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Verborgen im Niemandsland

Verborgen im Niemandsland

Titel: Verborgen im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
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begrüßten sie mit großer Freude und Erleichterung. Eiligst fuhren sie in ihre warme Kleidung und machten sich dann mit Heißhunger über das Essen und den heißen Tee her, während Silas und die drei anderen Männer den Wagen vom Floß und hinauf auf ebenes Land zogen. Als es wieder zurück ans Ostufer ging, um den nächsten Wagen zu holen, waren sie mit an Bord, wurde jetzt doch jede kräftige Hand gebraucht, und sie hatten sich ihrer Meinung nach lange genug ausgeruht. Abby und auch Silas Mortlock sahen das zwar anders und hatten sie überreden wollen, noch eine Weile auf der anderen Seite zu bleiben und sich zu schonen, aber darauf hatten sich Andrew und Terence nicht eingelassen.
    Die Rückfahrt mit dem unbeladenen Floß ging rasch vonstatten, hängten sich doch jetzt sechs kräftige Männer an das Seil. Schon bevor sie auf der anderen Seite eintrafen, schallten ihnen ärgerliche Stimmen entgegen, die von einem handfesten und lautstarken Streit zwischen Henry Blake und dem kleinwüchsigen Arthur Watling kündeten.
    Wie sich herausstellte, hatte Henry Blake den Streit heraufbeschworen. Während alle anderen mit banger Spannung die erste Überfahrt beobachtet hatten, war er auf den Kutschbock seines Planwagens gestiegen und hatte ihn aus einer der hinteren Reihen einfach vorgezogen und ihn vor das Fuhrwerk von Arthur Watling gestellt, das eigentlich als nächstes über den Fluss gebracht werden sollte. Ein typisches Beispiel seines Egoismus und seiner unkameradschaftlichen Eigenmächtigkeit.
    »Blas dich doch bloß nicht so auf, du Zwerg!«, drohte Henry Blake gerade und baute sich vor Arthur Watling auf, als Abby, Andrew und die anderen vom Floß an Land sprangen. »Wenn sich hier einer vorgedrängt hat, dann bist du das gewesen! Immerhin wäre ich heute im Treck an zweiter Stelle gefahren, während du Frosch...«, er tippte ihm mit steifem Zeigefinger so hart vor die Brust, dass Arthur Watling unwillkürlich einen Schritt zurück machte, »... ein halbes Dutzend Wagen hinter mir meinen Staub gefressen hättest!«
    Seine Frau Jane schüttelte dazu nur verständnislos den Kopf, wagte jedoch nicht, ihren Mann zum Einlenken zu bewegen, fürchtete sie doch, seinen Jähzorn auf sich zu ziehen. Dann musste sie mit Schlägen rechnen.
    »Darum geht es überhaupt nicht!«, protestierte Arthur Watling erbost. »Mir ist es völlig gleich, wer vorn und wer hinten fährt und wer hier wann über den Fluss kommt! Was mich stört, ist, dass du immer meinst, aus der Reihe tanzen zu können! Die Wagen sind gestern nun mal anders aufgestellt worden. Und weil dir das nicht gepasst hat, hast du dich mit deinem Wagen einfach vorgedrängt!«
    »Ja, sag dem Großmaul nur die Meinung!«, rief Stuart Fitzroy, und auch andere bedachten Henry Blake mit aufgebrachten Zurechtweisungen.
    Silas Mortlock griff nun ein und machte dem Streit kurz und energisch ein Ende, indem er, an Henry Blake gewandt, sagte: »Bitte, nur zu, Henry! Bring deinen Wagen selber über den Fluss, wenn du nicht warten kannst, bis du an der Reihe bist. Aber keiner von uns wird dabei mit dir am Seil stehen!« Das beifällige Kopfnicken der anderen Männer bestätigte, dass niemand auf Henrys Seite war. »Also, was ist? Entscheide dich, und zwar schnell! Wir haben keine Zeit zu vertrödeln.«
    Wütend presste Henry die Lippen zusammen und gab sich geschlagen. »Wirklich eine feine Gesellschaft, in die ich da geraten bin«, murmelte er ergrimmt vor sich hin, während Silas Mortlock und seine Crew sich daran machten, das Fuhrwerk von Deborah und Arthur Watling sicher auf das schwankende Floß zu bringen. Er selbst tat dazu keinen Handschlag. Doch bei der Überfahrt packte auch er mit an und leistete seinen Einsatz am Seil auf dem Floß.
    Abby beobachtete ihn im Laufe des Tages argwöhnisch. Aber so unsympathisch ihr seine großspurige und selbstsüchtige Art auch war, so musste sie doch anerkennen, dass er sich nicht vor harter Arbeit drückte. Im Gegenteil, an diesem langen, mühseligen Tag weigerte er sich mehrmals, sich am Seil ablösen zu lassen. Es war, als wollte er damit wieder gutmachen, was er sich am Morgen bei vielen von ihnen verscherzt hatte.
    Und dennoch blieb in ihr ein starkes Unbehagen zurück. Ein dermaßen selbstsüchtiger und unbeherrschter Mann, der sich nicht einordnen konnte und der in allen Dingen stets seinen Kopf durchsetzen wollte, war in einer Schicksalsgemeinschaft wie der ihren wie ein Dorn im Fleisch. Und bekanntlich führte ein solcher Dorn

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