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Verbannte der Ewigkeit

Verbannte der Ewigkeit

Titel: Verbannte der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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nur verrückt sein! Eine Barriere von einer Milliarde Jahre machte die Zustellung eines solchen Berichts an seine Empfänger unmöglich. Also litt auch Hahn an Illusionen, genau wie Altmann, Valdosto und die anderen. In seinem fiebrigen Geist meinte er, Nachrichten an Oben schicken zu können! Das brachte Hahn auf einen furchtbaren Gedanken: Hahn mochte verrückt sein, aber er konnte es nicht hier im Lager geworden sein. Er war schon wahnsinnig gewesen, als er hier ankam. Benutzte man das Lager jetzt auch als Aufbewahrungsort für Geisteskranke?
    Ganz undenkbar war es nicht. Würde jetzt ein ganzer Schwung Wahnsinniger aus dem Hammer herauskommen? Psychopathen würden nach und nach die Männer, die in Ehren an ihrem Schicksal zerbrochen waren, allmählich verdrängen.
    Barrett erschauderte bei dieser Vision. Er faltete Hahns Aufzeichnungen zusammen und gab sie an Latimer zurück, der ein paar Meter entfernt abwartend saß und ihn aufmerksam musterte.
    »Was hältst du davon?« fragte er.
    »Ich glaube, es ist schwer zu beurteilen, wenn man es nur einmal gelesen hat.« Barrett preßte eine Hand gegen die Stirn. »Aber vielleicht ist unser Freund Hahn selbst geistesgestört. Ich glaube nicht, daß das die Arbeit eines Normalen ist.«
    »Du glaubst nicht, daß er ein Spion von Oben ist?«
    »Nein, ganz sicher nicht. Ich glaube allerdings, daß er sich für einen solchen Spion hält. Das ist es, was mich an diesem Geschreibe stört.«
    »Was hast du mit ihm vor?« fragte Altmann.
    »Beobachten und abwarten«, sagte Barrett ruhig. »Bringt diese Papiere wieder zurück, wo ihr sie gefunden habt. Achtet darauf, daß Hahn nicht den geringsten Hinweis darauf findet, daß man sie gelesen hat.«
    »Selbstverständlich, Jim.«
    »Und kommt sofort zu mir, wenn ihr meint, daß es etwas gibt, das ich wissen müßte. Vermutlich ist Hahn krank, und er braucht vielleicht alle Hilfe, derer wir fähig sind.«

 
11.
     
    Barrett hatte nach Janet nie wieder eine feste Freundin. Er wohnte und lebte allein, allerdings machte er hin und wieder flüchtige Bekanntschaften, die er aber nie vertiefte, da er sich an Janets Schicksal zumindest mitschuldig fühlte und das gleiche keinem anderen Mädchen zumuten wollte. Natürlich, sagte er sich, ist es unsinnig, sich selbst die Schuld an ihrer Verhaftung zuzuschreiben. Schließlich war sie eher im Untergrund gewesen als er, und die Polizei hatte sie zweifellos schon geraume Zeit vor ihm überwacht. Als man sie dann schnappte, war es vielleicht doch nur ihretwegen geschehen und nicht, um dadurch Barrett zu treffen und zu verwarnen. Trotzdem wurde er dieses Schuldgefühl nie ganz los, diese Angst, die Mädchen, die er später kennenlernte, auch zu gefährden.
    Seit einiger Zeit war er anerkannter Führer der New Yorker Gruppe der Bewegung, und das verlieh ihm in gewisser Weise das Charisma einer Persönlichkeit, auf die die Mädchen nur so flogen. Pleyel hatte sich in den Elfenbeinturm der Theorie zurückgezogen, während Barrett die tägliche Routinearbeit für die Organisation erledigte. Er verschickte Flugblätter, plante und koordinierte die Aktionen in der Umgebung. Er wurde zum Mittelpunkt der Bewegung, der Held des Untergrunds und wurde schon seit längerem zur alten Garde der Revolutionäre gerechnet. Er war jetzt fast dreißig.
    Ständig kam jetzt frisches Blut in die Bewegung, die Mitgliederzahl stieg permanent an, was nicht zuletzt auf die Law and Order -Kampagnen von Kanzler Danteil zurückzuführen war. Er führte den Staat mit straffer Hand, und jedesmal, wenn seine Büttel um Mitternacht an einer Tür klopften, entstanden neue Revolutionäre. Jack Bernsteins Befürchtungen, daß die Bewegung sich unter dem neuen Regime totschrumpfen würde, erfüllte sich nicht. Die Regierung machte Fehler und konnte auf totalitäre Maßnahmen nicht verzichten, und so überlebte der Untergrund nicht nur, sondern er wuchs von Jahr zu Jahr. Kanzler Arnold war seinerzeit gerissener vorgegangen, aber er war ja inzwischen tot.
    Unter den neuen Leuten, die Ende der 90er Jahre in die Bewegung eintraten, war auch Bruce Valdosto. Er kam eines Tages einfach an, voller Haß und Wut auf das System. Sein Vater hatte in Los Angeles eine Gaststätte betrieben, und er hatte eines Tages, als es ihm zuviel wurde, die Steuereintreiber der Regierung aus dem Haus gejagt. Man kam am nächsten Tag mit Verstärkung wieder und hatte vor Bruce Valdostos Augen den alten Valdosto zu Tode geprügelt. Bruce war vier Wochen

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