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Verborgen im Niemandsland

Verborgen im Niemandsland

Titel: Verborgen im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Hulks zu erzählen, abgetakelten und wurmzerfressenen Schiffen, die außer Dienst gestellt worden waren und die nun als bessere Wracks in allen großen englischen Häfen im Uferschlick lagen, als Gefängnisse dienten und nicht ohne Grund »Rattenschloss« genannt wurden.
    Ihre persönlichen Geschichten, die sie einander in dieser Nacht anvertrauten, knüpften ein Band der Freundschaft. Und als sie sich schließlich auf ihr armseliges Bett aus Eukalyptusblättern legten, fragte Andrew: »Würdest du mir einen Gefallen tun?«
    »Wenn er nichts mit Schwimmen und solchen Dingen zu tun hat, können wir darüber reden, Chandler.«
    »Lass das >Chandler< und sag bitte zukünftig Andrew.«
    Einen Augenblick blieb es still. Dann kam ein leises, aber warmes Lachen aus der Dunkelheit. »Gerne... Andrew. Und um was für einen Gefallen geht es?«
    »Das war er. Gute Nacht, Terence.«
    »Ja, aber ganz bestimmt mit mindestens einem offenen Auge und einem wachen Ohr«, sagte Terence. »Möchte nämlich nicht im Schlaf von ausgehungerten Dingos überfallen werden, die uns womöglich für leichte Beute halten!«

Neuntes Kapitel
     
    Die Nacht verlief ruhig und brachte keine unangenehmen Überraschungen. Es blieb trocken und windstill und hungrige Dingos auf Beutezug zeigten sich auch nicht in ihrer Nähe. Aber die Nachtstunden mit einem offenen Auge und einem wachen Ohr zu verbringen, wie Terence es sich vorgenommen hatte, erwies sich angesichts ihrer Erschöpfung als hoffnungslose Zumutung an ihren Körper. Denn dieser forderte unbekümmert seinen Tribut an Schlaf.
    Erst in den frühen Morgenstunden, kurz vor dem Einsetzen der Dämmerung, holte sie die empfindliche Nachtkälte des australischen Winters aus den Tiefen ihres todesähnlichen Schlafs. Es war so bitterkalt geworden, dass sie sich nicht schämten, sich wie verängstigte Kinder, die sich in einem Wald verlaufen hatten, aneinander zu kauern, um sich mit ihrem Körper gegenseitig ein wenig Wärme zu spenden.
    Früh, noch vor dem Aufhellen des Himmels im Osten, erwachte auch das Lager auf der anderen Seite des Flusses zu geschäftigem Treiben. Jeder wusste, dass ihnen ein langer Tag mit zahllosen Überfahrten über den Muddy River bevorstand, und man bereitete sich noch im Dunkel auf das erste Übersetzen vor.
    Andrew und Terence legten sich noch einmal kräftig ins Zeug, um das Führungsseil, das sich im Laufe der Nacht im Wasser etwas gedehnt hatte, so straff wie möglich zu spannen. Dann gaben sie das Zeichen, dass ihre Kameraden am anderen Ufer nun die erste Fahrt mit dem Floß wagen konnten.
    Dass Abby es sich nicht nehmen ließ, bei dieser ersten Überquerung mit der primitiven Fähre dabei zu sein, verstand sich von selbst. Sie hatte eine unruhige Nacht verbracht, in Gedanken mit ihrem Mann und Terence Rigby gelitten, und es drängte sie nun, ihnen endlich warme Kleidung und etwas Heißes zu essen und zu trinken zu bringen.
    Als Erstes wurde der Wagen von Glenn Osborne und seiner Frau Cecile auf die Plattform bugsiert und mit Stricken festgezurrt, sodass er sich nicht beim Schwanken des Gefährts in Bewegung setzen konnte. Dann traten vier der kräftigsten Männer, unter ihnen Silas Mortlock und der bärenstarke Schmied Vernon Spencer, zwischen den beiden Führungsrollen an das Seil und begannen, das schwer beladene Floß auf den Fluss hinauszuziehen.
    »Legt euch nur ordentlich in die Seile, Männer!«, rief Terence ihnen fast vergnügt über das Wasser zu, als er und Andrew beobachteten, wie sehr sie sich abmühen mussten, um das Floß gegen die Strömung über den Muddy River zu ziehen. Die Fähre aus Baumstämmen ragte kaum mehr als eine Handbreit aus den schnell dahinfließenden lehmbraunen Fluten auf, und gelegentlich schwappte eine Welle über den Rand und umspülte die schweren Stiefel der Männer, gurgelte um die Räder des Wagens und floss auf der anderen Seite der Plattform wieder ab.
    Die Männer benötigten eine gute Viertelstunde, um das Floß über den Fluss zu ziehen. Diese erste Überquerung gab ihnen einen Vorgeschmack auf die Strapazen, die an diesem Tag noch auf sie warteten. Es war sogar fraglich, ob sie es an einem Tag überhaupt schaffen würden, alle Wagen, Pferde, Ochsen und das andere Vieh auf das andere Ufer überzusetzen.
    Abby hatte sich vorsorglich die Stiefel ausgezogen und sprang, beladen mit einem Bündel Kleidern und einem Korb mit Essen, sofort vom Floß, sowie das Gefährt in knietiefes Ufergewässer glitt.
    Andrew und Terence

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