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Verblendung

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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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es dieses biblische Kauderwelsch, das irgendwie mit Bestrafung und Reinigung zu tun hat, vielleicht könnte das ein Psychiater entwirren. Jedenfalls war er ein Serienmörder.«
    Er überlegte kurz, bevor er fortfuhr: »Gottfried wollte Frauen ermorden und kleidete seine Handlungen in ein pseudoreligiöses Gewand. Aber Martin tat nicht einmal so, als habe er einen Vorwand. Er war perfekt organisiert und mordete systematisch. Außerdem konnte er genug Geld für sein Hobby ausgeben. Und er war schlauer als sein Vater. Jedes Mal, wenn Gottfried eine Leiche hinterließ, bedeutete das eine polizeiliche Ermittlung sowie ein gewisses Risiko, dass ihm jemand auf die Spur kommen oder zumindest die Morde miteinander in Verbindung bringen könnte.«
    »Martin Vanger hat sein Haus in den siebziger Jahren gebaut.«
    »Ich glaube, Henrik erwähnte, dass es 1978 war. Er ließ sich einen fensterlosen schallisolierten Raum mit einer Stahltür einbauen.«
    Sie schwiegen eine Weile, während Mikael überlegte, was für Gräuel sich ein Vierteljahrhundert lang mitten in der Idylle der Hedeby-Insel abgespielt haben mussten. Lisbeth brauchte darüber nicht nachzudenken, sie hatte die Videosammlung gesehen. Sie bemerkte, dass Mikael unbewusst seinen Hals berührte.
    »Gottfried hasste Frauen und brachte seinem Sohn bei, Frauen zu hassen, während er ihn gleichzeitig vergewaltigte. Aber es gab da auch noch einen gewissen Unterton … Ich glaube, dass Gottfried davon träumte, sein gelinde gesagt perverses Weltbild mit seinen Kindern zu teilen. Als ich nach Harriet fragte, seiner eigenen Schwester, sagte Martin: ›Wir haben versucht, mit ihr zu reden. Aber sie war nur eine gewöhnliche Fotze. Sie wollte Henrik alles erzählen.‹«
    Lisbeth nickte. »Ich habe ihn gehört. Ungefähr in dem Moment bin ich in den Keller gekommen. Und das bedeutet, wir wissen, wovon ihr geheimnisvolles Gespräch mit Henrik hätte handeln sollen.«
    Mikael runzelte die Stirn.
    »Nicht ganz.« Er überlegte kurz. »Denk an die chronologische Abfolge. Wir wissen nicht, wann Gottfried seinen Sohn zum ersten Mal vergewaltigt hat, aber er hat Martin mitgenommen, als er 1962 in Uddevalla Lea Persson ermordete. Ertrunken ist er 1965. Davor hatten er und Martin versucht, mit Harriet zu reden . Was sagt uns das?«
    »Gottfried hatte es nicht nur auf Martin abgesehen, sondern auch auf Harriet.«
    Mikael nickte. »Gottfried war der Lehrmeister. Martin war der Lehrling. Harriet war ihr … ja, was, ihr Spielzeug?«
    »Gottfried hat Martin beigebracht, seine Schwester zu ficken.« Lisbeth tippte auf die Polaroidaufnahmen. »Man kann anhand dieser beiden Bilder schwerlich beurteilen, wie sie diese Spiele fand, weil man ihr Gesicht nicht sieht. Aber sie versucht, sich vor der Kamera zu verstecken.«
    »Sagen wir mal, es fing an, als sie vierzehn war, 1964. Sie wehrte sich - konnte es nicht akzeptieren , wie Martin sich ausdrückte. Das drohte sie also auszuplaudern. Martin hatte in diesem Zusammenhang sicher nicht viel zu sagen, sondern ordnete sich einfach seinem Vater unter, aber Gottfried und er hatten eine Art … Pakt, in den sie Harriet einzuweihen versuchten.«
    Lisbeth nickte. »In deinen Notizen steht, dass Henrik im Winter 1964 Harriet in sein Haus ziehen ließ.«
    »Henrik merkte, dass in ihrer Familie etwas schieflief. Er hielt die Streitereien und Reibereien zwischen Gottfried und Isabella für die Ursache und nahm Harriet zu sich, damit sie ihren Frieden hatte und sich aufs Lernen konzentrieren konnte.«
    »Womit er Gottfried und Martin einen Strich durch die Rechnung machte. Sie konnten ihrer nicht so leicht habhaft werden und ihr Leben kontrollieren. Aber hie und da … wo geschah der Übergriff?«
    »Es muss in Gottfrieds Häuschen gewesen sein. Ich bin ziemlich sicher, dass diese Bilder dort aufgenommen wurden - das lässt sich leicht nachprüfen. Die Hütte ist perfekt gelegen, isoliert und weit weg von der Stadt. Dann besoff Gottfried sich ein letztes Mal und ertrank ganz undramatisch.«
    Lisbeth nickte nachdenklich. »Harriets Vater hatte Sex mit ihr oder versuchte es zumindest, aber vermutlich hat er sie nicht in das Geheimnis seiner Morde eingeweiht.«
    Mikael musste den Schwachpunkt in seiner Theorie zugeben. Harriet hatte die Namen von Gottfrieds Opfern niedergeschrieben und mit den Bibelzitaten in Verbindung gebracht, aber ihr Interesse an Bibelkunde war erst im letzten Jahr ihres Lebens aufgekommen, also bereits nach dem Tod ihres Vaters. Er

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