrieden?«
    »Ja – ich verlange von dir nicht, daß du meinen Ansichten vorbehaltlos zustimmst – aber bitte schreibe mich nicht als einen Verrückten ab, nur weil ich einen Ausweg aus unserer Situation mit Hilfe der Psi-Kräfte suche. Es ist wichtig, daß du mich für normal hältst, denn sonst ist es sinnlos, daß ich dir etwas von Hahn berichte.«
    »Ich sehe da keine Verbindung.«
    »Ich kenne zwar Hahn erst seit einem Tag, aber nach allem, was ich feststellen konnte, bespitzelt er uns.«
    Barrett mußte sich beherrschen, um nicht laut loszulachen. »Er bespitzelt uns?« sagte er ruhig. »Don, das kann nicht dein Ernst sein. Wie kann er hier im Lager spionieren, und vor allem: was? Ich meine, selbst wenn wir hier einen Spion hätten, könnte er ja seine Informationen nicht weitergeben.«
    »Ich weiß auch nicht, wie er das machen wollte«, sagte Latimer, »aber er hat mir tausend Fragen gestellt – nach dir, Quesada, über Männer wie Valdosto. Er wollte einfach alles wissen.«
    »Nun, das ist die natürliche Neugier eines Neuen, der sich hier einleben muß.«
    »Jim, er macht sich Notizen. Als er dachte, daß ich schlafe, habe ich ihn beobachtet. Er saß noch zwei Stunden da und schrieb alles in ein kleines Buch.«
    Barrett runzelte die Stirn. »Vielleicht will er ein Buch über uns schreiben?«
    »Ich meine, er spioniert«, sagte Latimer. »er stellt Fragen und notiert die Antworten. Hast du schon versucht, etwas Näheres aus ihm herauszubekommen?«
    »Ja, aber es war vergeblich.«
    »Weißt du, warum er hierher geschickt wurde?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Er sagte etwas von einem politischen Verbrechen, aber es blieb alles ziemlich vage. Er scheint kaum genau zu wissen, was für eine Regierung im Augenblick an der Macht ist, viel weniger hat er eine eigene Meinung darüber. Ich konnte jedenfalls bei ihm keine philosophische Überzeugung feststellen.«
    Barrett sagte: »Auch für mich ist er ein Rätsel, aber für wen sollte er hier spionieren? Er hat keine Möglichkeit, seinen Bericht nach Oben zu schicken.«
    »Vielleicht hat man ihn nur geschickt, damit er verhindert, daß wir eine Möglichkeit finden, zu entkommen – und daß er deshalb mit seinem Leben im einundzwanzigsten Jahrhundert abgeschlossen hat. Diese Art Fanatiker, die für die Regierung alles tun, kennst du ja, wie ich denke.«
    »Allerdings, aber …«
    »Vielleicht hat man Oben Angst, daß wir einen Weg finden könnten, in die Zukunft zu reisen, oder daß wir die Zukunft verändern und stören könnten. Deshalb hat man Hahn geschickt, damit eine Bedrohung aus dieser Richtung von vornherein unterbunden wird. Nehmen wir nur meine psionischen Experimente.«
    Barrett blieb gleichmütig. »Ich glaube nicht, daß wir uns Sorgen zu machen brauchen, Don. Hahn ist etwas eigenartig, aber er ist sicher nicht hier, um uns Ärger zu machen – davon hat man uns ja schließlich schon genug beschert.«
    »Wirst du ihn trotzdem im Auge behalten, Jim?«
    »Ganz sicher; und teile mir bitte sofort mit, wenn du etwas Ungewöhnliches an ihm entdeckst. Immerhin hast du dazu die besten Möglichkeiten.«
    »Ich werde aufpassen, Jim. Wir können keine Spione von Oben bei uns gebrauchen.« Latimer erhob sich. »Ich lasse dich jetzt wieder allein«, fügte er hinzu.
    Latimer sah dem Kameraden nach, bis er nur noch ein kleiner Punkt in der Ferne war, dann suchte er seine Krücke und erhob sich. Stehend starrte er noch lange Zeit ins Wasser, dann wandte er sich um und machte sich ebenfalls an den Aufstieg zum Lager.

 
8
     
    Barrett konnte sich später nicht mehr erinnern, wann der Punkt gekommen war, von dem an er und seine Gruppe sich als Revolutionäre statt als Konterrevolutionäre betrachteten. Diese Veränderung in der Bezeichnung und im Selbstverständnis kam ungefähr um das Jahr 1990, als die früheren Revolutionäre, die Syndikalisten – die ja wirklich das alte System revolutionär abgeschafft hatten –, selbst zum Establishment geworden waren, und die damaligen Konterrevolutionäre entsprechend zu Revolutionären, die den Syndikalismus abschaffen wollten.
    Man erwartete die Revolution jetzt jeden Tag, jeden Monat, jedes Jahr. Es waren nur noch einige Dinge genau abzustimmen und zu planen, dann würde jemand das Zeichen geben, und die Revolutionäre aller Unions-Staaten würden sich erheben …
    Barrett bezweifelte die Realisierbarkeit dieser Aussichten nicht, jedenfalls noch nicht. Er tat seine Arbeit und hoffte auf den Tag,

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