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Verbannte der Ewigkeit

Verbannte der Ewigkeit

Titel: Verbannte der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Namen von führenden Leuten der Befreiungsfront an. Natürlich hatte er sich diese Namen nur ausgedacht, und Bernstein wußte das, aber er war zufrieden. Er wollte Barretts Kapitulation, mehr nicht.
    »Die Verhandlung ist in der nächsten Woche«, sagte Bernstein.
    »Glückwunsch«, sagte Barrett. »Du hast hervorragende Arbeit geleistet, meinen Widerstand zu brechen. Ich bin am Ende. Du hast deinem Berufsstand alle Ehre gemacht, Jack.«
    Bernsteins Blick schien ihn zu durchbohren …
    Die Verhandlung war schnell vorbei. Es gab keine Richter, keine Geschworenen, keine Anwälte, keine Zuschauer. Barretts »Geständnis« wurde einfach in einen Computer gefüttert, dazu der Bericht des Verhörspezialisten. Bei dieser Prozedur ließ es sich nicht vermeiden, ein Datum zu nennen, und Barrett erfuhr, daß es Sommer 2008 war. Er hatte zwanzig Monate im Verhörlager zugebracht.
    »Das Urteil lautet auf schuldig«, schnarrte die Maschine. »James Edward Barrett, Sie werden zu lebenslänglicher Haft verurteilt und zu diesem Zweck in das Hawksbill-Lager eingewiesen.«
    »Wohin?«
    Aber er bekam keine Antwort, man führte ihn einfach hinaus.
    Hawksbill-Lager, dachte er. Ob es etwas mit Hawksbills Zeitmaschine zu tun hat?
    Er fand es sehr schnell heraus.
    Man führte ihn in einen riesigen Saal, angefüllt mit gigantischen Maschinen, im Zentrum des Ganzen stand eine glühende Metallplatte von ungefähr sechs Metern Durchmesser. Darüber war ein Arrangement von Maschinen von sicherlich etlichen Tonnen Gewicht zu sehen. Barrett hatte den Eindruck, vor einem prähistorischen Monstrum zu stehen, das im nächsten Augenblick zuschlagen wollte … oder vielleicht sah es eher aus wie ein Hammer, der jeden Augenblick auf den Amboß niedersausen konnte. Im Raum wimmelte es von Technikern, die sich an ihren Geräten zu schaffen machten. Niemand sagte ein Wort zu Barrett. Er wurde auf die große, amboßähnliche Platte gelegt. Um ihn herum herrschte große Betriebsamkeit; ein Haufen Aufwand für einen politischen Gefangenen, dachte er. Schickte man ihn jetzt ins Hawksbill-Lager?
    Plötzlich glühte es um ihn herum dunkelrot auf.
    Aber nichts geschah. Reglos lag Barrett da und fühlte sich ein wenig komisch. Eine Stimme im Hintergrund sagte: »Sender geeicht?«
    »Genau. Er geht eine Milliarde Jahre zurück.«
    Barrett zuckte zusammen. »Halt, halt!« rief er verzweifelt. »Eine Milliarde Jahre …!«
    Man ignorierte ihn. Er konnte sich nicht bewegen. Plötzlich lag ein hohes Heulen in der Luft, es roch nach Ozon. Dann spürte er einen Schmerz, den durchdringendsten, schrecklichsten Schmerz in seinem bisherigen Leben. War der Hammer niedergesaust und hatte ihn zerdrückt …? Er konnte nichts mehr sehen, war plötzlich im Nichts …
    … er fiel … er fiel …
    Und fand sich plötzlich verwirrt und schwitzend in einem anderen Raum wieder. Um ihn herum standen ein paar Apparate, nur etwas kleiner als die, die er bereits gesehen hatte, aber im Gegensatz zu vorher starrten ihn Gesichter an. Das waren nicht die kalten, unpersönlichen Gesichter der Techniker. Er erkannte einige der Gesichter verschwommen: Mitglieder der Befreiungsfront, Gesichter von Männern, die er zum Teil Jahre nicht mehr gesehen hatte. Männer, die verschwunden waren.
    Unter ihnen war auch Pleyel, der Tränen in seinen sanften Augen hatte …
    Rauh sagte Barrett: »Ist das das Hawksbill-Lager?«
    »Ja, das ist das Hawksbill-Lager.«
    »Wo befinde ich mich? Wo liegt dieses Lager?«
    »Nicht wo, sondern wann, Jim. Wir sind eine Milliarde Jahre in der Vergangenheit der Erde.«
    »Nein …« Barrett schüttelte benommen den Kopf. Also funktionierte Hawksbills Zeitmaschine, die Gerüchte hatten gestimmt. Ob Janet auch hier war? Er fragte nach ihr. Nein, sagte Pleyel ihm. Hier waren nur Männer, etwa zwanzig oder dreißig, die irgendwie überlebten.
    Barrett zögerte, das Gehörte zu akzeptieren. Aber dann half man ihm vom Amboß, führte ihn nach draußen, um ihm die Welt zu zeigen, in der er jetzt leben mußte. Mit wachsendem Staunen starrte er hinaus auf die grauen Felsen, die graue See, die zerrissene, unbewohnte Küste, und die Wirklichkeit schlug über ihm mit noch größerer Wucht zusammen, als der Hammerschlag ihn getroffen hatte. Barrett wurde bewußtlos.

 
14.
     
    In der Dunkelheit des Raumes bemerkte Hahn Barrett nicht sofort. Er richtete sich auf, schüttelte den Kopf, um die Benommenheit des Zeitschocks zu vertreiben. Nach ein paar Sekunden schwang er sich vom

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