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Verbannte der Ewigkeit

Verbannte der Ewigkeit

Titel: Verbannte der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Normalzustand akzeptiert. Die gesamte Nation hatte sich an sie gewöhnt und war zufrieden. Es gab immer weniger Unzufriedene. Wer wollte schon etwas mit Umstürzlern zu tun haben, wenn die Regierung sich nach und nach immer mehr zum Vorteil des einzelnen Bürgers veränderte? Nur die Verbitterten, Uneinsichtigen, die fanatischen Zerstörer liefen der Untergrundbewegung noch zu. Ende des Jahres 1993 sah es so aus, als würden sich die Untergrundbewegungen auflösen.
    Im Dezember 1993 allerdings gab es einen Wechsel in der höchsten Spitze des Regimes. Kanzler Arnold, der das Land acht Jahre regiert hatte, starb plötzlich an einem Herzinfarkt, wie es offiziell hieß. Er war nur neunundvierzig Jahre alt geworden, und sofort gab es auch Gerüchte, daß er umgebracht worden war. Natürlich brachten die Syndikalisten sofort einen neuen Mann ihres Vertrauens nach vorn: Thomas Danteil, der sich seine politischen Sporen als Innen- und Polizeiminister des Landes verdient hatte. Die strategisch geschickte Toleranz gegenüber den Untergrundgruppen – mit der Hoffnung, sie würden sich selbst auflösen, wenn keine neuen Leute hinzukamen – war plötzlich beendet. Eine Verhaftungswelle rollte an.
    »Vielleicht trennen wir uns für eine Weile«, sagte Pleyel mißmutig im Frühling 1994. »Man ist uns dicht auf den Fersen. Bisher hatten wir bereits einige wichtige Verhaftungen, und langsam arbeitet man sich an die Führungskader heran.«
    »Wenn wir uns auflösen, bekommen wir die Bewegung nie wieder unter einen Hut«, warf Barrett ein.
    »Besser, wir halten uns für ein halbes Jahr zurück«, argumentierte Pleyel, »als daß wir auf zwanzig Jahre hinter Gitter gehen.«
    Man diskutierte die Sache aus, und in der Abstimmung unterlag Pleyel. Er nahm die Niederlage gelassen auf und bat nur, bis zu seiner Verhaftung, mit der er offensichtlich jeden Tag rechnete, weiterarbeiten zu dürfen. Diese Episode deutete allerdings schon an, daß Barrett immer mehr zur wichtigsten Person der Gruppe wurde. Pleyel war der theoretische Führer, der sich aber immer mehr der Gruppe entfremdete, sich zu sehr in Theorien verlor. Wenn es um die Bewältigung realer Probleme und Aufgaben ging, hielt man sich an Barrett.
    Barrett war jetzt sechsundzwanzig Jahre alt und körperlich von gewichtiger Statur. Er schien unerschöpfliche Energie zu besitzen, und oftmals setzte er sie auch direkt in Aktion um. Einmal kam er hinzu, wie drei Mädchen, die Flugblätter verteilten, von einer Bande Jugendlicher zusammengeschlagen und vergewaltigt werden sollten, und er räumte unter ihnen auf wie einst Samson unter den Philistern. Meist allerdings beherrschte er sich.
    Er lebte jetzt sieben Jahre mit Janet zusammen, und keiner von ihnen hatte jemals an eine formelle Heirat gedacht, obwohl die Qualität ihres Zusammenlebens dem praktisch gleichkam. Sie ließen sich gegenseitig sehr viel Freiheit, und trotzdem fühlten sie sich einander stärker verbunden, als es jemals mit einem offiziellen Dokument hätte besiegelt werden können. Daher traf es ihn auch wie ein Blitz aus heiterem Himmel, als sie an einem heißen Sommertag 1994 verhaftet wurde.
    Barrett selbst war an diesem Tag in Boston und überprüfte Meldungen, wonach die Cambridge-Gruppe von Regierungsagenten infiltriert worden sei. Am späten Nachmittag geschah es – er war gerade unterwegs zur Subway, als sein Mini-Empfänger hinter dem linken Ohr sich meldete und Jack Bernstein fragte: »Wo bist du jetzt, Jim?«
    »Auf dem Weg zurück, kurz vor der Bahn. Was gibt’s?«
    »Nimm nicht die Zweiundvierzigste, und steige auf jeden Fall in White Plains aus. Ich treffe mich dort mit dir.«
    »Was ist passiert, Jack?«
    »Ich erzähle es dir dann.«
    »Nein, ich will es jetzt wissen.«
    »Besser nicht«, sagte Bernstein. »Bis in zwei Stunden!«
    Der Kontakt wurde unterbrochen. Barrett versuchte, Bernstein in New York zu erreichen, aber er bekam keine Antwort. Er rief Pleyel an, aber diese Leitung war tot. Er versuchte Janet zu Hause zu erreichen, aber sie war nicht da. Mit einem unguten Gefühl gab er seine Versuche auf. Außerdem, so überlegte er, könnte es zu Schwierigkeiten kommen, wenn er in diesem Augenblick die anderen anrufen würde. Er versuchte, die Zeit totzuschlagen, während der Zug mit zweihundert Stundenkilometern in Richtung Boston – New York raste. Barrett ärgerte sich über die Angewohnheit Bernsteins, ihm immer wieder kleine, fast sadistische Nadelstiche zu versetzen. Das war typisch für ihn;

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